Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Und Agentengeschichten. Deshalb war sie damals, vor so vielen Jahren, bereit gewesen, bei dieser geheimnisvollen Spionageaktion mitzumachen. Und sie liebte Geld, so sehr, dass sie der kleinen Tunte die Stelle als Aushilfslehrer zugeschanzt hatte, damit er die Schüler beobachten konnte. So sehr, dass sie das Vertrauen ihres Mannes missbraucht und dem Mann, den sie als Robin Klijsters kannte, unbegrenzten Zugang zu den Patientenakten verschafft hatte.
    Da sie immer noch glaubte, dass er für die Regierung arbeitete, würde er ihr diese Illusion natürlich nicht nehmen.
    »Ich verstehe. Welche Summe hast du dir vorgestellt?«
    »Zweitausend. Und ich hab es eilig. Tully ist auf dem Weg, um mich abzuholen. Er wird jede Minute hier sein, und ich will nicht, dass er dich hier findet.«
    Er lächelte. »Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass er auf einen Schwulen wie mich eifersüchtig wäre.«
    Schließlich schaute sie ihn doch an. »Ich würde dich gern mal was fragen, Robin. Hat man sich in all den Jahren, in denen du für die Regierung gearbeitet hast, eigentlich nie darüber beschwert, einen Homo in den eigenen Reihen zu haben? Oder gilt in deiner Abteilung der Grundsatz ›Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß‹?«
    »In meiner Abteilung wäre so eine Frage die letzte, die du stellst.«
    »Ah ja.« Sie zog den Reißverschluss der Reisetasche zu. »Du weißt nicht zufällig, wer er ist?«
    »Wer?«
    »Coyote.« Sie starrte ihn an. »Ich halte ja nichts von Verschwörungstheorien, aber inzwischen glaube ich, dass die Regierung weiß, wer es ist, seine Identität jedoch geheim hält.«
    »Nein, Toni. Ich habe keine Ahnung, wer Coyote ist.«
    »Aber wenn du es wüsstest, würdest du’s mir sagen, oder?«
    »Du würdest es sofort erfahren.«
    Sie nickte beruhigt und streckte die Hand aus, um das Geld entgegenzunehmen.
    »Jetzt würde ich dich gern noch was fragen«, sagte er. »An dem Tag, als es zu der Explosion kam, hattest du doch die Aufsicht über die Kinder, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Dann warst du auch für die vier Kinder verantwortlich, die in die Nähe der Explosion geraten sind?«
    »Ich war gerade dabei, die Felszeichnungen zu erklären. Ich hab gar nicht mitgekriegt, wie sie weggelaufen sind.«
    Ihre Hand lag offen vor ihm, die Handfläche nach oben gerichtet. Er zog den Reißverschluss seiner Gürteltasche auf und griff hinein.
    »Ist dir eigentlich noch nie der Gedanke gekommen, dass mangelnde Sicherheit unvorhersehbare Folgen haben kann?«
    Toni runzelte die Stirn. »Diese Kinder waren dreizehn, vierzehn Jahre alt. Ihr ganzes Leben bestand aus unvorhersehbaren Folgen.«
    »Das Leben dieser Kinder ist unwichtig. Ich rede über mein Leben.«
    »Wie bitte?«
    Er zog den Taser heraus und drückte ab. Die Projektile trafen sie mitten in die Brust. Ihr Kopf wurde zurückgerissen, die Ohrringe blitzten im Licht der Sonne auf. Genau wie das Messer.

26. Kapitel
     
    Ich ließ mich auf den Rücksitz des Wagens fallen, den mein Vater gemietet hatte, dann folgten wir Tommy und McCracken zum Polizeirevier. Mein Vater redete leise und schnell mit meiner Mutter, als wäre er in einer Einsatzbesprechung.
    »South Star geriet außer Kontrolle. Der Schmerzimpfstoff stellte sich als Infektionserreger heraus, und sie mussten das Projekt abbrechen.«
    »Indem sie das Labor in die Luft sprengten?«
    »Wir werden zwar nie was Schriftliches darüber finden, aber du kannst Gift darauf nehmen, dass es genauso war.«
    »War das nicht etwas zu viel des Guten?«
    »Sie mussten wohl das gesamte Gelände sterilisieren.«
    »Aber ist denn keinem in den Sinn gekommen, dass bei einer Explosion der Erreger in der Luft verteilt wird und jeden infiziert, der damit in Kontakt kommt? Wer hat dieses Projekt eigentlich geleitet, Dick und Doof?«
    »Wir müssen wohl davon ausgehen, dass es eine kontrollierte Explosion sein sollte, die dann nicht wie geplant verlief. Wahrscheinlich braucht man extreme Hitze, um den Erreger zu vernichten. Ein Flammenwerfer hätte nicht gereicht. Und bedenke, wann das passiert ist.« Er warf mir im Rückspiegel einen Blick zu. »Russische Spionagesatelliten überfliegen den Stützpunkt. Wenn Moskau damals Fotos gesehen hätte, auf denen ABC-Abwehreinheiten mit Flammenwerfern ein Laborgebäude Stück für Stück auseinandernehmen, hätte das Verdacht erregt. Aber wenn in China Lake irgendwo zwischen ein paar Felsen ein Gebäude in die Luft fliegt, fällt das nicht weiter auf.«
    Ich starrte hinaus in die