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Schmerzverliebt

Schmerzverliebt

Titel: Schmerzverliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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habe die Nummer nämlich jetzt rausgekriegt, der Typ ruft von einem Handy an und war wohl zu blöd, um die Bedienungsanleitung zu lesen.« Er hält einen Daumen in die Höhe. »Also, macht’s gut, tschüss!« Er zwinkert mir freundlich zu und schließt die Tür hinter sich.
    »Was habt ihr denn für Probleme?«
    »Ach, das hat alles mit dem Job meines Vaters zu tun.« Sebastian macht eine abwehrende Handbewegung. »Lauter nervige, unangenehme Sachen. Job eben. Ehrlich gesagt möchte ich nicht darüber reden.«
    »Okay.« Ich zucke die Achseln. »Dein Vater ist aber nett«, sage ich.
    »Ja, war schon ganz okay, dass ich bei ihm geblieben bin. Wir kommen gut miteinander klar. Und im Sommer segeln wir ja immer zusammen.«
    »Freust du dich schon?«
    »Und wie! In knapp zwei Wochen geht’s los. Dann sehe ich die ganzen Ferien nur das Meer und den blauen Himmel …«
    »Und mich nicht!«
    Er lacht und nimmt mich in die Arme.
    »Ja, das ist der einzige Nachteil! Am liebsten würde ich dich mitnehmen!« Er seufzt. »Fahrt ihr denn weg?« Er spielt mit meinem Ohrläppchen.
    »Nein, dieses Jahr nicht. Meine Mutter fährt mit einer Freundin weg, die sich gerade von ihrem Mann getrennt hat und Trost braucht. Papa wird irgendwas am Haus renovieren und Benne bekommt Sprachferien in Irland finanziert. Er will da studieren.«
    »Und du?«
    »Wie? Ich?«
    »Was machst du?«
    »Meine Eltern wollten, dass ich mit einer Jugendgruppe wegfahre, aber dazu hab ich keine Lust. Ich würd gern tanzen. Mal sehen, vielleicht klappt’s ja.«
    »Kann ich dir mal dabei zusehen?«
    »Klar. Kein Problem. Aber heute nicht, ist zu warm.«
    »Stimmt. Du bist ja auch ziemlich dick angezogen.«
    Er zupft an den langen Ärmeln meines Pullovers.
    »Na ja.«
    »Willst du den nicht ausziehen?«
    »Nein.«
    »Wenn du nichts drunter hast, kann ich dir auch ein T-Shirt von mir geben, oder so.«
    »Darum geht’s nicht. Ich hab doch die Wespenstiche.«
    »Was? Jetzt noch?«
    »Ja, die sehen einfach doof aus.«
    »Das glaub ich nicht!«
    »Doch!«
    »Lass mal gucken!« Er will einen meiner Pulloverärmel hochschieben, aber ich hindere ihn daran.
    »Bitte nicht.«
    »Wieso denn nicht?«
    »Lass mich einfach, okay?«
    Er lässt meine Hand los, tritt einen Schritt zurück. »Ist ja schon gut!«
    »Wollten wir nicht ein Eis essen?«
    »Ja, natürlich …« Er kratzt sich am Kopf. »Aber Pia, ich lache doch nicht über deine Wespenstiche, so gut müsstest du mich mittlerweile kennen. Also, warum lässt du mich nicht …?«
    »Weil’s da nichts zu gucken gibt!«, rufe ich ärgerlich und merke im gleichen Moment, wie Leid mir das tut. Ich bin auch selbst schuld, ich hätte nicht wieder von dem Wespenquatsch anfangen dürfen, ich hätte einfach sagen sollen, dass mir nicht zu warm sei und fertig. Jetzt stehen wir da. Sebastian ist wie vor den Kopf gestoßen und weiß nicht, was er tun soll, und ich weiß es auch nicht, ich wünschte, ich könnte die Zeit zehn Minuten zurückdrehen, hätte die Chance, alles noch einmal anders zu machen.
    »Entschuldige«, sage ich mit schlechtem Gewissen. »Ich wollte das nicht so hart sagen. Ich mag dich und ich fand’s gerade wunderschön, aber ich möchte meinen Pullover nicht ausziehen, das ist alles.«
    Sebastian wird rot. »Oh, du denkst, ich wollte gleich mit dir … nein … ich dachte einfach nur, dir ist warm, ich hatte überhaupt keine Hintergedanken.«
    »Ist schon okay.«
    »Trotzdem muss ich mich entschuldigen. Wenn ich wieder was falsch mache …«
    »Du machst nichts falsch!«, rufe ich. »Entschuldige dich doch nicht immer! Ich mache alles falsch! Merkst du das denn nicht?«
    Sebastian starrt mich an, als wäre ich nicht ganz dicht. Diese Möglichkeit habe ich auch schon erwogen, um nicht zu sagen: Sie ist insgeheim meine allergrößte Sorge.
    Plötzlich fängt er an zu lachen. »Pia, wir sind doch echt bekloppt!«
    Ich atme auf. »Das kannst du wohl sagen! Solche Probleme wie wir hat bestimmt noch kein Paar gehabt!«
    Sebastian sperrt den Mund auf. »Hast du eben ›Paar‹ gesagt?«
    Ich grinse. Die Angst ist verschwunden. Ich bin nicht verrückt. Jedenfalls nicht verrückter als der Rest der Welt.
    »Ja, das hab ich.«
    »Heißt das, dass wir zusammen sind?«
    Ich mache ein paar Tanzschritte durch sein geräumiges Zimmer, drehe eine Pirouette und bleibe mit ausgestreckten Armen stehen. »Was meinst du?«
    »Willst du mit mir geeeehn?«, äfft Sebastian den Ton der Siebtklässler nach und legt kokett den Kopf

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