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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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wie sie den Kopf ständig von einer Seite zur anderen drehte, als wolle sie ihre innere Antenne auf ihn ausrichten. Er sah, daß sie sich ihm zuliebe viel Mühe gemacht und den Schulrock eine Handbreit höher gezogen hatte, damit er ihre gutgeformten Beine sehen konnte; und daß sie an ihrer Bluse einen Knopf mehr geöffnet hatte, war sicher nicht im Sinn ihrer Eltern und Lehrer. Damit der Rucksack mit den Schulsachen nicht gleich auffiel, trug sie ihren Blazer lässig über der Schulter. Ihr Make-up war auffälliger als gestern abend, was sie schlagartig einige Jahre älter erscheinen ließ. Ihr Haar hatte einen wundervollen Glanz, der auf und ab wippende kurze Bob schien das Licht der Leuchtröhren einzufangen.
    Als sie beinahe auf seiner Höhe war, stieß er die Beifahrertür des Autos auf. Sie zuckte erschrocken zusammen, bis sie ihn erkannte. »Komm, setz dich zu mir«, lud er sie ein, »damit ich dir erzählen kann, worum es geht.«
    Ein paar Sekunden lang schien sie zu zögern, aber seine Miene war zu aufrichtig, und, du meine Güte, sie kannte ihn ja von seinen öffentlichen Auftritten und vom Fernsehen. Also rutschte sie neben ihn. Er verkniff es sich, auf ihre Schenkel zu schielen, von denen sie beim Einsteigen freigebig etliche Zentimeter mehr zeigte. Dennoch, es machte sich besser, wenn er Zurückhaltung demonstrierte.
    Sie lächelte kokett und doch unschuldig. »Als ich heute morgen aufgewacht bin, wußte ich erst gar nicht, ob ich nicht alles nur geträumt hätte.«
    Er schmunzelte. »So geht’s mir auch.« Er schreckte vor keiner Lüge zurück, wenn sie dazu beitrug, ihr Vertrauen in ihn zu stärken. »Ich hab mich schon gefragt, ob du’s dir womöglich anders überlegt hättest. Du kannst so vielerlei aus deinem Leben machen, und das eine oder andere wäre bestimmt gesellschaftspolitisch gesehen wertvoller, als im Fernsehen aufzutreten.«
    »Aber Sie tun das ja auch«, sagte sie mit großem Ernst. »All diese Wohltätigkeitsarbeit. Nur Fernsehstars können soviel Geld für karitative Zwecke sammeln. Die Leute spenden ihr Geld nur, weil sie einen Fernsehstar sehen wollen, sonst würden sie ihre Brieftasche nicht so bereitwillig öffnen. Deshalb will ich auch zum Fernsehen. Ich möchte wie Sie sein.«
    Der unerfüllbare Traum, der sich schon bald als Alptraum erweisen würde. Sie konnte nicht wie er werden, nie. Menschen wie er waren so rar, daß ihre Existenz fast ein Gottesbeweis war. Gütiger als er hätte der Papst nicht vom Balkon des Vatikans lächeln können. »Nun, vielleicht kann ich dir ein paar Türen öffnen.« Er sah ihr an, daß sie ihm glaubte.
    Da saß sie nun bei ihm im Wagen, in einer Tiefgarage, voller Vertrauen und bereit, alles zu tun, was er ihr auftrug. Was wäre einfacher gewesen, als mit ihr loszufahren und sie dahin zu bringen, wo er sie haben wollte?
    O nein, er war doch kein Narr. Erstens waren sie hier unten nicht allein. Alle paar Minuten checkte jemand im Plaza aus und ließ sich das Gepäck zum Auto karren, und genausooft fuhren andere Autos in die Tiefgarage ein. Zweitens zieht ein silberfarbener Mercedes unvermeidbar neugierige Blicke an – erst recht, wenn auf den Kotflügeln Werbeträger mit dem Text
Morrigan Mercedes of Cheshire – wir sind bei jedem Besuch von Vance dabei
kleben.
    Außerdem war er heute sehr beschäftigt, ein Termin jagte den anderen. Die kleine Donna mußte warten, was im übrigen die Vorfreude steigerte. Zumindest bei ihm. Bei ihr mochte das anders sein, aber aus Donnas hochgespannten Erwartungen wurde ohnehin bald unsägliches Entsetzen. Nun, fürs erste genügte es, sie bei Laune zu halten und ihren Appetit zu wecken.
    »Als ich dich gestern abend gesehen habe, wußte ich auf Anhieb, daß du die ideale Co-Moderatorin wärst. Ein hübscher Kontrast – die dunkelhaarige Donna und der blonde Jacko. Die Schöne und das Biest.« Er klopfte grinsend mit dem Knöchel auf seine Prothese. Donna kicherte. »Wir arbeiten an einer neuen Game-Show, zu der wir Eltern und ihre Kinder einladen. Aber die Kids wissen nicht, daß ihre Eltern da sind, und umgekehrt. Bis wir’s ihnen sagen, und das wird dann die totale Überraschung.
Das ist euer Leben
heißt die Show. Jetzt wirst du auch verstehen, warum das auf keinen Fall vorzeitig bekannt werden darf.«
    Donna nickte eifrig. »Ich kann meinen Mund halten. Auf Ehre und Gewissen, ich hab keinem was davon gesagt, daß ich Sie heute treffe. Auch der Freundin nicht, die gestern abend mit mir bei Ihrer

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