Schmerzlos: Thriller (German Edition)
sehr interessant.
Ich ging langsamer. »Was zum Teufel ist hier eigentlich los?«
»Er sagte nur, dass er herfahren wollte. Angesichts der Umstände dachte ich eigentlich, dass er sein Wort hält.«
Ich blieb stehen. »Er geht nicht ans Telefon. Hier stimmt doch was nicht. Was verschweigt ihr mir?«
Die beiden sahen sich an.
»Dad?«
Auf einmal fiel mir etwas ein. Ich hab hier noch was zu erledigen.
»Du hast doch nicht etwa mit ihm gesprochen?«
Er brauchte gar nicht zu antworten. Sein Gesicht sagte alles. Das meiner Mutter auch.
»Oh nein. Was hast du zu ihm gesagt?«
»Wir haben lediglich über eure Zukunft gesprochen«, erklärte er vage.
»Nur? Nur über unsere Zukunft?«
Beim dem Wort unsere zuckte er zusammen. Ich hatte ihn falsch verstanden. In diesem Moment wurde mir klar, dass das Gespräch mit Jesse ganz schrecklich gewesen sein musste.
»Du hast nicht über unsere Zukunft gesprochen. Es ging um meine Zukunft.« Ich blinzelte, weil mir schwindlig war. »Du siehst nämlich gar keine gemeinsame Zukunft für uns, stimmt’s?«
Meine Mutter ging dazwischen. »Phil, jetzt sag es ihr endlich.«
Er überlegte eine ganze Weile. »Ja, wir haben über deine Schwangerschaft gesprochen.«
»Du hast ihn doch nicht etwa erschossen?«, fragte ich, dann schüttelte ich den Kopf. »Ich muss mich hinsetzen.«
Ich ging zu seinem Mietwagen, machte die Tür zum Rücksitz auf und ließ mich auf das Polster fallen.
»Was hast du zu ihm gesagt?«
»Wir haben darüber geredet, dass …« Er runzelte die Stirn. Offenbar verließ ihn sein Mut. »Wir haben darüber geredet, dass es besser wäre, wenn du dieses Kind nicht kriegst.«
»Ihr habt was?« Plötzlich war mir nicht mehr warm, sondern eiskalt. »Du glaubst, ich sollte das Baby nicht bekommen?«
Meine Eltern starrten mich an.
»Du willst, dass ich abtreibe?«
Mein Vater ging vor mir in die Hocke. »Kit, ich weiß, dass du dir das nicht vorstellen kannst, aber …«
»Wie kannst du es wagen?«
Meine Mutter beugte sich zu mir. »Ev, jetzt beruhig dich erst mal …«
Ich wich vor ihr zurück. »Bist du etwa der gleichen Meinung?«
Ich kroch über den Rücksitz, öffnete die Tür auf der anderen Seite und stieg aus. Dann starrte ich die beiden über das Dach des Wagens hinweg an.
»Du bist zu Jesse gegangen und hast ihm gesagt, dass ich sein Kind loswerden soll? Du wolltest, dass er einer Abtreibung zustimmt? Großer Gott, wie konntest du nur?«
»Er versteht, wie gefährlich diese Schwangerschaft ist.«
»Gefährlich?«
»Kit, du hast doch das Video von Dana gesehen. Du hast gehört, was ihr Mann gesagt hat. Und du weißt, dass Coyote sie getötet hat, weil sie schwanger war.« Er wirkte traurig. »Jesse hat das verstanden. Deshalb habe ich dich gefragt, wo er ist. Ich bin davon ausgegangen, dass er schon mit dir darüber gesprochen hätte.«
»Soll das heißen, er war einverstanden?«
Meine Mutter seufzte bekümmert. »Evan, sei ihm nicht böse. Es ist auch für ihn ganz schrecklich.«
Ich entfernte mich vom Wagen und wankte durch die glühende Hitze über den Parkplatz. Einen Moment lang stand ich da, während der Wind an meinen Haaren riss, und starrte die Sierras am Horizont an. Dann drehte ich mich um.
»Ihr lügt.«
Das Gesicht meiner Mutter wurde ganz spitz. Ich trat wieder zu meinen Eltern.
»Es war gar nicht so. Jesse hat sich geweigert, richtig, Dad?«
Mein Vater wich meinem Blick aus, doch ich entdeckte ein Flackern in seinen Augen.
»Eine Abtreibung kommt für ihn nicht in Frage. Da bin ich mir sicher.«
Meine Mutter beobachtete meinen Vater. Mein Vater beobachtete mich.
»Wie hast du’s angestellt? Hast du ihn angelogen? Hast du ihm Schuldgefühle eingeredet? Ihm gesagt, ich würde sein Baby nur aus Mitleid mit ihm bekommen? Hast du ihn glauben gemacht, er würde mir nicht nur sein Kind aufbürden, sondern auch …«
Ich ballte die Hände zu Fäusten und machte einen Schritt auf ihn zu, bis ich nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt war. Um ein Haar hätte ich ihn geschlagen.
Seine Stimme war völlig ruhig. »Es geht um Leben oder Tod. Ich bin nicht stolz drauf, aber ich habe es mit allen Mitteln versucht. Nichts ist wichtiger als du. Nicht mal Jesse, egal, wie sehr du ihn liebst.«
»Was hast du zu ihm gesagt?«
Er schwieg.
»Raus damit.« Ich starrte ihn an und weigerte mich, den Blick abzuwenden. »Er ist nicht gekommen, und zwar wegen dem, was du zu ihm gesagt hast. Ich will wissen, was das war.«
»Ich habe
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