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Schmetterball

Schmetterball

Titel: Schmetterball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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zwei
     Minuten nach Beginn des Matches ein.
    Ilka, Jabali, Michael und Linh empfingen ihn herzlich mit Umarmungen und Schulterklopfen. Lennart bedankte sich, seine Aufmerksamkeit
     aber galt schon dem Spiel seiner Konkurrenten. Eine weitere Chance, seinen nächsten Gegner unmittelbar vor dem Match beobachten
     zu können, würde sich nicht bieten. Da wollte Lennart nichts verpassen. Ein Vorteil war: Sein nächster Gegner hatte ihn eben
     grottenschlecht gesehen. So miserabel würde Lennart kein zweites Mal spielen, weshalb die Beobachtung des Matchesfür seinen Gegner nahezu wertlos gewesen sein durfte.
    Überhaupt wollte Lennart nie wieder an dieses schlechte Spiel erinnert werden. Er hatte sich vorgenommen, es für immer aus
     seinem Gedächtnis zu streichen. »Kein Wort mehr über mein Gurken-Katastrophen-Spiel. Abgemacht?«, forderte er deshalb auch
     sogleich von seinen Freunden. Sein Tonfall ließ keinen Widerspruch zu.
    Lennart setzte sich ganz außen neben Ilka. Michael brauchte er heute nicht an seiner Seite. Die Wut über dessen unnötige Aktion,
     die ihn beinahe den Sieg gekostet hätte, grummelte immer noch in ihm.
    In der Partie, die er nun beobachtete, fixierte er besonders den ihm nicht bekannten Spieler auf der linken Seite. Dessen
     Gegner erkannte Lennart sofort.
    »Das ist Kevin«, erklärte er den anderen. »Den kenne ich gut. Dem geb ich keine Chance aufs Weiterkommen.« Er stutzte einen
     Moment. »Allerdings hätte auch Baumi fast gegen mich gewonnen. Insofern weiß man nie.«
    »Und wer ist der andere?«, fragte Linh.
    Lennart zog die Schultern hoch. »Den hab ich noch nie gesehen.«
    Blitzschnell tauchte er unter, verschwand in seinem Pulli, streckte den Kopf durch die Halsöffnung und peilte die Paarung
     sofort wieder an. Er wollte keinen einzigen Ballwechsel verpassen.
    Das Spiel verlief irgendwie seltsam, fand Lennart. Er wusste nur noch nicht, was daran so ungewöhnlich war. Er beobachtete
     mal hier einen Flüchtigkeitsfehler, mal dort eine gute Aktion. Ansonsten normale Ballwechsel, nichts Spektakuläres, nichts
     Außergewöhnliches. Außer vielleicht, dass sich die Flüchtigkeitsfehler bei Kevins Gegner stark häuften. So wie jetzt.
    »Was ist das denn für ein Anfängerfehler?«, fuhr es aus der sonst so gefassten Linh heraus. »Der verschenkt einen Punkt, weil
     er sich während des Ballwechsels auf dem Tisch aufstützt? Und das bei einer Stadtmeisterschaft?«
    Kevin lachte triumphierend. Eine sehr unsportliche Geste! Für gewöhnlich freute man sich über eine eigene gute Leistung, aber
     nicht über Fehler des anderen.
    Lennart erkannte sofort anhand der Spielweise des Unbekannten, dass der viel draufhatte. Seine Schlägerführung war sehr fließend,
     seine Körperbewegungen beneidenswert harmonisch zum Ball.Ganz im Gegensatz zu Kevins Spielweise, die unkontrolliert und fahrig wirkte. Technisch hatte Kevin wenig zu bieten. Der Spielverlauf
     allerdings stellte die Fähigkeiten der beiden auf den Kopf.
    Lennart zog die Stirn kraus und kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe. Irgendetwas Rätselhaftes ging vor sich. Er wusste
     nur immer noch nicht, was. Auch Ilka neben ihm bemerkte, dass etwas nicht stimmte. »Kevins Gegner ist total abgelenkt, findest
     du nicht?«, fragte sie Lennart. »Zwischendurch schaut er ganz woandershin. Schon wieder. Hast du gesehen?« Sie stupste Lennart
     an. »Dort oben! Der Typ schaut ständig irgendwo dort oben auf die Tribüne.«
    Aber dort, wo Ilka hinzeigte, konnte Lennart nichts erkennen, was die Aufmerksamkeit von Kevins Gegner hätte auf sich ziehen
     können. Doch Ilka hatte recht. Kevins Gegner war eindeutig nicht bei der Sache. Und schon wieder: Vom Ansatz her ein glänzend
     gespielter Schlag, aber im letzten Moment total verzogen, sodass der Ball ins Aus schoss.
    Nun führte Kevin mit 8:4.   Aber er hatte nicht einen einzigen seiner Punkte gewonnen, sondern sein Gegner hatte sie durch eigene Fehler verloren.Und so setzte sich das Spiel auch fort, bis Kevin den ersten Satz schließlich mit 11:6 gewann.
    Mit ähnlich vielen Flüchtigkeitsfehlern seines verunsicherten Gegners gingen auch die nächsten beiden Sätze an Kevin. Und
     immer wieder hatte Kevins Gegner irgendwo hoch in die Tribüne geschaut. Aber wohin nur? Was sah er dort? Mehrfach versuchte
     Lennart, seinem Blick zu folgen, konnte aber auf der voll besetzten Tribüne nicht erkennen, mit wem der Spieler Blickkontakt
     hatte. Fast alle Zuschauer guckten natürlich gebannt auf

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