Schmeckt's noch?
ausgewogene und gesunde Ernährung, dank ihrer reichhaltigen Kombination von Vitaminen, Antioxidantien, Ballast- und Mineralstoffen, unverzichtbar.
Mit Obst und Gemüse kommen zunehmend auch unerwünschte Substanzen auf den Tisch: Rückstände von Pestiziden aus der konventionellen Landwirtschaft. Und damit nicht genug: Wissenschafter wollen festgestellt haben, dass der Gehalt an Vitaminen und Vitalstoffen in Obst und Gemüse rückläufig ist. Gleichzeitig beklagen die Konsumenten, dass die Intensität des Geschmacks abgenommen hat, dass etwa Tomaten wässrig und geschmacklos sind. Was ist also geschehen?
Ein Blick auf die Produktionsbedingungen, unter denen Obst und Gemüse heute erzeugt werden, beantwortet manches: Tomaten werden heute überwiegend in riesigen Gewächshäusern großgezogen. Sie kennen keine Erde, denn sie wachsen aus künstlichen Substraten, eingeschweißt in weiße Plastikfolien, angeschlossen an ein Gewirr von Schläuchen, die die Versorgung mit Wasser und Dünger sicherstellen. Wer als Laie zum ersten Mal ein modernes Gewächshaus besucht, den erinnern diese Bilder eher an die Intensivstation eines Krankenhauses als an einen landwirtschaftlichen Betrieb.
Erdbeeren werden in den wenigen Wochen zwischen Auspflanzung und Ernte im Durchschnitt sieben Mal mit Pestiziden eingenebelt — so eine Erhebung des deutschen Landwirtschaftsministeriums. Pflaumen kommen auf 11,5 Spritzungen, und die Äpfel bringen es gar auf rekordverdächtige 27 Pestizidbehandlungen, bevor sie geerntet werden — und dabei werden nur die Durchschnittswerte angeführt!
Wozu Pestizide?
Pestizide machen Probleme: Sie belasten die Umwelt, man findet sie im Grundwasser und in den Lebensmitteln. Wozu brauchen wir sie überhaupt? Die Homepage des Österreichischen Landwirtschaftsministeriums beantwortet diese Frage für den interessierten Konsumenten folgendermaßen:
„ Genauso wie Menschen und Tiere vor Krankheiten nicht gefeit sind und gegebenenfalls Medikamente (Humanmedizin oder Veterinärmedizin) zu ihrem Schutz benötigen, können Pflanzen mit Schadorganismen behaftet sein oder krank werden und brauchen im Akutfall phytomedizinische Präparate (Pflanzenschutzmittel)
Werden Pestizide wirklich nur im „ Akutfall “ eingesetzt, und sind sie wirklich mit Medikamenten vergleichbar? Entscheidende Impulse für die Pestizid erzeugende Industrie kamen jedenfalls nicht aus der Medizin, sondern aus der Erforschung und Entwicklung von chemischen Kampfstoffen. So wurde auch Parathion , eines der frühesten und weit verbreitetsten Insektizide, im Zuge der Erforschung von Nervengasen entdeckt. Ob „Pflanzenmedizin“ oder Abkömmlinge der Kampfgase — in jedem Fall sind Pestizide ganz besondere Chemikalien. Sie sind dazu geschaffen, Organismen zu töten und werden zu diesem Zweck vorsätzlich und in großer Menge in die Natur eingebracht. Heute werden weltweit rund 5 Millionen Tonnen Pestizide hergestellt, die der Industrie einen Jahresumsatz von etwa 30 Milliarden Euro einbringen.
Der Begriff „Pestizid“ stammt aus dem Lateinischen und setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: „ pestis “ bedeutet Seuche oder Unheil, die Endung „ cid “ lässt sich von „ caedere “ ableiten, das mit „töten“ übersetzt wird. Was getötet werden soll, hängt von der Art des Pestizids ab: Herbizide töten Pflanzen, so genannte Unkräuter, Insektizide Insekten, Akarizide Spinnen; Fungizide töten Pilze und Rodentizide Wirbeltiere.
Viele dieser Pestizide sind auch für den Menschen sehr gefährlich, in erster Linie für jene Personen, die beruflich unmittelbar mit den Chemikalien in Berührung kommen. Nach Schätzungen der WHO werden jährlich etwa drei Millionen Menschen Opfer von Pestizidvergiftungen, mindestens 20.000 Menschen sterben an den Folgen. In Europa sind tödliche Unfälle mit Pestiziden glücklicherweise selten; nicht so selten kommt es aber vor, dass Bauern, nach der Arbeit mit Pestiziden — insbesondere dann, wenn entsprechende Schutzkleidung fehlte — über Kopfweh, Übelkeit und andere Beschwerden klagen. In Österreich sorgte vor einigen Jahren eine medizinische Studie für großes Aufsehen: Die Spermienqualität von Wein- und Obstbauern, die Pestizide einsetzten, war signifikant schlechter als die von Männern, die keinen beruflichen Kontakt mit Pestiziden hatten. Aus Regionen mit besonders intensivem Pestizideinsatz wird über eine erhöhte Zahl von Geburtsfehlern berichtet. Auch würden dort mehr
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