Schmerzgeil
soviel wusste ich, und dies würde mindestens eine symbolische Handlung erfordern. Doch einstweilen kümmerte ich nicht darum.
In mir schwang nur der tiefe volle Klang der Lust wie ein bronzener Gong, der mich erzittern ließ.
Tic-tac, tic-tac. Die Zeit glitt vorüber, mit Rosen aus Eis und Nektarkristallen.
Heiligabend war vorbei, und wir hatten uns „Spiel mir das Lied vom Tod“ auf DVD angesehen. Wir kannten den Film in- und auswendig, fanden ihn nach wie vor wunderbar anregend, und allmählich glitten wir beim Schauen wieder in unser Spiel hinein, so dass ich auf einmal auf dem Boden kauerte, meine Wange an Jolas in Lederhosen steckende Beine geschmiegt.
Anfangs machte ich es mir bequem, bis ich ihre strenge Hand im Nacken fühlte.
„Knien.“
Rasch gehorchte ich, legte auch die Hände auf dem Rücken zusammen, wie sie es gern sah.
Eine Stunde später – der Film war vorüber und meine Knie taub – spielte sie genießerisch an meinen Brüsten, um dann in mein Ohr zu flüstern, ob ich ihr vertrauen würde.
Ich nickte scheu.
„Vertraust du mir wirklich?“
„Ja, das tue ich.“
Lächelnd schaute ich zu ihr auf.
Bald darauf waren wir im Auto unterwegs, und ich hatte willig, wenn auch mit gemischten Gefühlen, die neue Kostümierung hingenommen, die Jola für mich auswählte: einen Harness aus Metallringen und darüber nur einen Webpelz. Außerdem war ich gefesselt – das verstand sich beinahe von selbst. Mit schwarz glänzenden Seilen.
Der weiße Winter hatte sich in die Berge zurückgezogen, und genau dorthin fuhren wir.
Songs von Rosenstolz und „Braut haut ins Auge“ begleiteten uns, garniert hin und wieder von ein bisschen Melissa Etheridge und auch gewürzt mit etwas Johann Sebastian Bach. Barockmusik.
Ich war sehr entspannt, als wir endlich hoch oben ankamen.
Auf dem schneebedeckten Gipfel eines Berges, und die Morgenröte tauchte den Himmel in rosenfarbige Glut.
Jola ließ mich eine Weile im Auto warten, und an einer Stelle, die für mich nicht einsehbar war, machte sie sich an irgendetwas zu schaffen. Ich zog den gewebten schwarzen Pelz enger um mich. Ich mochte diese durchdringende Schneekälte nicht, milde ausgedrückt.
Die Sonne stieg empor.
Hier oben herrschte jene einem Adlerschrei ähnliche Einsamkeit, und ich sah mich tief atmend um, während die Gebirgshöhe mehr und mehr in eisigem Blau und gleißendem Gold erstrahlte. Dieser blaue Himmel war trügerisch. Ich sah unbehaglich zu ihm auf und glaubte zu sehen, wie die leuchtende Lapislazulikuppel über mir Sprünge bekam und sturmbleiche Flecken sichtbar wurden.
Dann vergaß ich das, denn Jola führte mich – zu ihrem selbst gebauten Iglu.
„Oh …!“, entfuhr es mir, ich war ergriffen, begeistert, dieses Rund aus festen Schneeblöcken passte so gut zu Jola und zu mir, und als sie mich eintreten hieß, zitterte ich leise, aber nicht vor Kälte. Drinnen war es ohnehin anheimelnd warm von einem batteriebetriebenen Heizofen, und noch dazu war das Iglu mit Tierfellen ausgekleidet. Brennende Kerzen fehlten ebenfalls nicht, und es roch nach gebrannten Nüssen, Bratäpfeln, Fichtennadeln … sehr weihnachtlich.
Weniger weihnachtlich fand ich den Gegenstand, den Jola auf einmal hervorzauberte und in ihrer Hand hielt.
Es war das Instrument, das ich am meisten fürchtete.
Er passte weniger zu Weihnachten als vielmehr zu Nikolaus, war aber selbst dafür zu hart.
Ein Rohrstock.
Ich stöhnte unwillkürlich auf. Im Grunde hatte ich geahnt, dass es genau dazu kommen würde.
„Ja“, sagte Jola ruhig und fest, „ich möchte, dass du für mich diese Prüfung ablegst. Betrachte es als Initiation, Süße …“
Sie zog mich nackt aus, nicht einmal den spärlichen Harness durfte ich behalten. Schutzlos war ich. Sie löste auch meine Fesseln und gebot mir, mich auf dem Bauch auszustrecken.
Bebend gehorchte ich.
Oh … dass ich ungebunden blieb, unterstrich noch den Charakter der Freiwilligkeit, mit der ich die Prüfung auf mich nahm – und ich wusste, ich hatte das Folgende zu ertragen, ohne mich allzu sehr zu winden oder gar die Hände nach hinten auszustrecken.
Insgeheim staunte ich. Innerhalb weniger Monate hatte sich meine verhalten dominante Freundin in eine Herrin verwandelt, die ihresgleichen suchte. Wir waren seit sieben Jahren zusammen, doch hatten wir unsere dunkel glitzernden Neigungen erst vor knapp zehn Monden entdeckt, um uns zu vervollkommnen, und bislang erzog mich Jola sanft, wie über leicht
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