SchmerzLust: Mein geheimes Leben als Domina (German Edition)
neugierig gleichermaßen.
»Na ja, ich habe es meiner Mutter jedenfalls so erzählt, wie es war: Zu wenig Geld nach der Trennung, wenig gute Jobs im Angebot und dass ich so durch Zufall in ein Studio geraten bin, in dem Frauen Männer zum Gehorsam erziehen. Da hat sie gelacht. So ist meine Mutter eben. Natürlich war sie überaus erleichtert, dass ich nicht als Zugabe die Beine breit mache und auch sonst kaum berührbar bin. Meine Mutter sagte, dass sie mir unbedingt vertrauen würde und alles andere für sie kein Thema sei. Damit war das ein für alle Mal erledigt.«
Ich war so erleichtert, als hätte ich es meiner Mutter bereits gesagt und von ihr die Absolution bekommen. Aber Ricarda war noch nicht fertig:
»Genau so, wie wir einstimmig beschlossen haben, es meinem Vater nie zu erzählen, weil es ihn einfach zu sehr belasten würde. Er tickt anders.«
»Und damit hast du kein Problem?«, fragte ich zweifelnd.
»Nein. Du musst einfach abwägen, inwiefern es dir darum geht, mit offenen Karten zu spielen oder dein Gewissen zu erleichtern. Wenn es für den anderen besser ist, es nicht zu wissen, musst du mit deinem Gewissen alleine klarkommen.«
Autsch, das saß!
Ich wog ihre Worte sorgfältig ab. Sicherlich hatte sie recht. Ich wollte aber trotzdem gern so bald wie möglich reinen Tisch machen. Um nicht länger zu lügen und um nicht angreifbar oder gar erpressbar zu sein. So weit war ich schon mal. Nur über den geeigneten Zeitpunkt war ich mir leider noch nicht im Klaren. So bald wie möglich sollte es sein, aber passen musste es auch. Meine Güte, in was für einer Zwickmühle ich mich damals befand!
Das darauffolgende Treffen mit meiner Mutter stand unter einem rein praktischen Stern: Meine Haare mussten mal wieder frisch getönt werden, und das erledigte meine Mutter geschickt und kostengünstig. Das war nun wirklich alles andere als ein geeigneter Zeitpunkt – schließlich wollte ich die Farbe ja nicht versehentlich über den gesamten Körper geschüttet bekommen! Aber danach … bei dem Treffen danach würde es kein Halten mehr geben, das nahm ich mir fest vor.
Es muss Sommer gewesen sein, denn ich kann mich daran erinnern, dass es draußen sehr warm war. Ich hatte bereits mittags die erforderliche Tönung im Drogeriemarkt besorgt und freute mich auf das Eintreffen meiner Mutter. Sie klingelte wie immer pünktlich, und wir gingen sofort in mein Badezimmer. Ich setzte mich mit dem Rücken zu meiner Mutter auf den Toilettendeckel und sah aus dem Fenster, während sie die Tönung vorbereitete. Wir unterhielten uns über dieses und jenes, während sie gewissenhaft die Farbe auf mein Haar auftrug – als sie mich völlig unvermittelt fragte:
»Sag mal, Kind … bist du eine Domian?«
Ich wäre vor Schreck fast von der Toilette gefallen!
Trotz des Versprechers mit dem Namen des prominenten Ratgeberjournalisten hatte meine Mutter den Nagel auf den Kopf getroffen, und es musste sie große Überwindung gekostet haben. Was sollte ich jetzt antworten? Gleichzeitig musste ich lachen, eben weil der Versprecher so urkomisch war. Das alles schoss mir in Sekundenschnelle durch den Kopf, als ich auch schon nickte und sagte:
»Ja, Mama, du hast recht: Ich bin eine Domina.«
Die Erleichterung, die mich danach durchströmte, war unglaublich und bestärkte mich darin, das Richtige getan zu haben. Aber was war mit meiner Mutter? War sie auch erleichtert oder hatte sie meine Bestätigung zutiefst schockiert? Meine Mutter gab mir die Antwort ungefragt:
»Und, Kind? Was machst du da so? Erzähl!«
Nun lachte ich wirklich laut. So war und ist meine Mama: tolerant und interessiert. Damit will ich jetzt nicht so tun, als wäre es immer schon der Wunschtraum meiner Mutter gewesen, dass ihre einzige Tochter Domina wird und willige Männer züchtigt. Nein, das war es ganz bestimmt nicht. Meine Mutter beichtete mir zunächst, dass es ihre größte Angst war, ich würde aufgrund finanzieller Sorgen als herkömmliche Prostituierte arbeiten.
»Deshalb auch vor ein paar Wochen die Frage, ob ich Geld brauchte«, dachte ich.
Dann gab ich einen kurzen Abriss über die Tätigkeit einer Domina. Ich beschönigte ein paar Dinge und ließ andere ganz weg. Bei aller Offenheit musste sie nicht gleich zu Anfang mit Details überschüttet werden. Wir sprachen und sprechen immer mal wieder über meine Arbeit, und mittlerweile dürfte sie ein recht rundes Bild davon haben. Sie weiß auch, dass ich bekennende Sadistin bin. An diesem
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