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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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»Bei dem Zustand, in dem sie ist, wär’s auf eine Stunde mehr oder weniger auch nicht mehr angekommen. Lebendig machen kann ich sie sowieso nicht mehr, oder? Der verdammte Piepser ist der Fluch meines Lebens.«
    Tony hätte ihm am liebsten eine runtergehauen. »Sie war Police Officer«, sagte er scharf.
    Der Arzt blinzelte ihn an. »Wir kennen uns noch nicht, oder? Sind Sie neu hier?«
    »Dr. Hill arbeitet für das Innenministerium«, antwortete der Leiter der Mordkommission. »Er bildet die neue NOP Task Force aus. Das Mädchen hat zu seiner Profilergruppe gehört.«
    »Für mich sind die Opfer eines wie’s andere«, sagte der Arzt trocken. »Ich tu dasselbe für sie, was ich für jedes Yorkshiremädchen täte.«
    Tony stand vor dem offenen Sprossenfenster auf der Terrasse, den Blick ins Zimmers gerichtet, wo ein Fotograf und die Männer der Mordkommission ihrer Routinearbeit nachgingen. Er brachte es einfach nicht fertig zu vergessen, daß es hier um Shaz Bowman ging. Und für ihn war sie eben immer noch die blitzgescheite, hellwache junge Frau aus seiner Gruppe. Was ihn nur in seiner Entschlossenheit bestärkte, den Mörder zur Strecke zu bringen.
    Simon hat’s schlimm getroffen, dachte er. Mit fleckigem Gesicht und am ganzen Leib zitternd, war er in den Polizeiwagen gestiegen; die Kripoleute wollten ihn wegen der Ereignisse seit Samstag abend vernehmen. Tony ahnte, was in ihren Köpfen vorging. Es sollte ihn nicht wundern, wenn sie in dem armen Simon fürs erste den Hauptverdächtigen sahen. Das mußte er unbedingt so bald wie möglich zurechtrücken.
    Der Leiter der Mordkommission kam zu ihm nach draußen. Ein Detective Inspector, den Namen hatte Tony vergessen. »Ein elendes Blutbad«, murmelte er grimmig.
    »Sie war eine gute Polizistin«, murmelte Tony zurück.
    »Wir kriegen den Saukerl«, versprach ihm der DI , »da machen Sie sich mal keine Sorgen.«
    »Ich würde Ihnen gern dabei helfen.«
    Der DI hob die Augenbrauen. »Das habe ich nicht zu entscheiden. Es geht ja nicht um einen Serienmörder. So ein scheußliches Gemetzel ist uns hier, Gott sei Dank, noch nicht untergekommen.«
    Es kostete Tony Mühe, sich den Frust nicht anmerken zu lassen. »Inspector, das war keiner, der seinen ersten Mord begeht. Der Kerl war Experte. Kann sein, daß er in Ihrem Dienstbereich noch nicht zugeschlagen oder bei früheren Morden nicht präzise dieselbe Methode benutzt hat, aber ein Amateur war hier mit Sicherheit nicht am Werk.«
    Sie wurden unterbrochen, der Polizeiarzt war fertig mit seiner Arbeit. »Tja, also – sie ist definitiv tot, Colin.«
    Mit einem verstohlenen Blick auf Tony sagte der Leiter der Mordkommission: »Ersparen Sie uns dieses eine Mal Ihren makabren Humor, Doc. Haben Sie eine Vorstellung, wann?«
    »Fragen Sie Ihren Pathologen, Inspector Wharton.« Nun war er eingeschnappt.
    »Das werde ich tun. Aber könnten Sie mir einstweilen wenigstens eine ungefähre Vorstellung geben?«
    Der Arzt zog die Latexhandschuhe aus. »Montag, Lunchtime … tja, irgendwann zwischen sieben Uhr Samstag abend und vier Uhr Sonntag morgen. Abhängig davon, ob die Heizung an war und von wann bis wann.«
    DI Colin Wharton seufzte. »Verdammt langes Zeitfenster. Können Sie’s nicht genauer sagen?«
    »Ich bin Arzt, kein Hellseher«, blaffte der Arzt ihn an. »Und nun gehe ich, wenn Sie nichts dagegen einzuwenden haben, wieder Golf spielen. Bis morgen früh haben Sie meinen Bericht.«
    Tony legte ihm die Hand auf den Arm. »Doktor, ich könnte gut etwas Hilfe brauchen. Ich weiß, es ist nicht Ihre Aufgabe, die exakte Todeszeit festzulegen, aber Sie haben sicher langjährige Erfahrung in solchen Dingen.« Schmeichelei konnte nie schaden. »Diese Verletzungen – sind ihr die post mortem zugefügt worden, oder hat sie noch gelebt?«
    Der Arzt schürzte die vollen roten Lippen und sah nachdenklich auf die Leiche. Er kam Tony vor wie ein Schuljunge, der überlegt, was für ihn dabei rausspringt, wenn er einen Schulkameraden verpfeift. »Teils, teils, würd ich sagen. Bei den Augen hat sie noch gelebt, denke ich. Muß einen Knebel im Mund gehabt haben, sonst hätte sie halb Leeds zusammengeschrien. Vermutlich ist sie danach ohnmächtig geworden, eine Kombination aus Schock und Schmerz. Er hat ihr irgendwas zu schlucken gegeben, was sie umgebracht hat. Bei der Obduktion wird man feststellen, daß ihre Atemwege verätzt wurden, darauf würde ich meine Pension wetten. Dem starken Blutverlust nach müßte sie, als er ihr die

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