SchmerzLust: Mein geheimes Leben als Domina (German Edition)
Piercing-Ringe bekommt, damit ich ein Schloss durchziehen kann.«
Isa sah von ihrer Arbeit auf und meinte lächelnd:
»Da haben Sie sich aber etwas ganz Besonderes ausgedacht.«
Ich schwieg. Sie verließ den Raum und ging zu einer Vitrine. Als sie mit dem gewünschten Schmuck zurückkehrte und ihn einsetzte, sackte Alexander noch ein wenig mehr in sich zusammen, blieb aber stumm und sah auch nicht auf. Ich war unglaublich stolz auf ihn! Er tat das alles nicht nur, weil er masochistisch und devot war. Nein, er ließ es hauptsächlich deshalb geschehen, weil seine Liebe zu mir unendlich tief war. Einen solchen Partner hatte ich mir gewünscht, und ich schien fündig geworden zu sein. Zumindest hoffte ich das.
Zurück zu Hause hieß ich Alex, sich völlig zu entkleiden und mir seinen »Römischen Keuschheitsverschluss« zu präsentieren. Es würde ein paar Wochen dauern, bis die Wunden heilten, aber ich wollte keine Sekunde länger warten und meine Idee vollendet sehen. Ich nahm den malträtierten Penis in die Hand und schob die Vorhaut ein wenig nach oben. Dann griff ich in meine Hosentasche und zog ein kleines Vorhängeschloss heraus, mit dem ich die beiden Ringe verband und fixierte, sodass Alex zwar gerade noch urinieren konnte, aber keinesfalls mehr. Es sei denn, er wollte sich sehr wehtun – aber dafür war ja ich zuständig.
WEIHNACHTSBEICHTE
Dezember. Weihnachten. Das Fest der Liebe. Ein Familienfest.
Auch wir würden wieder alle in meiner Wohnung zusammenkommen und Weihnachten feiern. Unserer Wohnung, besser gesagt, denn ich lebte ja bereits seit zweieinhalb Jahren mit Alexander zusammen. Mein Vater hatte meine Trennung von Daniel schließlich ganz gut verkraftet und mochte Alexander, auch wenn die beiden Männer anfangs nicht sonderlich viel miteinander zu tun hatten. Alles hätte wundervoll sein können – wenn mir nicht eine Lüge unentwegt auf der Seele gebrannt hätte. Ich hatte meinem Vater immer noch nicht gebeichtet, dass ich nicht in einem Sonnen-, sondern in einem SM-Studio arbeitete. Diese Notlüge belastete mich schwer, denn sie widersprach mir zutiefst, aber ich wollte meinen Vater einfach nicht überlasten. Schließlich hatte er den Tod seiner Frau immer noch nicht verkraftet und litt gerade an solchen Tagen sehr. Ich hatte solche Angst, dass ihn meine nächste Offenbarung zerbrechen könnte. Immer wieder beruhigte ich mich damit, dass es besser sei, er wisse es nicht, weil er mit der Tatsache einfach nicht würde umgehen können. Aber immer wieder überfiel mich auch die Angst, jemand könnte mein Geheimnis entdecken und es ihm sagen. Und das wäre auf jeden Fall viel schlimmer, als wenn er es von mir selbst erführe. Was, wenn jemand aus dem Umfeld meines Vaters plötzlich im Studio vor mir stand? Gut, Alexander beruhigte mich damit, dass wir dann beide Stillschweigen wahren würden, aber besser wurde mein Seelenzustand dadurch nicht.
Helen, meine Stiefschwester, unterstützte mich in meinem Wunsch, endlich reinen Tisch zu machen. Auch sie war der Meinung, es wäre höchste Zeit und ich dürfte meinen Vater nicht unterschätzen, er wäre stark genug für diese Art von Neuigkeit. Ich jedoch war mir dessen nicht so sicher und schob den Tag X weiter vor mir her. Ein weiterer Satz Helens blieb mir dabei immer im Gedächtnis:
»Anna, nur wenn du es ihm endlich sagst, kann er damit beginnen, es zu verarbeiten. Du kennst den Satz ›Die Zeit heilt alle Wunden‹, und du weißt, dass er ebenso abgedroschen wie wahr ist.«
Helen hatte recht. Aber ich hatte Angst. Ich hatte in den vergangenen Monaten eine enge Beziehung zu meinem Vater aufgebaut – viel enger als jemals zuvor –, und die wollte ich einfach nicht wieder verlieren. Ich kannte den Glauben und die Einstellung meines Vaters gut genug, um zu wissen, dass meine Angst alles andere als unbegründet war.
Natürlich fragte ich auch hin und wieder Alex, was er mir empfehlen würde, aber er sagte immer nur:
»Du wirst spüren, wenn der richtige Moment gekommen ist.«
Leider spürte ich nichts.
Und dann kam Weihnachten. Ich hatte es wie zuvor nicht auf die Reihe bekommen, meinem Vater die Wahrheit zu sagen, und nun würde ich es erst nächstes Jahr tun können. Wann war da endlich der richtige Zeitpunkt, fragte ich mich bang. Nicht direkt im Januar, dann wäre bereits das gesamte Jahr für ihn gelaufen. Aber dann, nahm ich mir vage vor, dann würde ich es ihm sagen. Auf jeden Fall. Natürlich kam es ganz
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