Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Waffentestzentrums der Navy in China Lake, um ihn zu befragen. Es handelt sich um einen Weißen, schlank, etwa vierzig Jahre alt, der unter Umständen den Namen Kai Torrance benutzt. Personen, die etwas über ihn wissen, werden gebeten, sich mit dem Los Angeles Police Department oder dem FBI in Verbindung zu setzen«, sagte der Moderator. »Der Sicherheitsbeamte, der in einem Bürogebäude in Westwood überfallen wurde, befindet sich weiterhin in einem kritischen Zustand.«
Ich wich dem Blick meines Vaters aus. »Ich hoffe, das bringt was.«
»Das hoffe ich auch.«
Ich suchte meine Sachen zusammen, während mein Vater seine Baseballmütze aufsetzte.
»Ich fahr euch zum Flughafen«, sagte er.
Die Atmosphäre während der Fahrt war angespannt und wurde nur zeitweise durch oberflächliches Geplauder unterbrochen. Als wir vor dem Terminal stoppten, half er Valerie und mir, unsere Sachen aus dem Kofferraum zu holen, und rollte ihren kleinen Koffer bis zum Schalter.
»Bist du sicher, dass du nicht mitfliegen willst?«, fragte ich.
»Ich hab hier noch was zu erledigen«, erwiderte er.
Ich umarmte ihn zum Abschied, doch als er sich abwandte, bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil wir uns im Streit trennten. Ich lief ihm nach und holte ihn auf dem Weg nach draußen ein.
»Ich will nicht mit dir streiten«, sagte ich.
»Wir streiten doch gar nicht.«
»Ach nein?«
»Ich beginne keinen Kampf, den ich nicht gewinnen kann.«
Ich seufzte. Er umarmte mich noch einmal.
»Pass auf dich auf und tu nichts Unüberlegtes.«
»Wie zum Beispiel heiraten.«
Er gab mir einen Kuss und stieg in den Wagen.
Eine Stunde später, als wir in dem kleinen Flugzeug über die Startbahn rollten, lehnte sich Valerie zurück und drehte ihren Kopf zu mir.
»Du und dein Vater, ihr steht euch wohl sehr nahe.«
Vor den Fenstern zogen niedrige Büsche vorbei. »Ja.«
Sie schwieg lange. »Damals, in der Schule, habe ich dich eigentlich gar nicht gekannt.«
»Obwohl du mein Tagebuch gestohlen und es von vorn bis hinten gelesen hast?«
»Obwohl ich dein Tagebuch gestohlen habe.«
Zwanzig Jahre lang hatte ich auf dieses Geständnis gewartet, doch jetzt konnte ich mich nicht mehr darüber freuen.
»Was du geschrieben hattest, war richtig nett. Und lustig. Du hast deine Eltern und deinen Bruder wirklich sehr gern gehabt.«
»Soll das etwa heißen, dass du mich gar nicht für so schlimm gehalten hast?«
»Moment. Du warst hoffnungslos. Und ein Freak.« Der Anflug eines Lächelns. »Aber ich war dafür ein Miststück.« Ihre Stimme wurde leiser. »Evan, vielen Dank für alles, was du heute getan hast.« Sie schloss die Augen.
Das Flugzeug wendete, blieb am Ende der Startbahn stehen und brachte die Triebwerke auf volle Leistung. Als wir abhoben, warf ich einen Blick nach unten. Am Ende der Startbahn, hinter dem Maschendrahtzaun, erkannte ich meinen Vater, der an der Motorhaube seines Mietwagens lehnte. Er winkte. Ich legte meine Hand ans Fenster, drückte meine Nase dagegen und behielt ihn so lange wie möglich im Blick.
Erst als er außer Sichtweite war, fiel mir etwas ein. Was genau hatte er eigentlich in Santa Barbara zu erledigen?
22. Kapitel
Als ich die schmale Treppe zur Landebahn hinunterschritt, nahm ich meine Ohrstöpsel heraus. Das Flugzeug glitzerte in der Sonne wie ein silberner Spiegel. Nachdem Valerie sich vorsichtig die Treppe hinuntergetastet hatte, wanderten wir langsam zum Terminal. Die Hitze flimmerte auf dem Asphalt. Ich starrte in den blauen Himmel und gleich wieder nach unten, weil es viel zu hell war. Tommy wartete auf uns. Er trug eine Sonnenbrille, seinen kleinen Hut und ein schreiend buntes Hawaiihemd. Und er kaute Kaugummi wie ein Wilder.
»Du siehst müde aus«, begrüßte ich ihn.
»Dito.«
»Wenigstens rauchst du nicht.«
Er lüftete sein Hemd am Kragen. Auf seiner Brust klebte ein Dutzend Nikotinpflaster wie Blutegel. Er grinste über meinen Gesichtsausdruck, und ich hatte freie Sicht auf einen Kaugummi von der Größe eines Golfballs.
»Nicorette.« Er griff nach Valeries Koffer und reichte mir die China Lake News. » Seite eins.«
Als wir in seinem Zivilwagen über den Highway brausten, schlug ich die Zeitung auf.
FÜR IMMER IN UNSEREN HERZEN
von Evan Delaney
Sonderkorrespondentin der China Lake News
Beschissene Headline, aber da hatte ich nicht mitreden können.
Samstag Abend stand Ceci Lezak beim Klassentreffen der Bassett Highschool vor einem Plakat zum Andenken unserer
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