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Schmeckt's noch?

Schmeckt's noch?

Titel: Schmeckt's noch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Lampert
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Aufnahme?

    In welchem Ausmaß kann ein Pestizid unsere Gesundheit gefährden, wenn wir es regelmäßig mit der Nahrung aufnehmen?

    Kommt ganz auf die Menge an, sagen die Experten und verweisen auf den ADI-Wert . Der ADI ( Acceptable Daily Intake ) gibt die „akzeptable tägliche Aufnahme“ eines Pestizids an, nämlich jene Menge, die — bezogen auf das Körpergewicht des Menschen — trotz täglichem Konsum nach derzeitigem Wissensstand keine Gefährdung der Gesundheit bewirken sollte.

    Mit Hilfe des ADI-Wertes von Iprodion können wir nun obige Frage beantworten: Halten die Erdbeeren exakt die gesetzlich erlaubte Höchstmenge von 10 mg/kg ein, darf ein 70 kg schwerer Erwachsener täglich 420 Gramm dieser Erdbeeren zu sich nehmen. Damit wäre seine akzeptable Tagesration an Iprodion ausgeschöpft. Will er seinen ADI — also seine akzeptable tägliche Aufnahme von Iprodion — nicht doch noch überschreiten, darf er im weiteren Tagesverlauf kein Obst oder Gemüse mehr zu sich nehmen, das mit Iprodion belastet ist!

    Wie sieht die Rechnung bei Kindern aus? Das deutsche Bundesinstitut für Risikoforschung rechnet bei einem 4- bis 6-jährigen Mädchen mit einem Körpergewicht von 13,5 kg. Dieses Mädchen dürfte täglich nur 81 Gramm — also zwischen drei und fünf Erdbeeren — essen. Mit diesen Erdbeeren ist die erlaubte tägliche Aufnahme ausgereizt, also keine weitere Iprodion -Belastung für diesen Tag! Die Empfehlungen der WHO lauten aber: Obst und Gemüse fünf Mal am Tag und vor allem fünf verschiedene Sorten, falls möglich!

    Fahren wir also fort in unserem Gedankenexperiment und bereiten unserem Kind einen knackigen Eisbergsalat zu; die erlaubte Iprodion -Menge von 10 mg/kg sei auch hier ausgeschöpft. Schon nach 80 Gramm Eisbergsalat — zum Vergleich: ein durchschnittlicher Salatkopf wiegt zwischen 400 bis 700 Gramm — wäre für den heutigen Tag die akzeptable Aufnahmemenge bereits 2fach überschritten. Salat fällt damit für heute aus! Wie wäre es mit Trauben? Fehlanzeige! Denn auch Trauben könnten — vom Gesetzgeber toleriert — bis zu 10 mg/kg Iprodion enthalten. Das gilt gleichermaßen für Äpfel oder Birnen. Allerdings wurde etwa für Brokkoli mit 0,05 mg/kg ein vergleichsweise niedriger Iprodion -Höchstwert festgelegt. Haben wir damit unsere zweite Obst- und Gemüse-Mahlzeit endlich gefunden?

    Zur Sicherheit noch ein kurzer Blick in die „Schädlingsbekämpfungsmittel-Höchstwerteverordnung“: Brokkoli könnte 5 mg/kg Thiabendazol , 3 mg/kg Chlorthallonil , 1 mg/kg Dithiocarbamate oder 1 mg/kg Pirimi-phosmethyl etc. enthalten. Also zurück zum Start: Welche Mengen der genannten Wirkstoffe hätten in den Erdbeeren erwartet werden können? Haben Sie Geschmack auf mehr bekommen? Dann bietet Ihnen folgende Tabelle weitere Beispiele, wie Sie Ihren ADI überschreiten könnten — oder der Ihres Kindes überschritten wird.



Anlass zur Besorgnis?

    In unseren Beispielen haben wir die erlaubten Höchstmengen mit den akzeptablen täglichen Aufnahmemengen (ADI) verglichen und dabei festgestellt: Auch wenn die gesetzlichen Höchstwerte bei der Lebensmittelproduktion eingehalten werden, kann unter Umständen schon der Verzehr eines Apfels bei einem Kind eine ADI-Überschreitung herbeiführen.
    Kehren wir nun wieder zurück zu unserem „Musterpestizid“ Iprodion . Denn als nächstes sehen wir uns an, welche Mengen von Iprodion nun tatsächlich auf Erdbeeren, Salat oder Trauben zu finden sind. Werden die vom Gesetz erlaubten 10 mg/kg erreicht oder gar überschritten?
    Untersuchungen der letzten Jahre aus Österreich und Deutschland zeigen: Rund 17 Prozent der Erdbeeren, 15 bis 20 Prozent der Salate und etwa 40 Prozent der untersuchten Trauben waren mit Iprodion belastet. Die Mengen an Iprodion , die in Erdbeeren gefunden wurden, lagen durchwegs deutlich niedriger als die erlaubte Höchstmenge von 10 mg/kg. In Trauben und vor allem in Salat wurden hingegen auch Iprodion -Belastungen gefunden, die im Bereich der gesetzlichen Höchstmenge lagen. Doch auch hier lag die Mehrzahl der festgestellten Iprodion -Belastungen deutlich unter der erlaubten gesetzlichen Höchstmenge (siehe Tabelle 3).

Obige Daten lassen bezogen auf Iprodion folgende Schlussfolgerungen zu:

    • Eine regelmäßige tägliche Überschreitung des ADI von Iprodion durch den Konsum von Erdbeeren, Salat oder Trauben scheint unwahrscheinlich.

    • Mit gelegentlichen Überschreitungen des ADI durch den Konsum von Salat oder

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