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Schmetterball

Schmetterball

Titel: Schmetterball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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die ihm einen zusätzlichen Push gaben. Er spielte den Ball. Diesmal aber
     traf er ihn nicht optimal, sodass der Ball leicht nach außen wegeierte. So langsam, dass Kevin ihn erwischte und einen Return
     spielen konnte. Allerdings zu lasch für Lennart, der sich beweglich in Position stellte und mit einem Schmetterball antwortete.
     Der Ball schoss Kevin wie eine Gewehrkugel entgegen. Es hätte nicht viel gefehlt und Kevin wäre vor Schreck unter den Tisch
     in Deckung gesprungen. Der zweite Matchball war abgewehrt.
    Michael und die anderen drei hielt nichts mehr auf den Sitzen. Begeistert sprangen sie auf. Genau so wollten sie Lennart sehen.
    Lennart war auf dem besten Wege, sich in Rage zu spielen. Er feuerte Kevin die Bälle nur so um die Ohren wie eine zu stark
     eingestellte Ballmaschine, die niemand mehr kontrollieren konnte.
    In kürzester Zeit stand es 11:10 für Lennart. Nun hatte er einen Matchball.
    »Überleg gut, was du tust«, zischte Kevin ihm wütend entgegen.
    »Tu ich«, versicherte Lennart. »Ich spiele den Ball jetzt an deiner rechten Seite vorbei.«
    Und genau das tat er. Allerdings so schnell, dass Kevin nicht die geringste Chance hatte, den Ball zu erwischen.
    »Gewonnen!«, jubelte Michael. Er sprang auf und ab wie ein Gummiball. Linh und Ilka umarmten sich. Und Jabali machte die Siegerfaust.
    Nach Sätzen stand es nun 2:1 für Kevin. Doch Kevin wirkte alles andere als siegesgewiss. Wie ein Häufchen Elend stand er da
     und wusste nicht, wie er auf Lennarts plötzliche Auferstehung reagieren sollte.
    Lennart war zurück im Spiel und strahlte höchste Konzentration aus. Er konnte es gar nicht abwarten, dass der vierte Satz
     begann. Ganz im Gegensatz zu Kevin, der nervös zu seinem Handtuch griff, sich den Schweiß abtupfte, einen Schluck Wasser trank,
     sich wieder den Schweiß abtupfte und wieder etwas trank.
    Die ersten Pfiffe gellten durch die Halle. Es sollteendlich weitergehen, verlangten die Zuschauer. Der Schiedsrichter gab Kevin ein Zeichen, dass er sich spielbereit zeigen sollte.
     Zögerlich kam Kevin der Aufforderung nach. Er hatte Aufschlag. Aber das nützte ihm nichts. Lennart parierte jede Angabe mit
     einem starken Return und Kevin verlor Punkt um Punkt. Seine Überlegenheit war nun unübersehbar. Für alle. Und damit auch für
     die Erpresser.
    Plötzlich packte Lennart erneut die Angst. Was würde geschehen, wenn er das Spiel gewann? Wie würden die Erpresser auf seinen
     Sieg reagieren? Er spürte, wie ihm die Unsicherheit in den Körper kroch. Die Beine wurden schwer wie Blei, von Beintechnik
     war nichts mehr zu sehen. Die Hand und der Schläger waren keine Partner mehr, wie es das Wiesel immer predigte. Ganz im Gegenteil:
     Der Schläger tat nicht mehr, was Lennarts Hand wollte. Und auch sein Gehirn schien wie ausgeschaltet. Er hatte keine Idee,
     wie er seine Sicherheit wiederfinden könnte. Er verlor. Punkt um Punkt.
    Was Kevin fast mehr wunderte als Lennart.
    Auch das Publikum reagierte. Gerade hatte es erleichtert mitbekommen, wie das Spiel immer besser wurde und Lennart zu seiner
     alten Form zurückgefunden hatte. Nicht nur seine fast akrobatischenEinlagen, um einzelne Bälle doch noch zu erreichen, hatten das bewiesen. Auch seine kunstvollen Returns waren präzise platziert
     und für den Gegner unerreichbar gewesen. Und nun, von einer Sekunde auf die andere, fing er wieder an, die Bälle mit Flüchtigkeitsfehlern
     zu versieben. Seinen Vorsprung hatte er schnell verspielt. Punkt um Punkt. Mit dem letzten Punkt hatte Lennart gerade sogar
     seine Führung verloren, es stand 8:8 und der Satz war ausgeglichen.
    »Was macht denn der da schon wieder!«, schimpfte Michael ärgerlich.
    »Der hat Angst«, erkannte Linh.
    Worauf Ilka sofort aufsprang, die Hände wie einen Trichter um den Mund legte und ihm zurief: »Du schaffst das, Lennart! Keine
     Angst!«
    Lennart hörte, wie die vier ihm ermunternden Applaus spendeten.
    »Wir!
Wir
schaffen das!«, ergänzte Linh mit ihrer zarten Stimme so laut, wie sie konnte. Das Wort »Wir« betonte sie dabei ganz besonders
     deutlich.
    Michael nahm seine Jacke und schwenkte sie wie eine Fahne.
    Lennart besann sich erneut auf die versprochene Hilfe seiner Freunde. Er durfte sie nicht enttäuschen.Noch einmal sammelte er seine verwirrten Gedanken zusammen und richtete sie nur auf das Spiel. Auf
sein
Spiel. Je länger er sich vorstellte, dass auf den Zuschauerrängen nur echte Sportfans saßen, desto besser gelang es ihm auch,
     seine

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