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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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daß wir’s alle hören?« fragte Carol ihn zuckersüß.
    »Ich hab nur gesagt, daß Jacko Vance absolut nicht den üblichen Vorstellungen von einem Serienmörder entspricht«, wiederholte Leon griesgrämig.
    »Woher weißt du das?« warf Kay ein. »Du kennst doch nur das Bild, das die Medien von ihm zeichnen. Es gab schon andere Serienmörder, bei denen alle auf ihre liebenswürdige Art reingefallen sind. Ted Bundy, zum Beispiel. Wer Spitzensportler ist, hat Übung darin, sich beherrscht zu geben. Vielleicht sehen wir bei Jacko Vance auch nur die Fassade, hinter der sich eine psychopathische Persönlichkeit verbirgt.«
    »Aber er ist doch seit Jahren glücklich verheiratet«, wandte jemand aus der Gruppe ein. »Da hätte seine Frau doch was merken müssen. Man kann ja nicht ständig mit einer Maske rumlaufen.«
    »Sonia Sutcliffe hat immer wieder versichert, daß sie keine Ahnung von den Prostituiertenbesuchen ihres Mannes gehabt hätte«, gab Carol zu bedenken. »Und Rosemary West behauptet steif und fest, sie hätte nicht gewußt, daß ihr Mann Leichen ins Fundament ihres Anbaus einbetoniert hat.«
    »Ja«, warf Simon ein, »und noch was: Leute wie Micky Jordan und Jacko Vance führen ein völlig anderes Leben als wir. Jacko ist für seine Sendung und seine freiwillige karitative Arbeit dauernd auf Achse, und wenn er zu Hause ist, bereitet Micky im Studio ihre Sendung vor. Ich wette, die sehen sich seltener als Cops ihre Kinder.«
    »Ein interessanter Punkt«, sagte Tony. »Was meinen Sie dazu, Shaz? Schließlich geht’s um Ihre Theorie.«
    Shaz schürzte rebellisch die Lippen. »Bisher hat mir niemand erklären können, wieso die sieben Mädchen keine Gruppe mit auffälligen Übereinstimmungen sein sollen.«
    »Na ja«, meinte Kay, »ich finde, so eindeutig ist das nicht, da könnte man genausogut andere Gruppen identifizieren. Zum Beispiel die Mädchen, bei denen die Polizei vermutet, daß sie als Kinder sexuell mißbraucht worden sind.«
    »Nein«, widersprach Shaz, »nicht mit so vielen Übereinstimmungen. Und von denen sind einige so ungewöhnlich, daß der Leiter einer Ermittlung seine Leute auf ganz bestimmte Spuren ansetzen kann. Zum Beispiel, daß sie alle ihr bestes Kleid von zu Hause mitgenommen haben.«
    So schnell gab Kay sich nicht geschlagen. »Hast du die Zeitungen auch unter dem Gesichtspunkt durchgesehen, ob Vance möglicherweise auch am Wohnort von vermißten Kids aufgetaucht ist, die du nicht in deiner Gruppe hast?«
    Shaz schnaubte zornig. »Das konnte ich leider nicht schaffen. Wie wär’s, wenn du das übernimmst, Kay?«
    Wieder griff Carol ein. »Wenn das eine echte Ermittlung wäre, müßten Sie das tun, Shaz. Aber dann hätten Sie die Leichen, Kollegen, die mitarbeiten, und mehr Zeit. Darum möchte ich betonen, daß es mich sehr beeindruckt, wieviel Sie in der gegebenen Zeit und mit den begrenzten Möglichkeiten herausgearbeitet haben.« Shaz’ Schultern strafften sich, die Anerkennung tat ihr sichtlich gut. Aber dann fuhr Carol fort: »Nur, selbst wenn Ihre Vermutung einen realen Hintergrund hätte, wäre es ein zu gewagter Sprung ins Dunkel, jetzt schon mit dem Finger auf Vance zu zeigen. Wenn die Fälle dieser sieben verschwundenen Mädchen wirklich etwas mit Vance’ öffentlichen Auftritten zu tun haben, ist es sehr viel wahrscheinlicher, daß der Täter zu Vance’ Team gehört. Alles deutet darauf hin, daß es jemand ist, der bei einer Frau abgeblitzt ist, zum Beispiel bei einer aus Vance’ Fangemeinde. Das halte ich für wahrscheinlicher als die Vermutung, daß Vance selber die Finger im Spiel gehabt hat.«
    »Das wäre ein Gesichtspunkt«, gab Shaz zu und ärgerte sich, daß ihr die Möglichkeit nicht eingefallen war. »Aber ich verstehe Sie so, daß Sie die weitere Ermittlung auf die Gruppe dieser sieben Mädchen konzentrieren wollen.«
    »Ich – äh …« Carol sah Tony hilfesuchend an.
    »Das war von Anfang an eine reine Übungsaufgabe, Shaz«, sagte Tony. »Zu weiteren Ermittlungen sind wir nicht berechtigt.«
    Shaz sah ihn entsetzt an. »Aber diese Siebenergruppe gibt es doch. Sieben ungeklärte Fälle verschwundener Mädchen. Und alle hatten eine Familie …« Ihr Blick irrte von einem zum anderen, aber alle sahen weg, niemand schien bereit zu sein, sie zu unterstützen oder ihr auch nur aufmunternd zuzunicken. »Na gut«, sagte sie schließlich verbittert, »vergessen wir einfach, was ich vorgetragen habe.«
    Tony ahnte, daß Shaz nur scheinbar klein beigab, aber

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