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Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schmerzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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nichts Unüberlegtes. Damit hatte er nicht nur einfach Heiraten gemeint. Er hatte an eine Mussehe gedacht.
    Als er uns erreicht hatte, berührte er kurz den Ellbogen meiner Mutter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sein Gesicht wirkte genauso angespannt wie ihres.
    »Angie, du siehst großartig aus.«
    »Hallo, Philip.«
    Er breitete die Arme aus und wartete, dass ich mich hineinwarf. Ich umarmte ihn, fühlte mich aber ziemlich überrumpelt. Der Priester am Grab rückte seine violette Stola zurecht und bat die Trauergemeinde, näher zu treten.
    »Es geht los«, sagte ich.
    Ich wich dem Blick meines Vaters aus. Nachdem wir uns alle untergehakt hatten, gingen wir zum Grab.
     
    Scotty Colfax saß in der ersten Reihe, in sich zusammengesunken wie ein Sack Reis. Am Rand der Menge entdeckte ich Tommy, dessen Blick rastlos umherwanderte. Ich bemerkte noch andere Polizeibeamte zwischen den Trauergästen, Leute, die ich vom Revier kannte. Ich hielt mich an meinen Eltern fest.
    Niemand von uns sprach. Das war auch gar nicht notwendig. Die angespannte Atmosphäre war nicht zu leugnen.
    Nach dem letzten Amen eilten die Leute so schnell, wie es der Anstand erlaubte, zu ihren Autos, um aus der Hitze zu kommen. Mein Vater führte uns zum Parkplatz. Im Gehen legte er die Hand über die Augen, um einen Blick auf den Horizont zu werfen, wo die Sierras in den Himmel ragten. Meine Mutter folgte seinem Blick. »Ganz schön lange her, was?«
    »Die Stadt ist … anders. Aber das kann auch an den Umständen liegen.« Er schaute sie an. Sein Gesichtsausdruck war schwer zu deuten. »Aber die Berge sehen noch genauso aus wie an dem Tag, an dem wir hergekommen sind.«
    Wir schlenderten zu seinem Wagen. Tommy trat zu uns und gab meinem Vater die Hand.
    Mein Vater lächelte. »Lange her, Tommy. Schön, dich wiederzusehen.«
    »Sir.« Er senkte die Stimme. »Wenn das Grab zugeschaufelt ist, wird Scottys Familie die Blumen und den Teddybären dort zurücklassen. Anschließend wird der Friedhof rund um die Uhr von Polizeibeamten beobachtet. Dann werden wir schon erleben, ob Coyote den Köder schluckt.«
    Tommys Blick wanderte über die Trauergäste, als wäre der Killer schon hier. Dann schien ihm etwas einzufallen, denn er lächelte meinen Vater an.
    »Herzlichen Glückwunsch. Sie sind sicher sehr stolz.«
    »Wie bitte?«, fragte mein Vater.
    »Vater der Braut. Auch wenn der Bräutigam so seine Probleme mit der Staatsgewalt hat.«
    Er blinzelte mir zu und entschuldigte sich. Dann fummelte er eine Packung Zigaretten aus der Tasche und ging davon, um mit einem der anderen Polizeibeamten zu sprechen.
    Der Wind spielte mit meinen Haaren. Ich schickte ein schnelles Stoßgebet zum Himmel und bat um Beistand.
    »Dad, Mom hat mir erzählt, dass du Bescheid weißt.«
    Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ich hinderte ihn daran.
    »Es kommt zwar ziemlich überraschend, aber ich freue mich wahnsinnig darüber.« Ich schluckte. »Wenn ich dich enttäuscht habe, tut es mir leid.«
    Sein Gesicht wurde weicher, und er zog mich an sich. »Kit, du hast mich noch nie enttäuscht. Aber ich mache mir Sorgen um deine Gesundheit.«
    »Bitte, versteh es doch. Bitte.«
    Schon wieder schossen mir Tränen in die Augen. Wenn das so weiterging, trocknete ich noch völlig aus. Zum Glück stört sich auf einem Friedhof niemand daran, wenn man unvermittelt zu weinen beginnt. Mein Vater nahm mich in die Arme, schaukelte mich hin und her und versuchte, mich zu beruhigen.
    »Sch. Alles wird gut. Du schaffst das schon.«
    »Da kannst du Gift drauf nehmen. Und dann veranstalten wir die größte, schrillste Hochzeitsfeier, die dieses Land je gesehen hat. Wenn wir später die Fotoalben aus dem Schrank holen, müssen wir eben hoffen, dass das Kind nicht bis neun zählen kann.«
    Das Schaukeln hörte auf.
    »Was ist?«
    Seine Arme hielten mich fest. »Wenn du eine große Hochzeit möchtest, ist das …«
    Ich starrte ihn an. »Was ist los?«
    »Nichts. Das klingt alles ganz wunderbar.« Er schob mich in Richtung seines Wagens. »Besser, wenn du jetzt aus der Sonne gehst.«
    Ich wischte mir die Tränen ab. Der Arm meines Vaters lag immer noch um meine Schultern.
    »Wo ist eigentlich Jesse? Ich dachte, er wäre da«, sagte er.
    »Das dachte ich auch.«
    »Ist er denn …« Er wechselte einen schnellen Blick mit meiner Mutter. »Ist er denn gar nicht hergekommen?«
    Etwas an seinem Ton störte mich. Er vermied es, mich anzuschauen. Auch meine Mutter fand die Sierras plötzlich

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