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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Ohren abgeschnitten hat, nahe dem Tode gewesen sein. Ein präziser, sehr scharfer Schnitt. Kein Pfusch, wie man das üblicherweise bei Verstümmelungen antrifft. Wenn er klarmachen wollte, daß er auf die drei Affen anspielt, ist ihm das gelungen.« Er nickte Tony und Wharton zu. »So, ich bin weg, den Rest überlaß ich Ihnen. Und ich drück Ihnen die Daumen, daß Sie ihn finden. Der Kerl ist irre, den muß man aus dem Verkehr ziehen.« Und damit ging er davon.
    Wharton sah ihm kopfschüttelnd nach. »Dieser Bursche hat die miserabelsten Manieren im ganzen West Riding. Tut mir leid, daß Sie das miterleben mußten.«
    Tony winkte ab. »Schönreden hätte nichts daran geändert, daß jemand Shaz Bowman regelrecht zerstückelt hat und daß er wollte, daß wir wissen, warum.«
    DI Wharton sah ihn irritiert an. »Hab ich da irgendwas nicht mitgekriegt? Was meinen Sie mit: wissen, warum?«
    »Sie haben ja die Zeichnung gesehen. Nichts Böses sehen, hören und sagen – die drei weisen Affen. Der Kerl hat ihr die Augen, die Ohren und den Mund verstümmelt. Das sagt alles.«
    Wharton zuckte die Achseln. »Entweder war’s ihr Freund, dann ist der durchgeknallt, oder es kann uns egal sein, was irgendeinem irren Scheißkerl durch den Kopf gegangen ist. Oder es war ein Verrückter, der uns sagen wollte, daß wir die Nase nicht in seine Angelegenheiten stecken und ihn in Ruhe lassen sollen.«
    »Glauben Sie nicht, daß es dem Mörder speziell darum gegangen sein kann, uns wissen zu lassen, daß DC Shaz Bowman die Nase zu tief in seine Angelegenheiten gesteckt hat?« fragte Tony.
    »Ich wüßte nicht, wieso. Sie hat doch hier in der Gegend nie an einem Fall mitgearbeitet. Also kann sie auch keinem Verrückten in die Quere gekommen sein.«
    »Wir bearbeiten keine aktuellen Fälle, aber wir benutzen zu Übungszwecken echte Fälle von früher. Shaz hat neulich eine These vorgetragen, der zufolge ein Serienmörder …«
    »Diese Jacko-Vance-Geschichte?« fiel ihm der DI höhnisch ins Wort. »Da haben wir uns alle vor Lachen den Bauch gehalten. Das war doch ein Witz. Jacko Vance als Serienmörder!«
    Tony runzelte die Stirn. »Woher wissen Sie überhaupt was davon? Das war nur intern für unsere Gruppe bestimmt.«
    »Ach, kommen Sie, Doc, so was bleibt nicht geheim. Demnächst kommt uns einer mit der These, daß die Queen Mum die Massenmörderin war.« Er grinste breit. »Nein, früher oder später werden Sie einsehen müssen, daß Sie sich mit Shaz’ Freund den falschen Mann ins Boot geholt haben.« Er hob bedeutsam die Augenbrauen. »Sie werden nicht bestreiten, daß sich in neun von zehn Fällen herausstellt, daß derjenige, der das Opfer gevögelt hat, es auch später umgebracht hat. Wobei in diesem Fall dazukommt, daß er ganz zufällig auch derjenige war, der die Leiche entdeckt hat.«
    Tony schnaubte spöttisch. »Wenn Sie glauben, Simon wäre der Mörder, sind Sie auf dem Holzweg. Er war’s nicht.«
    Wharton zog mit den Zähnen eine Marlboro aus der Packung und zündete sie mit einem Wegwerffeuerzeug an. »Ich hab mal oben in Manchester einen Vortrag von Ihnen gehört. Da haben Sie gesagt, die besten Jäger wären die, die sich am ehesten in ihr Jagdwild hineindenken können. Zwei Seiten derselben Münze, haben Sie gesagt. Ich schätze, Sie hatten recht. Nur, diesmal ist einer Ihrer eigenen Jäger zur Laus im Pelz geworden.«
     
    Jacko beendete das Gespräch mit seinem Agenten und drückte auf die Fernbedienung des Fernsehers. Noch war seine Frau im Bild, die Umschaltpause zu den
Schlagzeilen am Mittag
. Ja – da kamen sie ja schon. Immer noch nichts. Na gut, je länger es dauerte, um so besser. Je weniger exakt der Pathologe den Zeitpunkt des Todes bestimmen konnte, um so schwerer hatten es die Cops, einen Zusammenhang zwischen ihrem Tod und dem Umstand zu sehen, daß die blöde Kuh bei ihm zu Hause aufgekreuzt war. Als er den Fernseher ausschaltete und sich wieder dem Text zuwandte, der vor ihm lag, ging ihm einen Augenblick lang die Frage durch den Kopf, was man wohl für ein Leben führen müsse, um an dessen Ende tagelang tot herumzuliegen, ohne daß irgend jemand Notiz davon nahm. Bekannten Leuten wie ihm konnte so was gottlob nicht passieren.
    Obwohl, daran allein lag es nicht. Sogar seiner Mutter wäre es, als er noch ein Kind war, aufgefallen, wenn er verschwunden wäre. Kann sein, daß es ihr nicht unrecht gewesen wäre, trotzdem, bemerkt hätte sie’s. Wie wohl Donna Doyles Mutter auf deren Verschwinden

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