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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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auffälliger sind als bei anderen. Bitte achten Sie darauf, daß es bei der Gruppe, über die ich gleich mehr vortragen werde, zusätzlich einen stets gleichbleibenden, externen Faktor gibt, der als Indiz dafür gelten könnte, daß diese sieben Teenager alle das Opfer ein und desselben Mörders geworden sind.«
    Sie blickte hoch. Kay sog verblüfft die Luft ein, Leon grinste süffisant, Tony sah alarmiert aus, aber Carol Jordan beugte sich, das Kinn in die Faust geschmiegt, interessiert vor. Shaz flocht ein kleines Lächeln ein. »Ich habe mir das nicht aus der hohlen Hand gesogen.« Sie verteilte den ersten Stapel der vorbereiteten Fotokopien.
    »Sieben Fälle«, sagte sie. »Auf der ersten Seite finden Sie all das aufgelistet, was ich bei den verschwundenen Mädchen als Übereinstimmungen herausgefunden habe. Eine der bemerkenswertesten Übereinstimmungen scheint zu sein, daß die sieben Mädchen alle eine Garnitur Unterwäsche zum Wechseln mitgenommen haben, nur das. Obwohl Kids, die von zu Hause ausreißen wollen, eigentlich mehr brauchen. Und in allen Fällen trugen sie beim Verschwinden ihr bestes Kleid. Obwohl Ausreißerinnen doch eher an Trainingsschuhe und eine gefütterte Jacke für kalte Nächte auf der Straße denken sollten. Ich weiß, daß Teenager nicht immer vernünftig handeln, aber die sieben Mädchen sind nicht Hals über Kopf von zu Hause weggelaufen. Sie mußten nicht ausreißen.«
    Sie schielte hoch und sah, daß Tony ihr nun genauso aufmerksam folgte wie Carol Jordan. »Sie sind in allen Fällen morgens verschwunden, als es Zeit war, zur Schule zu gehen, wo sie aber nie angekommen sind. Und alle hatten ihren Elters etwas vorgeflunkert, bei welcher Freundin sie angeblich übernachten wollten. Zeitlich gesehen hatten sie sich damit ein Alibi für etwa zwölf Stunden verschafft. Nur eine der sieben hatte mal Schwierigkeiten mit der Polizei gehabt, wegen Ladendiebstahls, da war sie zwölf. Keine von ihnen hat übermäßig Alkohol getrunken oder regelmäßig Drogen genommen. Wenn Sie nun umblättern, finden Sie die Fotos der Mädchen, alle im gleichen Format. Schauen Sie genau hin. Drängt sich Ihnen nicht auch der Eindruck auf, daß es eine erstaunliche äußere Ähnlichkeit gibt?«
    »Das ist ja ’n Ding«, murmelte Simon. »Ich kann’s nicht fassen, daß mir das nicht aufgefallen ist.«
    Carol meinte leicht irritiert: »Da steckt mehr als äußerliche Ähnlichkeit dahinter. Sie haben alle einen ganz bestimmten Gesichtsausdruck. Fast so was wie … sexuelle Gier.«
    Leon brachte es auf den Punkt. »Die wollten keine Jungfrauen mehr sein. Das ist es, was man denen ansieht.«
    »Was sie auch wollten, sie haben es bekommen«, sagte Shaz. »Die Mädchen haben an verschiedenen Orten gelebt, sie sind innerhalb eines Zeitraums von sechs Jahren verschwunden, die Abstände zwischen den einzelnen Vermißtenanzeigen variieren. Nur, äußerlich scheinen alle Opfer das Abziehbild ein und desselben Typs zu sein. Das allein wäre ein starkes Indiz, aber Tony hat uns gesagt, wir sollten auch nach potentiellen externen Verbindungsgliedern Ausschau halten. Also nach regelmäßig zu beobachtenden Faktoren, auf die die Opfer keinen Einfluß hatten, weil sie etwas mit dem Mörder, nicht mit den Opfern zu tun haben.
    Ich habe also angefangen, nach einem solchen externen Verbindungsglied zu suchen.« Shaz verteilte den zweiten Stapel Fotokopien. »Die Lokalzeitungen der Gegend, in der die verschwundenen Mädchen gewohnt haben. Ich habe den Zeitraum von zwei Wochen vor und nach dem Verschwinden überprüft. Und heute nacht – das heißt, strenggenommen war’s schon heute morgen, hab ich gefunden, wonach ich gesucht hatte. Jeweils kurz bevor diese sieben Mädchen ihr Leben verloren haben, hat ein und dieselbe sehr bekannte Persönlichkeit ihren Heimatort besucht. Und ich erinnere noch mal daran: Alle sieben haben am Tag des Verschwindens ihr schickstes Kleid getragen. Wie das Teenager eben tun, wenn sie Eindruck auf einen Mann machen wollen.«
    Die Andeutung war so ungeheuerlich, daß das Gemurmel in der Gruppe immer mehr anschwoll. »Ganz recht«, sagte Shaz, »ich habe es erst auch nicht glauben wollen. Ich meine, wer kauft einem schon ab, daß ein einst gefeierter Spitzensportler und heute bekannter Fernsehstar ein Serienmörder ist?« Und wer besaß dann auch noch genug Zivilcourage, die Entscheidung für Ermittlungen gegen Jacko Vance zu treffen?

D ie kühle Dunkelheit schien das leise Wimmern aufzusaugen.

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