Schmetterball
Umstände
?«, regte Michael sich auf. »Nun vergiss mal die Erpresser. Wir werden dir helfen und dich schützen. Niemand wird dir was
tun können.«
»Scherzkeks!«, antwortete Lennart. »Wie willst du das denn anstellen?«
Michael schwieg. Lennart hatte recht. Sein Versprechen war zu vollmundig gewesen. Sie wussten ja nicht einmal, wer hinter
der Erpressung steckte.
»Ihr könnt mich nicht beschützen«, stellte Lennart klar.
»Trotzdem«, mischte sich nun Linh ein. »Michael hat recht: Wenn du heute verlierst, dann sind die Erpresser die Sieger! Das
dürfen wir nicht zulassen. Und auch du darfst es nicht zulassen!«
Sie tippte ihm mit dem Zeigefinger entschlossen gegen die Brust.
Lennart atmete tief durch und seufzte. Er stimmte seinen Freunden ja zu. Theoretisch. Und wenn es einen anderen aus ihrer
Gruppe getroffen hätte, hätte er genauso gesprochen. Aber wenn man selbst bedroht wurde, sah die Sache schon anders aus.
»Wir können dich vielleicht nicht beschützen«, räumte Michael ein. »Aber wir können uns den Erpressern gemeinsam in den Weg
stellen.«
Ilka, Jabali und Linh nickten heftig.
»Wenn sie dir etwas antun wollen, müssen sie uns allen etwas antun«, rief Jabali feierlich aus. »Dann haben sie es schon mit
fünf Gegnern zu tun.«
»Und zwei davon sind nicht gerade die Schwächsten.« Ilka zeigte lachend auf Michael, der als Zehnkämpfer außerordentlich kräftig
und muskulös war, und Linh, deren Kampfsportqualitäten alle kannten.
Lennart tat es gut zu wissen, solche verlässlichen Freunde zu haben. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen. Dann
nickte er zögerlich und versprach schließlich: »Okay. Ich werde mein Spiel machen!«
Seine vier Freunde brachen in Jubel aus.
»Bitte Ruhe bewahren!«, dröhnte es aus der Lautsprecheranlage. »Die Ursache des Alarms konnte noch nicht ausfindig gemacht
werden! Bleiben Sie bitte so lange auf dem Sammelplatz, bis wir Entwarnung geben können!«
Es folgten ein paar Töne, die man nicht mehr verstehen konnte. Vermutlich waren es Zwischenmeldungen der Feuerwehrleute, die
immer noch systematisch nach einer Feuerquelle suchten.
Die fünf versuchten, sich nichts anmerken zu lassen. Sie waren ja die Einzigen, die wussten, dass kein Feuer den Alarm ausgelöst
hatte.
Hilfe
»Sind die Typen, die dich bedrohen, auch in der Halle gewesen?«, fragte Jabali, während sie immer noch draußen auf dem Sammelplatz
verharrten und auf die Durchsage warteten, wie es nun weitergehen sollte.
Lennart zuckte mit den Schultern. »Vermutlich. Aber ich weiß nicht, wie sie aussehen. Nur dass sie ziemlich kräftig waren.
Und mindestens sechzehn. Die hatten Masken zur Tarnung aufgesetzt und Mützen. Ich weiß nur, dass bei einem schwarze Locken
darunter hervorgeschaut haben.«
»Na prima!«, entfuhr es Jabali »Die habe ich auch.«
»Ja«, sagte Lennart. »Aber die Typen hatten keine dunkle Haut wie du.«
»Ach«, setzte Jabali nach. »Du hast also ihre Haut gesehen?«
»Ein Stück vom Arm«, fiel Lennart ein. »Der eine hatte dort eine Tätowierung.«
»Super!«, freute sich Linh. »Das ist doch schon mal was. Was war es denn für eine? Ein Drache, ein Tiger, ein Hund oder ein
Herz?« Sie fand, dass die meisten Leute sich immer die gleichen Motive tätowieren ließen.
»Ja, genau! Ein Hund!«, bestätigte Lennart. Langsam erinnerte er sich wieder an Einzelheiten. Die ganze Zeit über hatte er
versucht, sie so weit wie möglich aus seinem Kopf zu verdrängen. Viel zu viel Angst kam jedes Mal hoch, wenn er an die Typen
dachte.
Linh war ein bisschen stolz auf ihre Spürnase. »Hätte mich auch gewundert, wenn es mal eine andere Tätowierung gewesen wäre!«
»War es auch!«, erzählte Lennart. »Der Hund hatte nämlich nur drei Beine! Darüber hatte ich mich noch gewundert.«
»Drei Beine? Was für eine merkwürdige Tätowierung«, bemerkte Ilka. »Ob das eine Bedeutung hat?«
»Haben die Typen auch etwas gesagt?«, fragte Jabali nach.
Lennart versuchte, sich so gut es ging zu erinnern. »Ich weiß nur noch, dass der zweite wie ein Vogel gepiepst hat, so schrill
war seine Stimme.«
»Ein dreibeiniger Hund und eine Vogelstimme«, fasste Michael kopfschüttelnd zusammen.
»Da war noch ein Dritter beim Überfall dabei«, ergänzte Lennart. »Der hat Wache geschoben vor der Haustür. Aber den habe ich
nicht gesehen! Nur gehört. Irgendetwas war an dem auch komisch.«
Lennart grübelte, was es war, das ihm so
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