Schmetterball
mit Klingelstreichen die Zeit vertrieben, waren nicht zu sehen. Aber irgendjemand musste doch
geklingelt haben?
Merkwürdig!, dachte Lennart. Er wollte sich gerade umdrehen und zurück ins Haus gehen, als ihn plötzlich von hinten jemand
packte und ihm mit dem Arm die Gurgel zudrückte. Lennart konnte nur noch röcheln und begann wie wild zu zappeln. Er wusste
überhaupt nicht, was los war. Plötzlich stand noch ein Zweiter vor ihm, der sich eine Strumpfmaske über den Kopf gezogen hatte.
Lennart versuchte, um Hilfe zu schreien, aber sein Hintermannpresste ihm eine Hand auf den Mund. Lennart wollte die Hand abwehren und trat um sich.
Doch der vor ihm hielt ihn fest. »Keine Mätzchen!«, befahl er.
Dabei rutschte ihm der Jackenärmel hoch. Darunter kam eine Tätowierung zum Vorschein: ein Hund mit drei Beinen.
Wieso nur drei Beine? Die Frage schoss Lennart für einen Moment durch den Kopf. Aber nur kurz, denn der Tätowierte riss Lennart
am Pulli und zog ihn mit sich. Der Typ hinter ihm umklammerte weiter seinen Hals, stieß ihm ein Knie in den Rücken und schubste
ihn vorwärts.
Auf diese Weise stolperten die drei zurück ins Haus. Blitzschnell drückten die Angreifer Lennart gegen die Wand im Flur und
schlossen die Haustür hinter sich.
Mist!, dachte Lennart. Räuber! Die würden die Bude leer räumen, ehe seine Mutter zurück war. Fast wünschte er sich, dass seine
Mutter zu spät käme, denn sonst könnte es gefährlich für sie werden. Doch seltsamerweise schienen sich die beiden Räuber gar
nicht für die Wohnung zu interessieren. Beide blieben bei Lennart und pressten ihn weiterunsanft gegen die Wand. Auch der Zweite war maskiert, konnte Lennart jetzt erkennen. Allerdings trug der keine Strumpfmaske,
sondern eine Wollmütze und eine Art Faschingsmaske, die nur die Augen bedeckte. So ähnlich wie Zorro in den alten Comics seines
Vaters.
»Hör zu, Schmalzbacke!«, sagte die Strumpfmaske. »Wenn du willst, dass dir nichts geschieht, dann machst du genau das, was
wir dir sagen. Kapiert?«
Lennart nickte vorsichtig mit dem Kopf.
»Sonst bekommst du echte Probleme«, ergänzte die Wollmütze mit einer auffällig piepsenden Stimme.
Lennart hielt jetzt ganz still. Er begriff: Gegenwehr war zwecklos. Die beiden waren deutlich größer und viel stämmiger als
er. Sie waren bestimmt schon 16. Im Gegenteil, je ruhiger Lennart wurde, desto mehr lockerte sich der Griff, mit dem er gegen die Wand gedrückt wurde. Aber
was wollten sie von ihm?
»Hörst du zu?«, vergewisserte sich die Strumpfmaske.
Lennart nickte und brachte ein heiseres »Ja!« heraus.
»Morgen gewinnt Kevin, kapiert?«
Lennart benötigte einen Moment, um zu begreifen, worum es ging. Kevin? Gewinnen? Die sprachen von dem Turnier! Die beiden
hatten ihn ganz offensichtlich überfallen und bedrohten ihn, nur um über das morgige Tischtennismatch gegen Kevin zu reden!
Lennart konnte es nicht glauben.
»Wieso . . .?«, begann er und brach ab, weil er eine schmerzhafte Ohrfeige kassierte.
»Wir stellen hier die Fragen, kapiert!«, herrschte die Wollmütze ihn an.
»Aber . . .«
Zack! Eine zweite Ohrfeige.
Lennarts Wange brannte. Tränen schossen ihm in die Augen.
»Kapiert?«, wiederholte die tätowierte Strumpfmaske mit noch aggressiverem Ton und schüttelte Lennart an den Schultern.
»Verlieren?«, stotterte Lennart.
»Richtig!«, brummte die Strumpfmaske, verstärkte den Druck auf seine Schultern und quetschte sie dabei noch fester an die
Wand.
»Und zu niemandem ein Wort! Zu niemandem! Hast du das verstanden?«, piepste die Wollmütze.
Lennart konnte es nicht fassen. Das waren keineRäuber. Das mussten irgendwelche Leute von Kevin sein. Warum sonst sollten sie so etwas tun?
Jetzt bedauerte Lennart doch, dass seine Mutter in diesem Moment nicht vom Einkauf nach Hause kam. Oder Michael, der etwas
vergessen hatte. Oder noch besser: zufällig beide gleichzeitig!
Aber es kam niemand. Lennart blieb allein mit den beiden vermummten Typen. Sie mussten ihm aufgelauert und ihn beobachtet
haben. Wie sonst konnten sie sicher sein, Lennart allein vorzufinden?
Da klopfte es an die Tür. Lennart fiel ein Stein vom Herzen. Vielleicht war das sogar schon sein Vater, der eher als geplant
von der Arbeit kam? Aber sein Vater klopfte doch nicht an die eigene Haustür?
»Ey! Sseid ihr ssoweit, ey? Ess wird Zzeit, ey!«, drängelte eine Stimme von außen.
Lennart verstand. Von wegen sein Vater: Draußen stand
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