Schmetterball
das Spiel der beiden Kontrahenten. Aber wen hatte der Verlierer fixiert?
3:0 nach Sätzen. Spielgewinn.
Kevin hatte das Spiel für sich entschieden. Er war also Lennarts nächster Gegner.
Lennart hätte froh sein können, denn Kevin war von den beiden eindeutig der schwächere Spieler.
Und so sah es auch Jabali: »Den putzt du doch locker von der Platte!«
Lennart nickte nur beiläufig. Ihm ging das merkwürdige Verhalten von Kevins Gegner nicht aus dem Kopf. Lennart sah ihm nach.
Der Verlierer schüttelte verbittert den Kopf und zog direkt Richtung Ausgang ab. Kevin hingegen hob seinen Schläger triumphierend
in die Luft und verabschiedetesich vom Schiedsrichter, gegen den man diesmal nichts einwenden konnte. Er hatte das Spiel gut geleitet. Was allerdings auch
keine große Kunst war. Die Fehlschläge des Verlierers waren zu offensichtlich gewesen.
»Irgendwie tut er mir leid«, bedauerte Ilka Kevins Gegner.
Jabali zeigte weniger Mitgefühl. »Immerhin hält er vermutlich den Rekord an Flüchtigkeitsfehlern.«
»Eben!«, ergänzte Ilka. »Wer weiß, warum der sich nicht konzentrieren konnte und was dem durch den Kopf gegangen ist?«
»Vielleicht ein falscher Schläger«, überlegte Jabali und handelte sich einen festen Knuff von Michael ein, der froh war, dass
das Thema Schläger in Vergessenheit geraten war.
Lennart schien gar nichts mitbekommen zu haben. Er grübelte noch. »So ein Spiel hab ich noch nie gesehen«, sagte er. »Das
war doch total komisch.«
»Na, jedenfalls viel Spaß mit Kevin«, wünschte Jabali. »Da bist du quasi schon im Finale!«
Linh warf Jabali einen missmutigen Blick zu. Sie mochte es nicht, wenn man seine Gegner unterschätzte oder abwertend über
sie sprach.
Jabali wusste das und hob sofort entschuldigend die Hände. In dem Moment brummte etwas in Michaels Hosentasche. Michael zog
sein Handy heraus und erkannte sofort, wer ihm da eine SMS geschickt hatte: der Verkäufer des Speedball-Schlägers!
»Endlich! Er ist in der Stadt! Deshalb hat er sich bisher nicht gemeldet«, rutschte es ihm raus. »Der . . .« Den Rest konnte
er sich gerade noch verkneifen. Auch weil Linh ihm geistesgegenwärtig auf den Fuß trat.
»Was, endlich? Wer?«, fragte Lennart.
»Äh . . .«, stotterte Michael. Ihm fiel nichts ein.
»Zahnarzttermin!«, schwindelte Jabali.
Lennart schaute Michael skeptisch an. »Wieso freust du dich so über einen Zahnarzttermin?«
Darauf wusste Michael erst recht nichts zu sagen. Etwas Blöderes hätte Jabali wohl nicht einfallen können! Und um sich nicht
noch mehr in Lügen zu verstricken, antwortete Michael einfach gar nichts, sprang auf und sagte nur: »Ich muss los!«
Jabali nutzte die Gelegenheit. »Warte, ich komme mit!«
»Zu Michaels Zahnarzt? Wieso das denn?«
Jabali klopfte Lennart kurz auf die Schulter. »Wir sehen uns morgen.«
»Was ist mit denen los?«, wunderte sich Lennart.
»Keine Ahnung!«, schwindelte Ilka. »Aber ich muss jetzt auch weg. Ciao, Lennart.«
»Hä?« Lennart verstand gar nichts mehr. Sein Blick ging zu Linh.
»Und du?«
Linh zog entschuldigend die Schultern hoch. »Meine Bonsais brauchen Wasser, weißt du doch.« Und weg war sie.
Plötzlich saß Lennart allein da. Was für ein merkwürdiger Tag.
Besuch
Lennart stand allein in seinem Zimmer und rückte seine bisherigen Trophäen auf dem Regal etwas zur Seite. Medaillen und Pokale,
Urkunden und kleine Statuen erinnerten ihn an viele Turniere, die er schon gewonnen hatte. Sogar eine Medaille als beste Stadtmannschaft
im Rugby war dabei, neben seiner ersten Medaille als bester Spieler eines Basketballturniers. Die meisten Auszeichnungen hatte
er in seiner Lieblingssportart errungen: Tischtennis! Obwohl, jedes Mal, wenn Lennart Basketball spielte, wusste er nicht,
ob ihm das nicht doch noch besser gefiel als Tischtennis. Jedenfalls hatte er noch nie mit einem kaputten Basketball spielen
müssen. Außerdem traf das ja dann alle, die Ballkontakt hatten, und nicht nur einen.
Trotzdem spürte er in diesem Moment deutlich, dass er trotz seines kaputten Schlägers alle Chancen hatte, auch dieses Turnier
zu gewinnen. Kevin zu besiegen, dürfte für ihn eigentlich kein Problemsein. Nicht mal mit seinem Ersatzschläger. Wenn der Schiedsrichter ihm nicht wieder einen Strich durch die Rechnung machte.
Er räumte eine kleine Fläche auf dem Regal frei. Dort könnte der Stadtmeisterschaftspokal einen guten Platz haben, überlegte
er schon mal
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