Schmeckt's noch?
ausüben.
Demzufolge sollte für jedes Pestizid eine akzeptable Menge zu definieren sein, die wir täglich ohne gesundheitliches Risiko über die Nahrung aufnehmen dürfen. Diese Menge wird als akzeptable tägliche Aufnahme bezeichnet und durch den ADI-Wert charakterisiert.
Ermittelt werden ADI-Werte in Fütterungsversuchen an Tieren, in denen diejenige Dosis des Schadstoffes ermittelt wird, bei der noch kein negativer Effekt beobachtet werden kann. Diese Dosis wird als No Observed Adverse Effect Level (NOAEL) in mg/kg bezeichnet (siehe Grafik).
Am Beispiel Iprodion : Die regelmäßige Fütterung mit Iprodion hatte bei verschiedenen Versuchstieren zahlreiche ganz unterschiedliche Effekte hervorgerufen. Zwei dieser Effekte — die Krebs erregende Wirkung und die entwicklungsschädigende Wirkung — wurden zur Grundlage für die Festlegung eines ADI-Wertes bzw. einer ARfD (Akute Referenz-Dosis).
Krebs erregende Wirkung : Regelmäßige Fütterung von Ratten mit Iprodion führte zu Tumorbildungen im Fortpflanzungsapparat der männlichen Ratten. Die größte tägliche Dosis, bei der dieser Effekt noch nicht beobachtbar war, lag bei 6,1 mg/kg/d (Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag). Diese Menge markierte somit den NOAEL in diesem Versuch. Sowohl die US-amerikanischen als auch die europäischen Behörden stützten sich für die Festlegung eines ADI-Wertes für den Menschen auf genau diesen NOAEL von 6,1 mg/kg/d.
Entwicklungsschädigende Wirkung : Eine weitere Beobachtung im Rattenversuch — aus der allerdings nur die US-amerikanischen Behörden Konsequenzen zogen — war die veränderte „ ano -genitale Distanz“ bei männlichen Embryonen (das ist der Abstand zwischen Anus und Hodensack). Jene Menge an Iprodion , die diesen Effekt noch nicht auslöste, lag bei 20 mg/kg bezogen auf das Körpergewicht der trächtigen Ratte. Damit beträgt der NOAEL für diesen Effekt 20 mg/kg. Da es sich hier um einen entwicklungsschädigenden Effekt handelte und solche Effekte in der Regel keine regelmäßige Schadstoffeinwirkung voraussetzen, leiteten die US-Behörden aus diesem Effekt für den Menschen eine Akute Referenz-Dosis ( ARfD ) ab.
Vom Tier zum Mensch mit Faktor XY
Wie gelangen wir nun vom NOAEL, also jener Menge, die im Tierversuch noch keinen Effekt zeigt, zu jener Menge, die wir für einen Menschen als akzeptabel bzw. sicher ansehen?
Zum einen wird diese Menge auf das Körpergewicht eines Menschen hochgerechnet. In diesem Schritt vervielfacht sich die Menge natürlich (beispielsweise von einer 30 Gramm schweren Maus zu einem 60 kg schweren Erwachsenen um das 2000fache). Gleichzeitig wird durch so genannte „Unsicherheitsfaktoren“ diese Menge wieder nach unten korrigiert. Unsicherheitsfaktoren berücksichtigen zumeist die Möglichkeit, dass der Mensch auf den betreffenden Stoff empfindlicher reagiert als das Versuchstier (Faktor 10) und dass manche Menschen eine deutlich höhere Empfindlichkeit aufweisen als der Durchschnitt der Bevölkerung (Faktor 10).
Am Beispiel Iprodion : Der NOAEL für die Krebs erregende Wirkung am männlichen Fortpflanzungsapparat ist 6,1 mg pro kg Körpergewicht und Tag. Dieser Wert war — wie schon erwähnt — für die EU gleichermaßen wie für die US-amerikanische Behörde Grundlage für die Festlegung eines ADI-Wertes für den Menschen. Während aber die EU-Behörde lediglich die Unsicherheitsfaktoren 10x10 an wendete , um zum ADI-Wert zu gelangen, schlug die US-amerikanische Behörde noch einen weiteren Faktor 3 drauf, um der besonderen Empfindlichkeit von Kindern Rechnung zu tragen. Der ADI der EU beträgt daher 0,06 mg/kg/d, während der entsprechende Wert in den USA bei 0,02 mg/kg/d liegt und um das Dreifache strenger ist.
Ein weiterer Unterschied: Der entwicklungsschädigende Effekt von Iprodion auf Rattenembryos war für die US-Behörde Anlass zur Festlegung einer Akuten Referenz-Dosis. Die ARfD beträgt 0,067 mg/kg. Im Gegensatz dazu hat die EU im Rahmen ihrer Wirkstoffprüfung bei Iprodion die Festlegung einer ARfD als nicht notwendig eingestuft.
Probleme der Risikoabschätzung
Dass die Kombinationswirkung von Pestiziden unberücksichtigt bleibt, ist möglicherweise das größte Manko der derzeitigen Modelle zur Risikobewertung von Pestizidrückständen.
Doch kämpft die Risikoabschätzung noch mit anderen Schwierigkeiten:
• Für manche Krebs erregende Stoffe gibt es keine ungefährliche Dosis. Die Annahme, dass es eine akzeptable Aufnahmemenge
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