Schmerzlos: Thriller (German Edition)
das?«
»In meinem Haus. Rufen Sie Detective Chang an.«
Tommy starrte wie gebannt auf den Lautsprecher.
»Coyote ist klein. Er trägt schwarz. Seine Haare … er hatte eine Perücke auf, aber Toni hat sie ihm runtergerissen. Er hat nur kurze Stoppeln auf dem Kopf, wie Vin Diesel, als würde er sich den Schädel mit einem Jagdmesser rasieren.«
»Ist das der Verdächtige?«
»Ja! Und an seiner Kleidung ist …« Er schluckte. »An seiner Kleidung ist überall Blut.«
Aus dem Lautsprecher schallte ein lautes, metallisches Knallen.
Mein Vater stützte sich schwer auf den Schreibtisch. »Meine Güte, Coyote rammt ihn.«
Das Geräusch von Cantwells Motor verstärkte sich. Offenbar trat er das Gaspedal durch. Wieder das Geräusch von knirschendem Metall. Trotz des Krachs konnten wir Cantwell wimmern hören.
»Dr. C? Sind Sie noch dran?«
»Oh Gott, er ist direkt hinter mir. Er hat mich eingeholt, ich seh seine Motorhaube im Rückspiegel …«
Er wimmerte wieder. »Sagen Sie Detective Chang … seine Augen … mit denen stimmt etwas nicht. Sie sind …«
Bumm. Kreischende Reifen. Das Telefon klapperte, als hätte Cantwell es fallen lassen. Alles klang viel dumpfer als vorher.
Aus dem Wimmern wurde ein langer, angsterfüllter Schrei. Mich überlief eine Gänsehaut.
»Er hat es gleich geschafft«, flüsterte Tommy. »Der Highway muss direkt vor ihm liegen. Er muss nur noch über die Schienen und dann bis zum Fuß des Hügels.«
Wie aus weiter Ferne hörten wir wieder Cantwells Stimme. »Er fällt zurück. Ich glaube, ich bin ihn los.«
Doch dann hörten wir das tiefe Brummen eines Pick-ups, der sich schnell näherte. Cantwell hatte es nicht geschafft. Coyote hatte bloß Anlauf genommen. Meine Mutter griff nach meiner Hand. Das Geräusch der beiden Motoren vermischte sich zu einem lauten Heulen. Ich wandte mich ab, doch Cantwells Schrei hörte ich trotzdem.
Jesse steuerte den Pick-up durch Hollywood nach Osten. Damit Swayze gar nicht erst in Versuchung kam, aus dem Wagen zu springen, fuhr er schon zum dritten Mal bei Rot über die Ampel.
Swayze betrachtete die Umgebung mit der Aufmerksamkeit einer hungrigen Katze. »Bevor Kai in die Army eintrat, lebte sie in Hollywood auf der Straße. Ihre Mutter war drogensüchtig. Sie hausten in einem runtergekommenen Appartement in der Nähe der Franklin Avenue.«
»Woher wissen Sie das?«
»Einmal war sie aus China Lake verschwunden. Wir fanden sie auf dem Dach des Appartementgebäudes. Ihre Mutter war tot, aber sie ist trotzdem zurückgegangen. Die Wohnung war so eine Art Nest für sie. Vielleicht macht sie jetzt dasselbe.«
Jesse beobachtete sie aus den Augenwinkeln. Swayze half ihm aus reinem Eigeninteresse. Ihre einzige Hoffnung, sich aus der Sache heraushalten zu können, bestand darin, Coyote nicht in die Hände der Polizei fallen zu lassen. Und um das zu erreichen, würde sie Jesse benutzen.
»Sie haben dem FBI nichts von der Wohnung erzählt?«, fragte er.
Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie das für eine ausgesprochen dumme Frage hielt.
»Warum sind Sie nicht schon früher hingegangen?«
»Ich bin an dem Haus vorbeigefahren. Aber ich kann nicht an die Tür klopfen. Sie kennt mein Gesicht.« Swayze sah ihn an. »Warum klopfen Sie nicht an?«
»Mich kennt Coyote auch.« Er warf ihr einen Blick von der Seite zu. »Sie glauben, sie würde Sie töten?«
»Auf der Stelle. Kai wird zunehmend psychotischer. Den vorliegenden Informationen nach zu urteilen, haben wir es hier mit kompletter Schlaflosigkeit, REM-Träumen im Wachzustand und dem Verlust jeglichen Schmerzempfindens zu tun, was dazu geführt hat, dass sie sich nicht mehr in der Gewalt hat. Sie hat keinen Hebel zum Abschalten.«
»Und deshalb wird sie auch mich töten wollen.«
»Gehe ich recht in der Annahme, dass die Waffe geladen ist?«
Jesse bog in die Vine Street ein und fuhr auf die Hügel zu. »Wer hat ihr den Auftrag zu dieser Säuberungsaktion erteilt?«
Swayze musterte ihre Fingernägel.
»Sind Sie ihr Projektmanager?«
Sie zupfte an der Nagelhaut herum.
»Was war der Auslöser für diesen Amoklauf?«
Swayze seufzte. »Sie war am Tag der Explosion im Labor. Sie sah, wie vier Kinder zwischen den Hügeln auftauchten. Sie rannte ins Labor zurück, um die Explosion aufzuhalten, aber es war zu spät. Sie war dem Impfstoff in völlig unbekannter Konzentration ausgesetzt, noch dazu auf unkontrollierte Art und Weise.«
»Evans Klasse auch.«
»Nein. Sie haben erheblich weniger
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