Schmerzlos: Thriller (German Edition)
»Er hat gedroht, mich zu ruinieren. Er hat mich gezwungen, mit ihm in dieses Appartement in Hollywood einzubrechen. Wir sollten besser aufhören, darüber zu reden, was ich getan habe.«
»Sagen Sie es mir.«
»Ich habe ihn so behandelt, wie er es verdient hat. Ich hab ihn verjagt. Und zwar ohne die Polizei in die Sache mit reinzuziehen, und dafür sollten Sie mir bis in alle Ewigkeit dankbar sein. Wo er jetzt ist, interessiert mich einen Dreck.«
»Ich glaube Ihnen nicht.«
Trotz der heulenden Triebwerke hörte ich ihrer Stimme an, dass sie beleidigt war. »Ich bin fertig mit dieser Sache. Ab jetzt soll sich die Polizei darum kümmern. Aber wenn Sie und dieser Irre noch einmal hier auftauchen, alarmiere ich ein SWAT-Team. Darauf können Sie Gift nehmen.«
»Lügnerin.«
Ich beendete das Gespräch.
Die Flugbegleiterin leierte die Sicherheitsanweisungen herunter. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Ich versuchte es unter der Nummer, die Special Agent Heaney mir gegeben hatte.
Gott schütze das FBI – er antwortete.
»Ich habe dieselben Informationen. Ihr Freund ist von einem Tatort geflüchtet, kurz bevor die Polizei eingetroffen ist. Das LAPD ist hinter ihm her.«
Die Turboprop-Triebwerke jaulten auf. Ich steckte mir den Finger ins Ohr.
»Agent Heaney, ich weiß nicht, was ich tun soll.« Ich berichtete ihm von Jesses SMS. »Können Sie mir helfen?«
»Sie sind diejenige, die helfen kann. Er muss sich der Polizei stellen. Sie sollten ihm raten, das zu tun. Und zwar sofort.«
»Das alles passt überhaupt nicht zu Jesse. Sie müssen mir glauben. Hier stimmt was nicht.«
»Ja, und zwar mit ihm. Ich weiß nicht, weshalb er durchgedreht ist, aber er war so dumm, einem Zeugen seine Visitenkarte zu geben, bevor er geflüchtet ist.« Er sprach lauter, um Lärm im Hintergrund zu übertönen. »Ich fahre mit einem Einsatzteam des FBI nach China Lake. Wenn Sie uns helfen wollen – ich bin auf dem Polizeirevier.«
Das kleine Flugzeug rollte zur Startbahn. Ich beugte mich vor, um mich jederzeit an den Sitz vor mir klammern zu können.
Heaneys Stimme wurde wieder leiser. »Es tut mir leid wegen Ihrer Freunde. Wirklich. Tommy war ein feiner Kerl.«
»Ich weiß.«
»Ich kann Ihnen einen Namen beim LAPD geben. Ein Lieutenant von der Mordkommission, den ich kenne. Sie hat nichts mit den Ermittlungen in diesem Fall zu tun, aber sie kann Sie mit den zuständigen Beamten in Kontakt bringen. Wenn Sie meinen und ihren Namen einsetzen, bringt das Jesse vielleicht ein paar Pluspunkte bei der Voruntersuchung ein. Und es könnte ein Grund für sie sein, ihre Waffen im Holster zu lassen, wenn sie ihn verhaften.«
Ich notierte mir den Namen und dankte ihm überschwenglich. Dann wählte ich die Nummer der Mordkommission beim LAPD und wurde erst mal in die Warteschlange gestellt.
Warum bloß war Jesse ausgeflippt? Ich lehnte mich zurück und starrte auf die Berge, die sich schwarz vor dem Himmel abhoben. Mein Vater war schuld daran, dass Jesse durchgedreht war. Ich versuchte, meine Wut auf ihn zu unterdrücken, schaffte es aber nicht. Er hatte versucht, Jesse zu manipulieren. Was zum Teufel hatte er sich eigentlich dabei gedacht? Wie konnte er ihm bloß weismachen, dass es keine andere Möglichkeit gab, als die Schwangerschaft abzubrechen? Jesse von der Unmöglichkeit einer Sache zu überzeugen, glich dem Vorhaben, einen Puma mit einem Stock zu reizen.
Jetzt war jemand aus der Mordkommission in der Leitung. Heaneys Kontakt war nicht da, daher hinterließ ich meinen Namen und meine Nummer und betonte, wie wichtig es war, dass ich mit ihr über Jesse sprach. Ich lugte über den Vordersitz und fügte hinzu, jemand müsse sich mit mir in Westwood treffen und …
Die Flugbegleiterin stand neben meinem Sitz und streckte die Hand nach meinem Handy aus. »Geben Sie mir das Telefon.«
Ich wich zurück. »Ich spreche gerade mit dem LAPD.«
»Das ist jetzt das dritte Mal, dass ich Sie gebeten habe, mit dem Telefonieren aufzuhören. Geben Sie mir Ihr Handy.«
»Dreißig Sekunden. Bitte.«
Der Pilot hatte das Ende der Rollbahn erreicht, wendete die Maschine und blieb stehen.
»Sie geben mir jetzt das Telefon, oder wir kehren zum Terminal zurück, und Sie verlassen die Maschine.«
Ich drehte mich von ihr weg, worauf sie versuchte, danach zu greifen. Meine Mutter legte mir eine Hand auf den Arm.
»Gib ihr das Telefon«, sagte sie.
Ich gab es ihr.
»In Los Angeles kriegen Sie es wieder«, sagte die Flugbegleiterin.
Beim
Weitere Kostenlose Bücher