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Schmerzspuren

Titel: Schmerzspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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keinen Bock.
    »Dann könnten Sie mir doch auch die Nummer von Max geben.«
    Sie überlegt schon wieder.
    »Ich weiß nicht, ob ich die weitergeben darf.«
    »Ist der berühmt, oder was?«
    »Nein, aber ich kann ja nicht einfach jedem persönliche Daten von den Besuchern hier weitergeben.«
    Die Alte nervt echt.
    »Für mich ist dieser Max auch total fremd. Und dem geben Sie ja dann meine Telefonnummer. Wer sagt denn, dass dieser obskure Max mich nicht mitten in der Nacht anruft und obszön beschimpft?«
    Sie überlegt schon wieder. Ich glaube mittlerweile, sie tut nur so. Sie hat einen Gesichtsausdruck eingeübt, der signalisieren soll: Vorsicht, ich denke.
    Ich merke, dass wir so nicht weiterkommen. Also lenke ich ein. Der Klügere gibt nach. Ich krame einen Zettel und einen Stift raus, schreibe meine Nummer auf.
    »Den können Sie diesem Max geben. Wenn er noch eine Band sucht, soll er sich melden.«
    Sie nimmt den Zettel.
    »Wie heißt du denn?«
    »Das verrate ich nicht. Ist geheim.«
     
    Als ich nach Hause komme, befiehlt meine Mutter mich an den Tisch.
    »Hinsetzen.«

    Ich bin so baff, dass ich es wirklich tue.
    Sie serviert mir dort eine fette Portion Eis. Und zwar mit Cappuccino, Karamell und Nuss, meine absoluten Favoriten.
    »Du hattest recht. Das war doof von mir, dich so lange warten zu lassen. Tut mir leid.«
    Sie ist so süß.
    »Willst du kein Eis?«
    »Ich bin auf Diät.«
    »Wo willst du denn dünner werden?«
    Ich weiß genau, mit keinem anderen Satz hätte ich ihr eine größere Freude machen können. Und es ist ja nicht mal gelogen. Meine Mutter ist echt noch gut in Form. Wenn ich mir da andere Modelle angucke. Gruselig. Sogar einige Mädels aus meiner Klasse sind schwabbeliger als sie.
     
    »Ob hier jemand einen Sänger sucht?«
    Mein Vater klingt panisch. Er ist aus Versehen ans Telefon gegangen. Das macht er sonst nie. Weil es eh nie für ihn ist. Jetzt steht er da mit großen Fragezeichen in den Augen und sieht ein bisschen verzweifelt aus.
    Ich brülle »Ja« und reiß ihm den Hörer aus der Hand.
    »Hier ist Ben. Hallo?«, melde ich mich.
    »He. Hier ist Max. Die Biene aus dem Jugendhaus hat mir deine Nummer gegeben.«
    Biene? Merkwürdige Wortwahl. Nach einer Biene sah das Modell eigentlich nicht aus. Meine Vergleiche gingen eher in Richtung Schnecke oder Wollmaus.
    »Ja, wir suchen einen Sänger für unsere Band. Bist du noch auf der Suche?«

    »Schon. Was macht ihr denn für Musik?«
    »Schnörkellose. Ohne Keyboard und so einen Firlefanz. Ganz einfach Schlagzeug, Gitarre, Bass. Wir arbeiten gerade an einem eigenen Repertoire.«
    Eigenes Repertoire. Ich haue vielleicht ein bisschen sehr auf die Kacke angesichts des Gestammels von »Mond« und »wohnt« und so. Aber ich möchte diesen Max unbedingt für uns gewinnen. Wenn wir erst mal einen Sänger haben, wird sich unser Repertoire schon vergrößern.
    »Ich kann ja mal zu einer Probe kommen. Dann könnt ihr was spielen«, sagt Max gnädig.
    »Und du könntest vielleicht ein bisschen was singen«, füge ich an.
    Er stockt kurz.
    »Ja, klar.«
    Wir verabreden, dass er nächste Woche zur Probe kommt.
    Mein Vater guckt mich immer noch irritiert an.
    »Ihr sucht einen Sänger?«
    »Boah, Papa. Wir suchen seit Monaten einen Sänger. Für unsere Band.«
    Er guckt ein bisschen so, als würde er denken: Wo habe ich diesen Jungen schon mal gesehen?
     
    Benny und Tom sind natürlich begeistert von den Neuigkeiten. Wir haben uns zu einer Zusatzprobe verabredet. Gehen unser Repertoire noch mal durch.
    »Wie heißen wir eigentlich?«, fragt Tom plötzlich.
    »Das ist doch scheißegal«, findet Benny.
    Aber eigentlich hat Tom recht. Wenn wir es jetzt ernst meinen und demnächst auftreten wollen, brauchen wir einen
Namen. Spontan fällt uns natürlich nur Mist ein. Die besten Vorschläge sind noch »Sportfreunde Lauter« und »Lauter Sportfreunde«. Noch lange, nachdem Benny und Tom weg sind, bearbeite ich das Schlagzeug. Manchmal muss ich Musik spüren. Das Knallen in der Magengegend. Die Schallwellen, die durch den Kopf peitschen. Zuschlagen, bis die Arme wehtun und alles erschöpft ist.
    Am Abend im Bett überlege ich weiter. Ich stelle mir vor, wie irgendjemand auf der Bühne steht und brüllt: »Begrüßt mit mir die Soundsos.« Philipp hätte jetzt einen Namen parat. Da gäbe es keine Diskussion. Er würde einen Vorschlag machen und der würde sitzen. Eigentlich sollte er ja unser Manager werden. Fünf Minuten lang hatten wir Philipp auch mal

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