Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Trage hoben und zu einem Rettungswagen rollten.
»Wissen Sie …« Mir versagte die Stimme. »Wissen Sie, wer das ist?«
McCracken stand neben mir. »Tommy.«
Ich sah zu, wie sie den Sack in den Rettungswagen luden, und wünschte, ich hätte ihm irgendwas sagen können, etwas Tröstendes oder einen Abschiedsgruß. Doch das schwarze Leichentuch ließ mich keine Worte finden.
Dann murmelte ein Mann vom Rettungsdienst: »Gleich kommt der Nächste.«
Man kann einfach nicht mit ansehen, wie die beste Freundin tot in einem Leichensack einen Hügel hochgezerrt wird. Ich schloss die Augen und machte sie erst wieder auf, als ich hörte, wie die Trage zum Rettungswagen gerollt wurde. Mein Vater wollte mich zum Streifenwagen bringen.
»Nein.« Ich zog ihn mit mir zum Rettungswagen.
»Tommy und Abbie sollten jetzt nicht allein sein.« Ich sah den Rettungssanitäter an. »Ist das …?«
McCracken gesellte sich zu uns. »Sie sind sicher, dass es Mrs. Hankins ist.«
Ich nickte und stand einfach nur da, in stummer, hilfloser Trauer
Officer Brinkley trat in Begleitung eines Feuerwehrmannes zu McCracken. »Das war’s. Sie haben das Fahrzeug angehoben. Dort unten ist sonst niemand.«
Er bestätigte nur das, was wir schon wussten. In den letzten zwei Stunden hatte die Polizei immer nur von zwei Leichen gesprochen. Zwei, nicht drei. Man hatte eine Blutspur gefunden, die sich vom Van entfernte, hinein in das trockene Flussbett. Fußabdrücke deuteten darauf hin, dass jemand ein paar hundert Meter weiter aus der Schlucht herausgeklettert war, an einer Stelle, die von der Brücke aus nicht einzusehen war. Doch die Bestätigung, dass Coyote nicht mit Abbie und Tommy zusammen gestorben war, führte uns noch einmal unser absolutes Scheitern vor Augen. Es war das Schlimmste, was hatte passieren können.
Brinkley schüttelte den Kopf. »Der Zugführer der Feuerwehr war früher bei den Marines. Er hat so was schon öfter gesehen. Er sagt, allem Anschein nach hat eines der Opfer – die Frau – die Handgranate selbst gezündet.«
McCracken musterte ihn scharf. »Wie bitte?«
»Vielleicht hat sie versucht, Coyote zu töten, als sie nahe genug war.«
Ich drehte mich zu dem Rettungswagen hinter mir um und berührte mit den Fingerspitzen die schwarze Plane des Leichensacks. Meine Augen waren trocken. »Abbie, das ist nicht das Ende. Das schwör ich dir.«
Dann fuhr ich zum Streifenwagen herum und rief meinem Vater zu: »Komm, wir gehen.«
McCracken setzte uns vor dem Hotel ab. Als mein Vater die Tür zur Eingangshalle öffnete, kam meine Mutter auf uns zu. Ich stürzte mich in ihre ausgebreiteten Arme. Der Mann am Empfang starrte unverhohlen zu uns herüber, bis ihm meine Mutter einen bösen Blick zuwarf. Ich fühlte mich wie betäubt, doch ich wusste, dass das nicht lange so bleiben würde.
Sie unterhielt sich leise mit meinem Vater. Er kramte ein paar Münzen aus der Tasche und ging nach draußen, um sich was Kaltes aus dem Getränkeautomaten zu holen.
»Das Einzige, was du jetzt noch tun kannst, ist beten.«
»Das schaff ich nicht.«
»Nicht für sie, Ev. Was deine Freunde dort draußen getan haben, war unglaublich mutig. Sie sind jetzt dort, wo es keinen Schmerz mehr gibt. Aber Wally und die Kinder der beiden brauchen jetzt unsere Gebete.«
Ich nickte.
»Miss?« Der Mann am Empfang winkte mir zu. »Die Nachrichten hier sind für Sie.«
Ich warf einen Blick auf die kleinen Zettel mit den Telefonnotizen. Auf allen stand: Anrufer – Jesse.
Vor dem Hotel quietschten Reifen. Als wir uns umdrehten, bremste soeben ein beigefarbenes Auto neben dem Getränkeautomaten. Die Tür ging auf. Einer der beiden Agenten aus dem Argent Tower sprang heraus, der Schwarze mit dem Glatzkopf. Der Weiße mit der Narbe an der Augenbraue saß am Steuer.
»Jetzt gibt’s Ärger«, sagte meine Mutter.
»Die beiden sind von irgendeinem Geheimdienst.«
Ich nahm meine Mutter am Arm und wich ein paar Schritte zurück. Vielleicht konnten wir durch einen Hintereingang flüchten, bevor die beiden uns bemerkten.
Durch die Scheibe konnte ich sehen, wie der Mann zu meinem Vater trat und ihm eine Hand auf den Ellbogen legte. Er wechselte ein paar Worte mit ihm, die ich nicht verstehen konnte. Mein Vater erstarrte. Dann sprang der Weiße aus dem Wagen und fasste meinen Vater am andern Arm. Sie führten ihn zum Wagen und stießen ihn unsanft auf den Rücksitz.
Meine Mutter und ich rannten nach draußen.
Die Agenten stiegen in das Auto und fuhren an. Mein
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