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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Performance war. Sie wollte natürlich wissen, worüber wir so lange geredet hatten. Ich hab ihr weisgemacht, ich hätte Sie um einen Rat gebeten, wie ich zum Fernsehen kommen kann.«
    »Und? Hab ich dir einen gegeben?«
    Donna lächelte verschmitzt. »Ich hab erzählt, Sie hätten mir geraten, erst die Schule abzuschließen, bevor ich an eine Fernsehkarriere denke. Und das Dummchen hat’s geglaubt. Obwohl natürlich jeder wissen müßte, daß Sie so was Langweiliges nie sagen würden. Damit labert mir nur meine Mum die Ohren voll.«
    »Ich verspreche dir, daß ich nie so etwas Langweiliges sagen werde. Und nun zu uns beiden. Leider hab ich in den kommenden Tagen schrecklich viel um die Ohren. Aber Freitag vormittag habe ich Zeit, und ich könnte leicht einen Termin für Probeaufnahmen mit dir arrangieren. Wir haben dafür ein kleines Studio oben im Nordosten.«
    Donna machte große Augen. »Ist das Ihr Ernst? Probeaufnahmen fürs Fernsehen?«
    »Versprechen kann ich’s nicht. Aber bei deinem Aussehen … und du hast eine schöne Stimme. Es geht eigentlich nur noch um die Frage, ob ich mich wirklich auf deine Verschwiegenheit verlassen kann.«
    Sie sah ihn bestürzt an. »Ich hab Ihnen doch gesagt, daß ich niemandem was erzählt habe.«
    »Aber kannst du das bis Donnerstag abend durchhalten?« Er zog eine Fahrkarte aus der Jackentasche. »Hier – das ist ein Ticket nach Five Walls in Northumberland. Du nimmst am Donnerstag den Drei-Uhr-fünfundzwanzig-Zug nach Newcastle. Da steigst du um in den Zug, der zehn vor acht nach Carlisle abfährt. Ich kann dich nicht am Bahnsteig abholen, wir wollen ja nicht, daß irgend jemand zwei und zwei zusammenzählt. Aber ich warte auf dem Parkplatz in einem Land Rover auf dich. Wir kümmern uns um ein Zimmer für dich, und am nächsten Morgen machen wir dann die Probeaufnahmen.«
    Sie zögerte. »Meine Mum rastet aus, wenn ich über Nacht wegbleibe und sie nicht weiß, wo ich bin.«
    »Du kannst sie Freitag morgen aus dem Studio anrufen«, sagte er. Und um sie endgültig zu überzeugen: »Schau mal, wenn sie früher was davon erführe, würde sie dir die Probeaufnahmen bestimmt nicht erlauben. Das ist doch so, oder?«
    Wie immer hatte er richtig kalkuliert. Donna wußte, daß ihre ehrgeizige Mutter ihr bestimmt nicht erlauben würde, in einer Game-Show aufzutreten, statt nach dem Schulabschluß zur Uni zu gehen und etwas Vernünftiges zu studieren.
    Schluß mit allen Zweifeln und Skrupeln. Sie sah ihn mit verführerischem Augenaufschlag an. »Ich werd ihr kein Wort sagen«, versprach sie feierlich.
    »Braves Mädchen. Ich hoffe, du hältst dich daran. Ein einziges falsches Wort, und das Projekt könnte platzen. Und das würde nicht nur eine Menge Geld kosten, sondern einige Leute auch den Job. Ich sag dir, wie so was laufen kann. Du erzählst’s unter dem Siegel der Verschwiegenheit deiner besten Freundin, und die sagt’s ihrer Schwester. Die Schwester sagt’s ihrem Freund, und der erzählt es seiner Schwägerin. Nur, diese Schwägerin ist zufällig Reporterin oder Angestellte bei einem Konkurrenzsender. Und schon ist die Show tot. Und mit ihr deine große Chance. Im Showgeschäft darf man sich keinen Patzer erlauben, schon gar nicht am Anfang einer Karriere. Du mußt eine Menge Erfolge vorweisen können, bevor die Fernsehbosse bereit sind, dir einen Fehler zu verzeihen.« Jacko beugte sich zu ihr hinüber und legte ihr die Hand auf den Arm. Nur ein kleiner Vorgeschmack darauf, wie sehr seine Nähe sie bald erregen würde.
    »Ich verstehe«, sagte Donna mit der Intensität einer Vierzehnjährigen, die sich für erwachsen hielt und nicht verstehen konnte, weshalb die anderen Erwachsenen, zum Beispiel ihre Eltern, ihr den Zutritt in die Wunderwelt ihrer Geheimnisse verwehren wollten.
    »Kann ich mich auf dich verlassen?«
    Sie nickte. »Ich werd Sie nicht enttäuschen. Nicht in diesem Punkt und auch sonst nicht.«
    Die versteckte sexuelle Anspielung war unüberhörbar. Vermutlich war sie noch Jungfrau. Das schloß er jedenfalls aus ihrem Hunger nach Zärtlichkeiten. Sie wollte sich ihm wie eine Vestalin zum Opfer darbringen.
    Er rutschte näher zu ihr hinüber und berührte mit geschlossenen Lippen ihren weichen, gierigen Mund, der sich sofort öffnete. Er wich ihr aus. Sie war enttäuscht, aber auch dafür wußte er ein Trostpflaster: sein Lächeln. Ein paar Sehnsüchte mußten immer unerfüllt bleiben. Der älteste Trick im Showgeschäft, und doch verfehlte er nie seine

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