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Schmerzverliebt

Schmerzverliebt

Titel: Schmerzverliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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schief.
    »Jaaaa«, piepse ich mit hoher Stimme und er fliegt in meine Arme.
    Später sitze ich auf seinem Schoß. Er füttert mich mit Erdbeereis, ich stecke ihm die roten Früchte in den Mund. Er beißt mich spielerisch in die Finger, und ich quieke und fange an, ihn zu kitzeln. Dabei kippt er das Eisschälchen um, und ich muss so lachen, dass ich mich verschlucke und husten und noch mehr lachen muss.
    Gemeinsam wischen wir das Eis vom Boden auf und bleiben dann einfach unter dem Tisch sitzen, was dazu führt, dass ich mir den Kopf stoße und er mir auf die Stirn pustet.
    »Sag mal, was machen wir hier eigentlich?«, frage ich nach einer Weile und klopfe von unten an die Tischplatte.
    »Zelten!«, antwortet er albern und streckt sich auf den Fliesen aus.
    »Dann rutsch mal ein Stück auf deiner Luftmatratze!« Ich spiele mit, lege mich neben ihn und knuffe ihn in die Seite.
    »Iiih, jetzt hast du mich voll in den nassen Wischlappen geschubst!«
    Ich lache. Es ist so schön, mit ihm zusammen zu sein. Glücklich kuschele ich meine Wange an seine. »So ist das, wenn man Campingurlaub macht«, sage ich.
    »Liegt man dann mit dem Gesicht im Aufnehmer?«
    »Nein, aber es ist unbequem.«
    »Das ist ja gerade romantisch. Man kann sich aneinander wärmen, wenn es draußen kalt und regnerisch ist, und sich gegenseitig beschützen, wenn Bären und Wölfe ums Zelt schleichen.«
    Ich erinnere mich, wie mein Vater früher im Campingurlaub Gruselgeschichten erzählte und Benne und ich uns dann mit ihnen im Schlafsack zusammenkuscheln durften. Der Gedanke an dieses Gefühl totaler Geborgenheit lässt mein schlechtes Gewissen erwachen. Natürlich bin ich bereit, bei Bennes Feier hinter dem Bartresen zu stehen. Es war zickig von mir, so heftig zu reagieren, nur weil er mich nicht noch mal nach meinem Einverständnis gefragt hat.
    »Genug gezeltet!«, rufe ich, krabbele demonstrativ unter dem Tisch hervor, schüttele meine Haare auf und klopfe mir den Staub von der Kleidung. »Puh!«
    »Du siehst toll aus!«, höre ich Sebastians Stimme.
    »Danke. Und jetzt komm, steh auf, lass uns was unternehmen!«
    Wir laufen Hand in Hand zum Angelteich, setzen uns auf den Steg, krempeln die Hosenbeine hoch und lassen die nackten Füße im Wasser baumeln.
    Sebastian faltet ein Papierschiffchen, schreibt Pia auf eine Seite und lässt es treiben. Er erzählt von sich, der Scheidung seiner Eltern, dem Umzug vor einem Jahr, dem Eingewöhnen in die neue Umgebung.
    »Vielleicht hast du da aus Kummer so viel gegessen.«
    »Nein, glaub ich nicht. Mein Kummer hielt sich in Grenzen. Um ehrlich zu sein: Ich hab immer schon einen guten Appetit gehabt.« Sebastian trommelt mit den Fingern den Takt eines Liedes auf die Holzplanken, beginnt zu summen.
    Wie gern ich ihn hab! So sehr, dass ich schwungvoll aufspringe, mich hinter ihn stelle und übermütig gegen seine Schultern drücke.
    »Was machst du, wenn ich dich jetzt reinschubse?«
    Er ergreift meine Fußgelenke. »Dann zieh ich dich mit!«
    »Schaffst du nicht!«
    »Wetten? Schubs mich doch!«
    »Das mach ich auch!«
    Ich reiße meine Füße los und drücke, so fest ich kann, gegen seinen breiten Rücken. Er stemmt sich dagegen, sitzt wie ein Felsbrocken vor mir und rührt sich keinen Millimeter von der Stelle. Dann aber dreht er sich unerwartet schnell um, schlingt seine Arme um meine Beine, und ehe ich mich versehe, fliege ich durch die Luft und platsche aufs Wasser. Ich schreie, aber mein Schrei geht mit mir unter und der Schock des kalten Wassers macht mich ganz benommen.
    »Das kommt davon!« Sebastian prustet. Er ist auch mit reingefallen, oder besser: aus Solidarität gleich hinterhergesprungen. »Tja, damit hast du nicht gerechnet, was?«
    »Nein«, sage ich kläglich und zerre an meiner Kleidung, die schwer an mir hängt und mich nach unten zieht.
    »Du wolltest ja schwimmen gehen.« Grinsen. »Ich hab nichts davon gesagt.«
    »Das stimmt doch gar nicht!«, rufe ich und beginne ihn mit Wasser zu bespritzen. »Was fällt dir eigentlich ein, mich ins Wasser zu werfen, du unverschämtes Ungeheuer!« Ich schwimme unbeholfen auf ihn zu, wir kebbeln uns, er taucht mich unter, ich schlucke Wasser, er lacht. »Blödmann!«, rufe ich, er drückt mich wieder unter Wasser, und beim dritten Mal hält er mich fest, küsst mich und geht so mit mir unter.
    Radfahrer bleiben am Ufer stehen und blicken zu uns herüber, aber wir machen uns nichts draus, wir sind jetzt sowieso nass, da können wir auch unseren Spaß

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