Schlussblende
Westlondon. »Wir haben keine Ahnung, wer dahintersteckt. Ich bete darum, daß dieser Wahnsinn endlich aufhört.«
»Wir haben unsere Beziehung geheimgehalten, weil wir uns erst besser kennenlernen wollten, und zwar, ohne daß uns die Öffentlichkeit auf Schritt und Tritt belauert. Wir lieben uns sehr. Privat ist Jacko noch hinreißender, als er sich in der Öffentlichkeit gibt. Er ist ein so liebenswürdiger, tapferer Mensch. Ich kann nicht verstehen, was jemanden zu solchen herzlosen Attacken treibt.«
Jacko, der sich zur Zeit in Londons renommierter Martingale Klinik einer intensiven Rehabilitations- und physiotherapeutischen Behandlung unterzieht, ließ durch einen Sprecher erklären: »Ich bin entsetzt, daß jemand Micky derart scheußliche Dinge antut. Sie ist die wundervollste Frau, die ich kenne. Ich kann nur hoffen, daß die Polizei sich diesen Kerl vornimmt, bevor ich es tue.«
Jacko, der seine Beziehung zu
(Forts. auf S. 4)
…
Ein paar Wochen lang war die Presse hinter Micky und Jacko her wie der Teufel hinter der armen Seele, dann erlahmte das Interesse allmählich, wurde aber, sobald es Neuigkeiten zu berichten gab, sofort wieder hellwach. An Futter für die Boulevardpresse mangelte es nicht: Jackos Entlassung aus der Reha-Klinik, seine Verpflichtung als Sportreporter, Mickys neues Engagement beim Frühstücksfernsehen, Jackos freiwilliger Einsatz für Behinderte und Schwerkranke … Beide lernten schnell, daß es kein wirksameres Mittel gegen Klatsch gab, als sich möglichst oft zusammen in der Öffentlichkeit sehen zu lassen. Nachdem Micky begonnen hatte, Jacko auch bei seiner Wohltätigkeitsarbeit zu unterstützen, verbrachte er, sooft sie merkten, daß irgendein Pressehai sich an ihre Fersen heftete, die Nacht demonstrativ unter ihrem Dach. Als das knapp ein Jahr so gegangen war, beschloß Micky, ihrem Jacko mit Betsys Hilfe die Daumenschrauben anzulegen. Und bei einem gemeinsamen Abendessen zu Hause war es dann soweit.
Die Jahre, in denen Jacko sich allzuoft mit Bordverpflegung begnügen mußte, hatten seinem für kulinarische Genüsse empfänglichen Gaumen nicht geschadet. Als er den letzten Bissen gegessen hatte, lehnte er sich zurück und grinste die beiden Frauen verschlagen an. »Wenn ihr mich derart verwöhnt, um mich bei Laune zu halten, führt ihr sicher nichts Gutes im Schilde.«
Betsy lächelte spröde. »Dabei haben Sie meinen klebrigen Vanillepudding mit hausgemachtem Haselnußeis noch gar nicht probiert.«
Jacko mimte Entsetzen. »Allein die Androhung genügt für eine Klage wegen versuchter Körperverletzung.«
»Wir haben dir auch etwas anderes anzubieten«, sagte Micky.
Jacko schaukelte auf dem Stuhlbein vor und zurück. »Eine innere Stimme sagt mir, daß ihr nicht an einen Dreier denkt.«
»Der könnte zu einem ernüchternden Erlebnis für Sie werden«, sagte Betsy trocken. »Und so was schadet dem, was Amerikaner so hübsch mit männlicher Selbstachtung umschreiben.«
»Betsy, meine Liebe, wenn Sie wüßten, was ich mit Frauen im Bett treibe, wären Sie mir für mein Desinteresse zutiefst dankbar.« Jackos Grinsen erinnerte Micky an Jack Nicholson.
»Nun ja, daß wir Ihnen unseren Vorschlag erst jetzt unterbreiten, hat tatsächlich etwas mit Ihrer in diesem Punkt bemerkenswerten Ignoranz zu tun«, sagte Betsy, schon mit dem Tischgeschirr auf dem Weg in die Küche.
»Jetzt bin ich neugierig geworden.« Jacko sah Micky durchdringend an. »Laß mal die Katze aus dem Sack.«
Wie aufs Stichwort tauchte Betsy wieder an der Küchentür auf. »Ihr zwanghaftes Bemühen, sich möglichst oft mit Micky in der Öffentlichkeit zu zeigen, ist im Grunde verschwendete Zeit. Nicht, daß es mich stört, wenn Sie mit ihr ausgehen. Aber Micky und ich würden den Feierabend lieber miteinander zu Hause verbringen.«
Jacko runzelte die Stirn. »Also alles zurück auf null?«
»Ganz im Gegenteil.« Betsy setzte sich wieder an den Eßtisch und legte ihre Hand auf Mickys. »Wir dachten eher, es wäre eine gute Idee, wenn ihr beide heiraten würdet.«
Jacko sah fassungsloser aus, als Micky ihn je gesehen hatte. »Heiraten«, wiederholte er, was sich aber schon nicht mehr nach einer Frage anhörte.
Shaz ließ den Blick durch den Seminarraum gleiten und versuchte abzuschätzen, von wem sie welche Reaktion auf den Vortrag ihrer Analyse zu erwarten hätte. Simon fand mit Sicherheit irgend etwas an ihrer Argumentation faul, schon aus Prinzip. Leon, das kannte sie bereits, würde mit
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