Schmerzlos: Thriller (German Edition)
verfasst. Sie geht morgen früh an meine Chefin. Die E-Mail ist auf dem Server der Kanzlei gespeichert, damit Sie sie nicht finden und löschen können.«
»Wovon reden Sie eigentlich?«
»Die E-Mail enthält detaillierte Angaben zu Ihrer Arbeit bei South Star und Ihrem Ziel, Supersoldaten zu schaffen, Informationen über die schiefgelaufene Explosion, Ihr Bestreben, alle Schüler in Evans Klasse zu töten, Ihre Zusammenarbeit mit Coyote, einfach alles. Sie enthält ferner ein Video von einem der Opfer aus China Lake, zusammen mit einer Kernspintomografie. Wenn man das alles mit den forensischen Beweisen kombiniert, die die Polizei von China Lake über die letzten Opfer gesammelt hat, sind Sie dran.«
Sie wurde blass.
»Ich weiß, dass Sie Ihr aktuelles Forschungsprojekt fortsetzen möchten. Wahrscheinlich sehen Sie sich schon in Stockholm, wie Sie den Nobelpreis entgegennehmen. South Star könnte Ihnen das verderben. Und deshalb hängt das, was jetzt passiert, ganz allein von Ihnen ab.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte sie.
»In der E-Mail bitte ich meine Chefin, die Informationen an Fox News, CNN, die Washington Post und die LA Times weiterzuleiten. Und das wird sie mit Sicherheit tun. Ich arbeite nämlich für eine Kanzlei namens Sanchez Marks. In Santa Barbara wird sie ›der militante Flügel‹ genannt, weil meine Chefin zu diesen linken Pazifisten gehört, die alles hassen, was auch nur nach Militär riecht. Sie hat viel Ähnlichkeit mit einem Jack-Russel-Terrier. Wenn sie sich in etwas verbissen hat, lässt sie nicht mehr los. Und in diesem Fall könnte sie damit auch noch Karriere machen.«
»Aber das wäre …«
»… das Ende Ihrer Karriere. Ich weiß.«
Sie wirkte zutiefst schockiert. »Es wäre auch das Ende von Primacon.«
»Sehe ich so aus, als würde mir das was ausmachen?«
»Wir erforschen Krankheiten des Gehirns und des zentralen Nervensystems. Eines Tages entwickelt sich daraus vielleicht eine Behandlungsmethode für Rückenmarksverletzungen. Wollen Sie diese Hoffnung zunichte machen?«
»Falls Ihnen das Ende Ihrer Karriere noch nicht reicht – in der E-Mail steht auch, dass Sie ein Gegenmittel für den South-Star-Erreger haben, ihn aber bis zum Tod von Coyote den Opfern vorenthalten. Das dürfte für Coyote Anreiz genug sein, Sie aufzuspüren. So schnell wie möglich.«
»Sie bluffen.«
»Ich dachte, das hätten wir geklärt.«
Swayze schien nicht zu wissen, was sie tun sollte. Irgendwo in den Eingeweiden der Tiefgarage quietschten Reifen.
»Und wenn ich tue, was Sie verlangen? Wie sieht Ihre Gegenleistung aus?«
»Ich werde die E-Mail löschen. Aber das kann ich natürlich nur, wenn ich noch am Leben bin.«
»Das reicht nicht.«
»Wenn es Ihnen gelingt, Coyote liquidieren zu lassen, werde ich mich ganz bestimmt nicht darüber beschweren. Sie können also gern Ihre alten Freunde bei der Regierung anrufen und dafür sorgen, dass sich einige ihrer Leute – oder vielleicht auch ein Freischaffender – diskret um Coyote kümmern.«
Noch immer lag der spöttische Ausdruck auf ihrem Gesicht.
»Falls wir Coyote finden, gehe ich zuerst rein, vor Ihnen«, sagte Jesse. »Aber Sie müssen mir helfen. Sonst haben Sie verloren.«
Swayze presste die Hände auf den Betonboden. »Woher weiß ich, dass Sie Ihren Teil unserer Vereinbarung einhalten werden?«
»Ja, ich traue Ihnen auch nicht. Aber ich habe die E-Mail. Sie haben eine schmerzende Schulter und können mich jederzeit anzeigen. Psychopathischer Krüppel greift Forscherin an, weil sie seine Querschnittlähmung nicht heilen kann. Wahrscheinlich könnten Sie mich sogar verhaften lassen.«
Stumm starrte sie ihn an. Dann nickte sie. »In Ordnung.«
»Wie finden wir Coyote?«
Swayze stand auf. »Wir fahren nach Hollywood.«
Der Arzt drosch den Rückwärtsgang hinein, drückte das Gaspedal durch und steuerte rückwärts die Einfahrt hinunter, die Autotür weit geöffnet.
»Antonia. Oh, Toni! Oh, Gott«, schrie er.
Er rammte den Briefkasten, der in hohem Bogen durch die Luft flog. Der Wagen schlitterte auf die Straße und rutschte weiter bis in den Sand. Cantwells Hände zuckten über das Armaturenbrett und den Schalthebel am Lenkrad. Er zog die Tür zu, warf einen Blick durch die Windschutzscheibe und sah Coyote auf der Veranda vor dem Haus stehen.
Im nächsten Moment verließ Coyote die Veranda und lief auf ihn zu. Der Arzt packte den Schalthebel, zwang ihn in die Fahrstellung und fuhr mit durchdrehenden Reifen zurück auf
Weitere Kostenlose Bücher