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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Sekunden an, statt auf die Straße zu achten. »Ich verspreche dir, wir werden viel Spaß haben.«
    Und er hatte Wort gehalten. Jedenfalls am Anfang. Das Essen war fantastisch gewesen – alles Delikatessen wie bei Marks und Spencer, von denen Mum immer sagte, daß sie sich die nicht leisten könnten. Erst Champagner, zur Vorspeise Weißwein, Rotwein zum Hauptgang und zum Nachtisch einen süßen, goldfarbenen Südwein. Und er war so lustig gewesen, hatte mit ihr geflirtet und ihr Geschichten über Prominente erzählt, die sie aus dem Fernsehen kannte.
    Er schien sie auch unterhaltsam zu finden, hatte sie dauernd gefragt, wie ihr die oder jene Fernsehsendung gefiel. Nicht nur aus Höflichkeit, nein, er war wirklich an ihrer Meinung interessiert und nahm sie ernst. Weil er für sie schwärmte, das sah sie an der Art, wie er ihr in die Augen blickte. Nicht wie die Jungs aus der Schule, die nur über Fußball redeten und rausfinden wollten, wie weit sie bei ihr gehen konnten. Da war er ganz anders, er tätschelte auch nicht an ihr herum wie ein geifernder, alter Lustmolch, sondern er behandelte sie wie eine junge Dame.
    Nach dem Essen hatte sie einen hübschen kleinen Schwips gehabt. Nicht, daß sie betrunken gewesen wäre wie damals auf Emma Lomas Party, wo sie sich nach fünf Flaschen extra starkem Cidre übergeben mußte. Sie war sehr glücklich gewesen und hatte sich danach gesehnt, seine Wärme auf ihrer Haut zu spüren und das Gesicht im Zitrus- und Sandelholzduft seines Eau de Toilette zu vergraben und wahr werden zu lassen, was ihre Träume ihr schon lange vorgaukelten.
    Als er aufstand, um Kaffee zu machen, folgte sie ihm – schon ein wenig unsicher auf den Beinen, weil die Wände plötzlich zu schweben anfingen – in die Küche, schlang von hinten die Arme um ihn und flüsterte: »Ich find dich wundervoll. Einfach fantastisch.«
    Und als er sich umdrehte und sie sich eng an ihn schmiegte, barg er das Gesicht in ihrem Haar, knabberte zärtlich an ihrem Ohrläppchen und murmelte: »Und du bist etwas Besonderes. O ja, etwas ganz Besonderes.«
    Sie spürte seine Erektion an ihrem Bauch. Einen winzigen Moment lang wollte Angst in ihr aufflackern, aber da lagen seine Lippen schon auf ihren, und das Gefühl, zum ersten Mal wirklich geküßt zu werden, erstickte alle Angst. Der Kuß schien eine Ewigkeit zu dauern, Farben von nie gesehener Schönheit entstanden hinter ihren geschlossenen Lidern, und durch ihre Venen rann das Blut schneller als je zuvor.
    Ohne daß sie’s recht merkte, schob er sie allmählich auf die Werkbank zu, bis sie mit dem Rücken sanft dagegenstieß. Er küßte sie immer noch, seine Zunge schien sich tiefer in ihren Mund zu wühlen. Und plötzlich, völlig unerwartet, schoß seine Hand nach vorn, umklammerte ihr Handgelenk und bog ihr den Arm zur Seite. Sie spürte kaltes Metall und riß erschrocken die Augen auf. Und im selben Moment ließen seine Lippen die ihren allein.
    Sie blickte verdutzt auf ihren Arm und konnte gar nicht verstehen, wieso er auf einmal zwischen den Zwingen eines schweren Werkzeuges gefangen war. Er trat etwas zurück, fing an, an einem Rad zu kurbeln, und sie merkte, daß die beiden Zangen sich immer enger um ihren nackten Arm schlossen. Alle Versuche, ihn herauszuwinden, waren vergeblich. Es gab kein Entrinnen. Solange ihr Arm in diesem Schraubstock steckte, war sie an die Werkbank gefesselt. »Was tust du da?« schrie sie. Ihr Gesicht spiegelte namenlose Verblüffung wider, noch keine Angst.
    Aber sein Gesicht war zur Maske erstarrt. Von der Zuneigung, die sie den ganzen Abend darin gelesen hatte, war nichts mehr zu sehen. »Ihr seid alle aus demselben Holz«, sagte er mit ausdrucksloser Stimme. »Ihr denkt doch nur daran, was für euch dabei rauskommt.«
    »Wovon redest du?« Sie fing zu betteln an. »Mach mich bitte los. Das ist nicht spaßig, das tut weh.« Sie versuchte, mit der freien Hand nach der Kurbel zu greifen. Aber sein harter Schlag warf sie auf die Bank zurück.
    »Rühr dich ja nicht, du falsches Biest«, sagte er, wieder in diesem unheimlich ruhigen Ton.
    Donna schmeckte Blut. Das halb erstickte Schluchzen, das sie hörte, mußte wohl aus ihrer eigenen Kehle kommen. »Ich versteh das nicht. Was hab ich denn falsch gemacht?« stammelte sie.
    »Du hast dich an mich rangemacht, weil du gedacht hast, daß du durch mich kriegst, was du haben willst. Hast was von Liebe geschwafelt. Aber wenn du morgen aufwachst und merkst, daß ich dir nicht geben kann,

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