Schmerzlos: Thriller (German Edition)
geheim gehalten. Woher weißt du es?«
»Ich hab’s mir gedacht.« Weibliche Intuition. Panische Angst.
Ich erzählte ihm, dass Dana West, Sharlayne Jackson und Valerie übertragbare spongiforme Enzephalopathie hatten, und ich davon ausging, dass es bei den anderen genauso gewesen war.
»Ach du Scheiße«, sagte er.
Eine lange Pause. »Tommy?«
»Das muss ich erst mal verdauen.« Seine Stimme wurde wieder lebhafter. »Wie kann Coyote wissen, wer aus deiner Klasse krank ist?«
»Meine Mutter hat mir gesagt, dass nach der Explosion alle Eltern gebeten wurden, die Ärzte von ihrer Schweigepflicht zu entbinden, damit man sich unsere Patientenakten ansehen konnte.«
»Du glaubst, Coyote hat Zugang zu unseren medizinischen Unterlagen? Heute noch?«
»Ich glaube, er hat einen Informanten. Jemand versorgt ihn mit Informationen.«
»Informationen über seine Zielpersonen.«
»Tommy, ich glaube nicht, dass hier was vertuscht werden soll. Ich glaube, es ist eine Säuberungsaktion.«
»Er bringt uns um, weil wir der Dreck sind, der liegen geblieben ist? Glaubst du, er hat Ryan O’Keefe deshalb getötet?«
»Ja. Ich befürchte, Coyote bringt Frauen um, die Kinder haben oder schwanger sind.«
»Das glaub ich einfach nicht.«
»Ich muss mit Dr. Cantwell reden«, sagte ich. »Er weiß mit Sicherheit über die Verzichterklärungen Bescheid. Außerdem gehört die halbe Stadt zu seinen Patienten.«
»Du hältst ihn für den Informanten?«
»Ich kann es nicht ausschließen. Bis jetzt habe ich sechsmal in seinem Büro angerufen, und er hat noch nicht zurückgerufen. Ich glaube, er geht mir aus dem Weg.«
»So was solltest du nicht am Telefon besprechen.«
»Du hast recht. Ich will, dass du dabei bist, wenn ich mit Dr. Cantwell spreche.«
Um ein Haar hätte er etwas gesagt, doch dann hielt er den Mund. Ich verschwieg ihm meinen anderen Grund, warum ich mit Dr. Cantwell sprechen wollte. Meine Ärztin konnte mir nicht sagen, ob mein Baby in Gefahr war. Dr. Cantwell wusste vielleicht mehr.
»Gut. Das hätte ich jetzt auch vorgeschlagen, denn dein Artikel erscheint heute in den China Lake News. Aber ich möchte, dass du noch eine Kleinigkeit hinzufügst. Kellys Beerdigung ist morgen Vormittag. Holy Cross, zehn Uhr. Du solltest kommen. Es werden eine Menge Fotografen und Reporter von Nachrichtensendern da sein. Wenn wir Coyote aus der Reserve locken wollten, sollten wir alle Möglichkeiten nutzen.«
Ich war gerade im Schlafzimmer und kämpfte mit dem Reißverschluss des Koffers, als ich hörte, wie jemand an die Haustür klopfte und eintrat.
»Kit?«
Ich wuchtete den Koffer vom Bett und schleppte ihn ins Wohnzimmer. In der Tür stand mein Vater. Ich umarmte ihn und trat mit ihm zum Sofa.
»Ich hab versucht, dich zu erreichen. Ich fliege nach China Lake«, sagte ich.
Als wir vor dem Sofa standen, setzte sich Valerie langsam auf.
»Dad, erinnerst du dich noch an Val Skinner?«
Sie schien in ihrem schwarzen Kapuzenpulli zu versinken. »Hallo, Mr. Delaney. Es ist lange her.«
»Da haben Sie recht.«
Er hielt ihr die Hand hin, doch sie verschränkte die Arme vor der Brust. Mein Vater wirkte beunruhigt, genau genommen entsetzt darüber, wie Valerie aussah.
Erneut versuchte ich den Reißverschluss an meinem Koffer zu schließen. »Wir sind auf den Flug um fünfzehn Uhr dreißig gebucht. Kommst du mit?«
Er antwortete nicht, sondern starrte mich nur an.
»Stimmt was nicht?«
Valerie stand auf. »Ich setz mich mal draußen in den Schatten. Ruf mich, wenn wir gehen können.«
Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, sagte er: »Großer Gott. Sie sieht aus wie ein verschrumpelter Apfel.«
»Sie hat diese Krankheit.«
Seine Finger kneteten die Baseballmütze in seiner Hand. »Wie Dana West.«
»Ich weiß.« Ich zerrte am Reißverschluss meines Koffers. »Ich habe das Video und Danas Kernspintomografie zu meiner Ärztin mitgenommen. Sie ist ebenfalls der Meinung, dass es übertragbare spongiforme Enzephalopathie ist.«
»Deine Ärztin«?, fragte er.
Ich richtete mich auf. »Bist du deshalb so nervös?«
Plötzlich nahm er mich in die Arme und hielt mich fest. »Wie soll ich nur dafür sorgen, dass du sicher bist?«
Ich bekam Angst. Mein Vater gab zwar manchmal zu, dass er sich Sorgen machte, aber noch nie hatte er seine Angst so offen gezeigt. Ich schmiegte mich an ihn.
»Dad, mir wird schon nichts passieren. Tommy holt mich am Flughafen in China Lake ab, und ich werde die ganze Zeit unter
Weitere Kostenlose Bücher