Schmeckt's noch?
Menschen an Parkinson sterben als in Gebieten, die weniger stark landwirtschaftlich genutzt werden. In Deutschland wurde 2003 erstmals von einem Gericht die Parkinson’sche Erkrankung eines Landwirtes als eine durch Pestizide verursachte Berufskrankheit anerkannt.
Dass jährlich Millionen Tonnen Pestizide in die Umwelt eingebracht werden, bleibt nicht ohne Folgen: DDT, Lindan und andere Substanzen, die schon seit vielen Jahren in den meisten Ländern der Welt verboten sind, findet man im alpinen Gletschereis ebenso wie im Eis der Polkappen. Was haben diese Pestizide in der Arktis zu suchen? Sie gelangen über den bisher kaum bekannten Effekt der „Globalen Destillation“ dorthin. Die Gifte wandern vor allem über die Luft aus den Produktionsländern der gemäßigten und tropischen Breiten in kältere Regionen, wo sie mit dem Schnee niedergehen und sich schließlich in den Lebewesen festsetzen. Dass die Bewohnerinnen der Arktis eine im Vergleich mit Europäerinnen vielfach erhöhte Pestizidbelastung in der Muttermilch aufweisen, verdeutlicht die globale Tragweite der Pestizidproblematik.
Doch wir alle haben Pestizide in unserem Körper. Die Mengen von DDT, Lindan und anderen längst verbotenen Insektiziden im Blut und in der Muttermilch gehen zum Glück langsam, aber stetig zurück. Andere modernere Insektizide aus der Gruppe der Pyrethroide , die heute in Haushalt und Landwirtschaft vermehrt eingesetzt werden, hinterlassen hingegen neue Spuren in unserem Organismus.
Pestizidrückstände — ein Gesundheitsrisiko?
Dass Personengruppen, die von Berufs wegen mit Pestiziden zu tun haben — etwa Bauern, Gärtner oder Fabrikarbeiter — , ein erhöhtes Gesundheitsrisiko tragen, streitet kaum noch jemand ab. Aber auch Menschen, die bloß als Konsumenten der Lebensmittel und daher nur indirekt mit Pestiziden in Berührung kommen, fühlen sich zunehmend beunruhigt. Medienberichte über Pestizidrückstände in der Nahrung stoßen immer wieder auf öffentliches Interesse, die Ausmaße der potenziellen Gefährdung sind jedoch schwer abzusehen. Lässt sich das Gesundheitsrisiko überhaupt quantifizieren, einschätzen oder eingrenzen? Urteilen Sie selbst...
Wo treten Rückstände auf und in welchen Mengen?
Lediglich bei Babynahrung und in der biologischen Landwirtschaft findet keine aktive Pestizidanwendung statt. Beim Kauf von Obst und Gemüse aus konventioneller Landwirtschaft wissen die Konsumenten nicht, welche Pestizidmengen sie mit ihren Äpfeln, Tomaten oder Erdbeeren nach Hause tragen werden. Die Auswahl des Produktes im Supermarkt kommt einem Glücksspiel gleich, nur dass die Endverbraucher nie erfahren werden, ob sie das unwahrscheinliche Glück hatten, pestizidfreie Ware zu erwerben.
Wer 2005 in Deutschland Erdbeeren aus konventionellem Anbau kaufte, hatte eine Chance von nur 3 Prozent, dass diese Erdbeeren nicht mit Pestiziden belastet waren. Beim Kauf von Salat lagen die Chancen etwas besser; der Konsument hatte immerhin eine Eins-zu-Fünf-Chance, einen „rückstandsfreien“ Salat zu erhalten. Doch nur jeder 20. Konsument, der nach Trauben griff, hatte ebensolches Glück und erwarb pestizidfreie Ware. Wer Pech hatte, musste Mehrfachbelastungen mit bis zu 17 Pestiziden in Kauf nehmen.
Woher stammen diese Zahlen? Die Daten stammen aus Deutschland, vom „Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart“ (CVUA), und spiegeln die dortige Belastungssituation wider.
Wie stark belastet ist im Vergleich dazu „österreichisches“ Obst und Gemüse? Die folgende Tabelle stellt die in Deutschland und in Österreich ermittelten Daten einander gegenüber:
Wollen wir diesen Daten glauben schenken, so sind die für Österreicher bestimmten Erdbeeren deutlich weniger pestizidbelastet als jene, die in deutschen Mündern landen. Gleiches gälte für Salat, Trauben, Paprika, Apfel etc. Wie ist das zu erklären, wo doch in beiden Ländern der überwiegende Teil der Erdbeeren aus Spanien kommt?
Die Lösung des Rätsels ist erschreckend einfach: 22 der 55 Pestizide, die in den untersuchten „deutschen“ Erdbeeren gefunden wurden, waren im österreichischen Untersuchungsspektrum nicht enthalten. Das bedeutet: Mindestens 40 Prozent der relevanten Pestizide in Erdbeeren bleiben für die österreichische Lebensmittelkontrolle unsichtbar. Sie wurden einfach nicht gesucht. Nur betrifft dieses Problem nicht allein die Erdbeeren. Während die deutschen Behörden im Jahr 2002 in Obst und Gemüse nach insgesamt 399
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