Schlussblende
läßt.«
»Sie hat recht«, stimmte Tony ihr zu. »Letztendlich muß Carol vor Gericht für formale Fehler geradestehen.«
»Nun gut.« Bishop ließ seinen Kaffee stehen, stand auf und wandte sich zur Tür. »Regeln Sie das untereinander. Mich bitte ich zu entschuldigen, ich muß vor dem Seminar noch einige wichtige Telefonate führen. Wir sehen uns später, DCI Jordan.«
Carol grinste. »Wetten, daß er, noch bevor er seinen Hintern im Schreibtischsessel untergebracht hat, Brandon an der Strippe hat?«
Tonys Augen glitzerten amüsiert, trotzdem schüttelte er den Kopf. »Glaube ich nicht. Paul mag’s nicht, wenn man ihm in die Parade fährt, aber er hält sein Pulver für die großen Schlachten trocken.«
»Nicht wie ich, die immer gleich aus der Haut fährt, eh?«
»Sie gibt’s eben nur einmal, Carol.« Er sah sie an – sie hätte nicht sagen können, wie, aber es ging ihr durch und durch. »Ehrlich, ich hab’s sehr bedauert, daß Sie nicht zu unserem Team gehören wollten.«
Sie zuckte die Schultern. »Nicht das, was ich mir vom Polizeidienst erträume, Tony. Natürlich, die spektakulären Fälle hätten mich gereizt, aber ich will nicht ständig ein Leben in der Vorhölle führen.«
Tony verstand, was sie meinte. Er drehte den Kopf zur Seite, hüstelte und sagte: »Nun, jedenfalls freut’s mich, daß wir wieder zusammenarbeiten. Das war der Grund, warum ich darum gebeten habe, daß wir bei Ihrem Fall mitarbeiten können. Obwohl mir klar war, daß Sie nicht gerade darauf brennen, uns einzuschalten. Es geht schließlich nur um einen Serienbrandstifter, auch wenn es jetzt unglücklicherweise einen Toten gibt. Meine Gruppe profitiert davon, wenn sie Ihnen über die Schulter sehen kann. Es gibt nicht viele, die ihre Arbeit so gut machen wie Sie.« Er sah verlegen zu Boden und versuchte schnell, das Thema zu wechseln. »Wie fühlen Sie sich denn im Seaforder Moor? Ist ein bißchen wie in der Steinzeit, wie?«
Carol zuckte die Achseln. »Fehlen nur noch die Dinosaurier. Fragen Sie mich in einem halben Jahr.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Wann müssen wir im Seminarraum sein?«
»In ein paar Minuten.«
»Hätten Sie hinterher Lust auf einen Lunch?« Den beiläufigen Ton hatte sie während der Herfahrt immer wieder geübt.
»Geht leider nicht.« Es schien ihm ehrlich leid zu tun. »Wir essen immer gemeinsam, die ganze Gruppe. Aber was ich Sie fragen wollte …«
»Ja?« Langsam Carol, nicht zuviel Begeisterung zeigen.
»Haben Sie’s eilig, wieder nach Seaford zu kommen?«
»Überhaupt nicht.« Ja, ja! hämmerte ihr Herz. Gleich wird er mich zum Dinner einladen.
»Es wäre schön, wenn Sie Zeit hätten, auch am Nachmittagsseminar teilzunehmen.«
Ihre Hoffnungen waren zerronnen. Aber sie schaffte es, sich nichts von ihrer Enttäuschung anmerken zu lassen. »Gern. Liegt irgendwas Besonderes an?«
»Ich hab der Gruppe eine Art Hausaufgabe gegeben. Sie werden heute ihre Ergebnisse vortragen, und ich glaube, es wäre für die Officer hilfreich, wenn jemand aus Sicht der praktischen Polizeiarbeit zu ihren Analysen Stellung nimmt.«
»Ja, gut.«
Tony brauchte einen kleinen innerlichen Anlauf, ehe er herausbrachte: »Und hinterher, hab ich gedacht, könnten wir vielleicht einen Drink nehmen?«
Die Konzentration und die Hoffnung, tatsächlich auf irgend etwas Wichtiges zu stoßen, hatten Shaz’ Adrenalinspiegel ansteigen lassen. Obwohl sie in der Nacht nur drei Stunden geschlafen hatte, fühlte sie sich aufgekratzt wie ein Raver auf dem Amphetamintrip. Kaum zu Hause angekommen, hatte sie die Fotokopien auf dem Teppichboden des Wohnzimmers ausgelegt und sich in die Lektüre vertieft. Als ihr der Bote vom Pizza-Service abends die bestellte 22er-Margerita lieferte, war sie so in Gedanken, daß das Schlitzohr ihr die 25er mit extra dickem Belag berechnen konnte, ohne daß sie’s merkte.
Gegen ein Uhr morgens hatte sie bis auf die Veranstaltungsanzeigen und die Sportseiten alles gründlich durchgeackert. Ohne Erfolg, ihr Verdacht schien also nur eine trügerische Hoffnung gewesen zu sein. Sie machte ein paar Dehn- und Streckübungen, um den verspannten Rücken zu lockern, rieb sich die übermüdeten Augen und ging in die Küche, um sich noch eine Thermoskanne Kaffee zu kochen.
Gestärkt nahm sie sich die Sportseiten vor. Vielleicht war’s jemand aus einer Fußballmannschaft, der immer bei einem Auswärtsspiel zugeschlagen hatte? Oder ein Spieler, der von einem Verein zum anderen gewechselt
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