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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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mit Querverweisen auf die Fundstelle. Als sie fertig war, schnurrte sie zufrieden wie eine Katze. Sie war eben doch keine Verrückte. Das mußte selbst Tony einsehen, wenn er diese neue Analyse vor sich liegen hatte.
    Die Frage war, ob sie sie ihm jetzt schon zeigen sollte. Sie ahnte, daß das Material noch nicht genügte, um ihn zu überzeugen. Aber irgendwo da draußen trieb sich ein Mörder herum, der es auf junge Mädchen abgesehen hatte. Und Shaz war sicherer als je zuvor, daß es Jacko Vance war. Mag sein, daß sie noch nicht genug Beweise gegen ihn hatte, aber auch Vance mußte irgendeine Schwachstelle haben, und genau die wollte sie herausfinden.

D er Sergeant vom Dienst gab den zweiten Löffel Zucker in seinen Tee, rührte um und beobachtete fasziniert den kleinen Whirlpool im Becher. Dann hörte das Kreiseln auf, und er griff seufzend nach dem obersten Aktenordner aus dem Stapel, der sich neben ihm auf dem Schreibtisch türmte.
    Zwei Seiten später erlöste ihn das Telefon vom verhaßten Aktenstudium. »Glossop Police, Sergeant Stone«, sagte er fröhlich in die Sprechmuschel.
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang aufgeregt, ein mühsam beherrschtes Wortstakkato. Eine Frauenstimme, weder jung noch alt, registrierte er automatisch, als er nach dem Notizblock griff. »Meine Tochter Donna … sie ist nicht nach Hause gekommen«, stammelte die Frau. »Und bei der Freundin, zu der sie wollte, war sie auch nicht. Sie ist erst vierzehn. Ich weiß nicht, wo sie sein könnte.« Die Stimme wurde schrill. »Sie müssen mir helfen. Bitte, helfen Sie mir.«
    Stone versuchte, Ruhe auszustrahlen. »Ich verstehe Ihre Aufregung gut.« Er hatte selbst eine Tochter und wagte nicht, sich die Gefahren auszumalen, die jungen Mädchen heutzutage drohten, sonst hätte er nicht mehr ruhig schlafen können. »Ich benötige ein paar Angaben von Ihnen.« Formalitäten wirkten immer beruhigend auf aufgeregte Anrufer. »Wie ist Ihr Name?«
    »Doyle. Pauline Doyle. Meine Tochter heißt Donna. Donna Theresa Doyle. Wir wohnen in der Corunna Street 15. Nur wir beide. Donnas Vater ist tot. Ein Gehirnschlag, vor zwei Jahren. Fällt um und ist tot, einfach so. Was kann meiner Tochter bloß zugestoßen sein?« Ihre Stimme hörte sich tränenverschleiert an, sie gab sich Mühe, beherrscht zu wirken, aber Stone hörte das unterdrückte Schluchzen. Außerdem zog sie immer wieder verstohlen die Nase hoch.
    »Nun, Mrs. Doyle, ich werde gleich jemanden zu Ihnen schicken, der die Angaben für eine Suchmeldung aufnimmt. Was ich Sie noch fragen wollte: Wie lange vermissen Sie Donna schon?«
    »Das weiß ich eben nicht. Sie hat das Haus heute morgen verlassen, um zur Schule zu gehen. Und nach der Schule wollte sie zu ihrer Freundin Dawn gehen. Sie wollten irgendwas ausarbeiten, für ein Naturkundeprojekt. Als sie um zehn Uhr noch nicht zurück war, habe ich bei Dawns Mutter angerufen. Aber die hat gesagt, Donna sei gar nicht dagewesen. Und Dawn hat gesagt, daß Donna heute nicht in der Schule war.«
    Stone schielte auf die Uhr. Viertel nach elf. Das bedeutete, daß Donna sich seit annähernd fünfzehn Stunden irgendwo anders aufhielt als da, wo ihre Mutter sie vermutete. Kein Grund, sich bereits Sorgen zu machen, aber Stone hatte in zwölf Dienstjahren ein Gespür für besondere Situationen entwickelt. »Sie hatten keinen Streit, oder doch?« fragte er in freundlichem Ton.
    »O nein.« Nun weinte Pauline Doyle wirklich. »Sie ist alles, was ich noch habe. Bitte helfen Sie mir!«
    »Es kommt häufig vor, daß junge Mädchen über Nacht wegbleiben. Setzen Sie schon mal Tee auf, zwei unserer Officer werden in zehn Minuten bei Ihnen sein.«
    »Danke. Ich danke Ihnen.« Pauline Doyle legte auf und starrte mit leerem Blick auf das Foto, auf dem Donna sie mit einem wissenden, verführerischen Lächeln ansah. Als wollte sie sagen: Mum, ich bin doch kein Kind mehr.

D ie Entscheidung war gefallen, es ging nur noch um die Details. Zum Beispiel darum, wie sie das bevorstehende Ereignis so publicitywirksam wie möglich in die Fernsehsendung einbauen konnten, in der Jacko seine Zuschauer alljährlich aufrief, womöglich noch großzügiger als im Vorjahr für die notleidenden Kinder in aller Welt zu spenden. Und so wurden acht Millionen Fans Zeuge, wie Jacko vor Micky auf die Knie sank und sie fragte, ob sie seine Frau werden wollte. Micky mimte Verblüffung, war aber dann sehr gerührt und sagte unter Tränen ja.
    Nach der standesamtlichen Trauung, bei der

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