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Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schmerzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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unergründlich.
    Mein Vater strich mir über die Wange. »Ich komme so schnell wie möglich nach Santa Barbara.« Er küsste mich auf die Stirn und wandte sich an Jesse. »Und Sie lassen sich am besten Augen am Hinterkopf wachsen. Ich verlass mich auf Sie.«
     
    »Hallo, Süßer. Hast du Lust auf’ne Nummer?«
    Die Frau stützte sich mit den Ellbogen auf das geöffnete Seitenfenster und lächelte Coyote an. Sie war fett und für eine Hure schon reichlich alt. Fast vierzig, schätzte er nach einem Blick auf die tief hängenden Brüste in dem pinkfarbenen Stretchoberteil. In die schwarzen Ansätze ihrer platinblond gebleichten Haare mischte sich Grau. Sie war nicht so zickig und desillusioniert wie die jungen Ausreißerinnen aus Minnesota, die aus ihren Löchern krochen, wenn die Sonne untergegangen war. Sie war einfach nur müde. Und sie stand mitten am Tag auf der Straße.
    Er beugte sich aus dem Pick-up, ein geiler Typ auf Geschäftsreise durch Südkalifornien. »Das kommt drauf an. Hast du eine Wohnung?«
    Das war der springende Punkt bei seinen Verhandlungen. Keine Hotels. Keine Hinterhöfe. Nicht im Wagen. Er hatte bereits drei Prostituierte stehen gelassen, die nicht das Passende vorweisen konnten.
    »Aber natürlich«, sagte sie.
    »Hier in der Nähe?«
    »Nur ein Stück die Straße runter.«
    Er lächelte und machte die Tür auf. Die Prostituierte stieg ein.
    »Fünfzig die Stunde, hundert für den ganzen Nachmittag. Und Analverkehr gibt’s bei mir nicht.«
    »Ist die Wohnung ruhig? Ich möchte nicht gestört werden.«
    »So still wie ein Grab.«
    Er setzte den Blinker und ordnete sich ein. »Perfekt.«

17. Kapitel
     
    Es war drei Uhr nachmittags, als Jesse und ich vor meinem Haus hielten. Die Luft hier war kühler als in Los Angeles, der Himmel blauer, die Stadt friedlicher. Die Berge hinter dem Haus glänzten saftig grün, und von dem Spielplatz am Ende meiner Straße drangen Kinderstimmen zu uns.
    Ich stieg aus dem Wagen. »Ich brauch eine halbe Stunde zum Packen, dann fahr ich los. Wir treffen uns bei dir.«
    Er holte seinen Rollstuhl vom Rücksitz des Pick-ups. »Ich komm mit rein.«
    »Das brauchst du nicht. Ich weiß doch, wie du drauf brennst, Babysachen zu kaufen: CDs von Jimmy Hendrix, ein Jurafachbuch, DVDs mit Beavis und Butt-Head und Ähnliches.«
    Er schloss das Handschuhfach auf. »Steck die Glock ein.«
    Ich spähte die Straße hinunter. Es war niemand zu sehen. Nikki war wie Carl noch in der Arbeit, und auch von Martinez und Söhnen oder ihrem Pick-up keine Spur. Der Wind strich über meine nackten Arme. Ich verstaute die Waffe in meinem Rucksack.
    Jesse stellte den Rollstuhl auf den Asphalt und montierte die Räder an den Rahmen. Dann stieg er aus und umrundete den Pick-up.
    »Und mach dich bloß nicht über Beavis und Butt-Head lustig. Die beiden sind Ikonen unserer Kultur. Am besten, wir kaufen gleich die ganze Serie«, sagte er.
    Ich nahm die drei Dutzend roter Rosen vom Rücksitz und ging mit ihm zum Gartentor.
    »Aber unser Kind sollte mit Bugs Bunny anfangen. Anschließend Road Runner und dann die Simpsons.«
    Unser Kind. Unfassbar.
    »Und was die Musik angeht, da muss Clapton vor Hendrix kommen. Nein, warte. Besser Creedence Clearwater Revival.«
    Er redete wie ein Wasserfall. Das war seine Art, mit Ungewissheiten fertig zu werden: reden, arbeiten, über Politik diskutieren, fünf Kilometer schwimmen. Immer in Bewegung bleiben. Aber so schlimm war es noch nie gewesen.
    »Am wichtigsten ist natürlich der Schwimmunterricht. Babys können von Geburt an schwimmen, und drum werden wir das Kleine direkt vom Kreißsaal aus ins Schwimmbad verfrachten. Nein, ich hab’s: Es wird eine Wassergeburt.«
    Er sprach immer schneller.
    »Allerdings glaube ich nicht, dass du dich im Wasser entspannen kannst, das wär ja so, als wollte man eine Katze baden. Und ich hab so eine Ahnung, dass du beißen wirst, wenn du Wehen bekommst.«
    Obwohl er während der ganzen Fahrt vor sich hin geplappert hatte – Wie fühlst du dich? Alles in Ordnung? Sollen wir anhalten, damit du dich ausruhen kannst? -, hatte er eine wichtige Frage immer noch nicht gestellt. Er hatte nicht einmal Andeutungen gemacht. Die alles entscheidende Frage lautete: War es sein Kind?
    Jeder, der die Sache nüchtern und logisch betrachtete, würde sich zwei Theorien zurechtlegen, um zu erklären, wie ich schwanger geworden war. Erstens: Es hatte trotz seiner eingeschränkten Fruchtbarkeit geklappt und war damit so was wie ein Sechser

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