SchmerzLust: Mein geheimes Leben als Domina (German Edition)
schien aber nicht wirklich erleichtert zu sein.
Ganz sicher war ich mir, als sie mich eines Nachmittags kurz besuchte, um mir eine umgenähte Hose zurückzubringen. Sie stand im Flur und schaute nachdenklich auf meine große Tasche, die ich dort bereits fürs Studio hingestellt hatte. Ich hatte mir von Anfang an angewöhnt, nur wenige persönliche Dinge und Outfits in meinem Spind zu lassen, und packte mir lieber jedes Mal eine Tasche nach Tagesbedarf und Stimmung.
»Was schleppst du alles mit dir rum, Kind?«, fragte sie mich.
Ich beschäftigte mich intensiv damit, die mitgebrachte Hose zu betrachten, und antwortete nur knapp:
»Handtücher.«
Ihre Entgegnung war noch knapper:
»Hm.«
Hm bedeutete, ja, im Sonnenstudio werden Handtücher gebraucht, und die müssen gewaschen werden. Hm bedeutete aber auch, dass so eine Waschmaschine in den meisten Sonnenstudios stand und die Angestellten wohl kaum Tonnen von Handtüchern mit nach Hause schleppten. Wir beließen es an diesem Nachmittag beide dabei, aber ich wusste, dass ich bald würde handeln müssen.
Natürlich fragte ich auch so nach und nach die Frauen im Studio, wie sie mit ihrem Doppelleben, denn das war es für die meisten, umgingen. Die meisten behalfen sich ebenfalls mit einer Notlüge und hofften, die Wahrheit würde nie ans Licht kommen. Meist ging es wie bei mir darum, die Eltern zu schützen, aber der Mann wusste Bescheid und konnte mehr oder weniger gut damit leben. In wenigen Fällen wusste auch der Freund oder Mann nicht wirklich, womit die Freundin oder Frau ihren Lebensunterhalt verdiente. Ganz wenige lebten allein und völlig offensiv mit ihrer Neigung, die sie auch zum Geldverdienen nutzten. Es gab nur eine Frau, Ricarda, die auch nicht damit umgehen konnte, ihre Mutter ständig zu belügen – weshalb sie sich ihr schließlich offen anvertraut hatte.
»Wie genau hast du es ihr gesagt?«, wollte ich von Ricarda wissen.
»Ich habe sie gefragt, ob sie sich noch daran erinnern kann, wie es mir ging, als ich meinen Mann verlassen hatte. Natürlich konnte sie das. Ich war damals zu stolz, um auch nur einen Pfennig von diesem Idioten anzunehmen, wollte meinen Kindern aber trotzdem die beste Ausbildung der Welt ermöglichen.«
»Und da bist du von heute auf morgen Domina geworden?«, fragte ich neugierig.
»Quatsch. Du weißt selbst, was für ein langwieriger Prozess das ist. Vor allem, wenn man, wie ich, nicht dominant veranlagt ist«, gestand sie mir freimütig.
Ich war platt. Für mich war sie eine der Besten, und das sagte ich ihr auch. Ricarda lachte herzhaft.
»Ich bin eine gute Schauspielerin, eine leidenschaftliche Spielernatur, wenn du so willst. Das darfst du nicht verwechseln. Aber zurück zu meinen Anfängen. Ich habe tagsüber einen guten Job, den ich auch nach wie vor ausübe. Er reichte nur nicht, um den Kindern das zu ermöglichen, was ich mir vorstellte. Also brauchte ich einen Nebenjob. Und lukrativ sollte er sein. Ich war damals fast vierzig, und die einzigen Jobs, die mir angeboten wurden und die zeitlich infrage kamen, waren Putzjobs. Lukrativ? Fehlanzeige! Dann las ich eine Anzeige der Herrin des Hauses, und den Rest kennst du.«
Nicht wirklich, aber ich wollte gerne zunächst noch mal auf unser ursprüngliches Thema zurückkommen.
»Und deine Mutter? …«
»Ich habe meinem Vater und ihr anfangs erzählt, ich hätte mich bei einer Personalberatung beworben, und die würden mich als Kellnerin vermitteln. Mal hier, mal da. Immer im Stress und telefonisch höchstens im Notfall zu erreichen, du verstehst?«
Das tat ich. Auch ich hatte meinen Eltern mitgeteilt, dass private Telefonate im Sonnenstudio nicht gern gesehen wurden und ich nur in dringenden Fällen via Handy zu erreichen war. Sie hatten mich allerdings auch in meinem früheren Bürojob kaum tagsüber angerufen, deshalb stellte das kein echtes Problem dar.
»Meine Eltern konnten mich also weiterhin über Tag in meinem Büro erreichen, und an den Wochenenden sahen wir uns sowieso meistens«, fuhr Ricarda fort. »Aber die Tätigkeit als Domina bleibt einem nicht in den Klamotten hängen, und das merkt eine Mutter natürlich, auch wenn sie es nicht in Worte kleiden kann. Sie spürt es.«
»Genauso ist es bei meiner Mutter auch …«, gestand ich.
»Sie weiß noch nichts?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Es ist halb so schlimm, glaub mir. Zumindest, wenn sie grundsätzlich ein aufgeschlossener Typ ist.«
Das konnte ich bejahen. Meine Mutter war tolerant und
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