Schmerzlos: Thriller (German Edition)
»Zumindest dachte ich das.«
McCracken nahm seine Brille ab, um die Laborergebnisse noch einmal zu studieren. Sein rundes Gesicht war gerötet.
»Das Labor hat definitiv zwei X-Chromosomen gefunden. Wer auch immer mit diesem Ding verletzt wurde, ist weiblich.«
Ich musste daran denken, wie Coyote im Argent Tower an mir vorbeigegangen war, als ich durch die Drehtür nach draußen gerannt war. Kurze blonde Haare, Baseballmütze und Männerkleidung. Jesse hatte ebenfalls einen Mann gesehen.
Nein. Wir hatten einen Hinterkopf gesehen.
Jax’ und Tims Beschreibungen fielen mir wieder ein – die extreme Veränderung in Coyotes Verhalten im Lauf der Jahre, sein Interesse an Transvestiten und Homosexuellen; der Mord an einem Strichjungen in Bangkok, den er zuvor kastriert hatte. Die undefinierbare sexuelle Ausrichtung und das Faible für Verkleidungen. Und der ganze Rest: Robin Klijsters, der affektierte Aushilfslehrer, der in Miss Shepards Klassenzimmer gearbeitet hatte.
»Großer Gott, Tommy. Unser Klassenzimmer war sein Versuchslabor. Und wir waren die Versuchskaninchen.« Dann schaltete ich um. »Nein, nicht er. Sie war es. Und sie hat uns seitdem im Auge behalten.«
Obwohl die Glock auf den Boden gerichtet war, blieb Swayze wie angewurzelt stehen, als sie die Waffe bemerkte.
»Gehen Sie auf die andere Seite des Range Rover«, sagte Jesse.
Sie blieb stehen. »Haben Sie den Verstand verloren?«
»Ich bin völlig durchgeknallt und neige außerdem zu Muskelzuckungen. Sie sollten mich also besser nicht wütend machen, denn wenn ich die Nerven verliere, könnte einer von uns beiden verletzt werden.«
Sie blinzelte.
»Rechnen Sie nicht damit, dass Ihnen die Sicherheitsbeamten zu Hilfe kommen. Ich habe die Überwachungskamera unbrauchbar gemacht.«
Ihr Blick wanderte zu der Kamera. Der überraschte Ausdruck auf ihrem Gesicht sprach Bände. Wie zum Teufel hat er das gemacht? Mit einem Mal wirkte sie nicht mehr so entschlossen.
»Mir ist egal, ob ich dafür ins Gefängnis komme oder nicht. Nur um Ihr letztes Argument vorwegzunehmen. Und jetzt los.«
Sie tat, was er wollte.
»Meinen Kollegen wird auffallen, dass ich nicht da bin.«
»Ich glaube nicht, dass es in Ihrem Interesse liegt, wenn Ihre Kollegen mitbekommen, was ich Ihnen zu sagen habe. Geben Sie mir Ihren Kittel und Ihre Schlüssel.«
Er schnappte sich ihre Schlüssel, tastete den weißen Kittel ab, holte ein Handy aus der Tasche und warf den Kittel zurück.
»Setzen Sie sich mit dem Rücken zur Wand auf den Boden.«
Sie ließ sich auf dem Beton nieder und starrte ihn an, als würde sie sich überlegen, wie sie ihm am besten die Augen auskratzen konnte. Phil Delaney vertraute Swayze, doch Jesse fragte sich, ob seine Warnung vor Coyote auch für die Frau vor ihm galt: Sie können sich gar nicht vorstellen, wie diese Leute denken, wie wenig moralische Bedenken sie haben. Und wie weit sie gehen werden.
»Was wollen Sie?«, fragte sie.
»Sie werden mir helfen, Coyote zu schnappen.«
»Coyote? Ich habe doch schon geholfen. Schließlich habe ich dem FBI einen Namen und eine Beschreibung gegeben.«
»Nein, Sie lügen seit zwanzig Jahren. Sie haben die Eltern nach der Explosion angelogen, und neulich haben Sie Phil und Evan Delaney angelogen. Und das bedeutet, dass Sie das FBI ebenfalls angelogen haben.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Sie haben von Anfang an gewusst, dass der Schmerzimpfstoff tödlich ist. Sie wissen, dass er Evans Klassenkameraden und ihre Kinder umbringt. Sie wissen, dass alle, die nicht an South Star sterben, von Coyote getötet werden, denn South Star hat Coyote geschaffen.« Er beugte sich vor. »Und das kommt Ihnen gelegen.«
Das Licht spiegelte sich auf ihrer Brille. »Bei Ihnen sind wirklich ein paar Schrauben locker. Ich rufe gern Ihren Psychiater für Sie an.«
»Sie wollen, dass South Star und seine Folgen für immer verschwinden. Meiner Meinung nach räumt Coyote Ihren Schweinestall auf.«
»Neulich hatten Sie doch einen Blackout, oder? Coyote war hier, in diesem Gebäude.«
»Vielleicht spekulieren Sie ja darauf, dass er sich erst ganz zum Schluss um Sie kümmert. Sobald er alle getötet hat, die bei der Explosion dabei waren, und dazu noch ihre Kinder, werden Ihnen mit Sicherheit ein paar weitere Informationen einfallen. Ich glaube, Sie wissen erheblich mehr über seine Identität und darüber, wie man ihn finden kann, als Sie uns bis jetzt erzählt haben.« Jesse holte tief Luft. »Aber mir werden Sie es
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