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Schmetterball

Schmetterball

Titel: Schmetterball
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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seltsam vorgekommen sein mochte. Er war ja viel zu sehr mit seiner Angst beschäftigt
     gewesen und hatte den Dritten mehr beiläufig gehört. Und doch war ihm etwas an ihm aufgefallen. Und zwar . . .
    Da quäkte es wieder durch die Lautsprecher: »Achtung! Achtung! Die Einsatzleitung teilt mit: Entwarnung! Dieser Alarm war
     ein Fehlalarm. Das Objekt kann ohne Einschränkung wieder betreten werden. Die Turnierleitung hat entschieden, das Turnier
     fortzusetzen. Ich wiederhole: Achtung! Achtung! . . .« Durch die mangelnde Qualität der Lautsprecher wurden die S-Laute bei der Durchsage knarzend verzerrt.
    Die ersten Zuschauer eilten schon zurück auf die Plätze.
    »Was heißt komisch?«, hakte Ilka nach.
    Lennart schnippte mit den Fingern. »Das ist es!«
    »Was?«
    »Die S-Laute !«, antwortete Lennart. »Der Dritte hat die S-Laute so komisch gesprochen. Irgendwie so lang gezogen. Wie vielleicht eine Schlange im Comic sprechen würde.«
    »Eine Comic-Schlange?«, fragte Ilka nach. Hatte sie das gerade richtig verstanden?
    Lennart nickte heftig. »Ja. So zischend. Als würde man die Worte mit zwei oder drei S schreiben.«
    »Sso?«, versuchte Ilka das Sprechen nachzuahmen.
    »Ja!«, bestätigte Lennart. »Genau so!«
    Aus dem Lautsprecher ertönte: »Das Turnier wird in wenigen Minuten fortgesetzt, bitte nehmen Sie Ihre Plätze wieder ein.«
    Lennart hob den Zeigefinger in die Höhe. »Hört ihr? Bei den Lautsprechern ist es so ähnlich. Verzerrte S-Laute ! So hat er gesprochen. Und der Typ, der mich vor dem Spiel angesprochen hat, auch!«
    »Was wollte der von dir?«, fragte Ilka.
    »Der hat nur einen einzigen Satz gesagt«, berichtete Lennart. »Und zwar:
Manchmal . . . isst ess bessser zzu verlieren
. Das war eine letzte Warnung. Das war der Typ, der bei mir vor der Haustür Schmiere gestanden hat!«
    Ilka schaute sich in der Halle um. »Unmöglich,den in diesem Gewusel wiederzufinden. So ein Mist!«
    »Also!«, sagte Jabali und klopfte Lennart freundschaftlich auf die Schulter. »Jetzt geht erst mal dein Spiel weiter. Zeig,
     was du draufhast. Dann werden die Erpresser schon aus ihren Verstecken kommen. Sie müssen ja irgendwie reagieren.«
    »Ja, indem sie mich schnappen«, unterbrach Lennart kleinlaut.
    Jabali schüttelte den Kopf. »Das warten wir mal ab. Erst musst du versuchen, das Spiel doch noch zu gewinnen, und dann besprechen
     wir die weiteren Schritte. Einverstanden?«
    Es stand 7:10 im dritten Satz für seinen Gegner, als das Spiel unterbrochen werden musste. Die ersten beiden Sätze hatte Lennart
     verloren. Kevin hatte noch zwei Matchbälle. Jetzt kam es also darauf an, keinen weiteren Punkt zu verschenken und den Rückstand
     so schnell wie möglich in eine Führung zu verwandeln. Eigentlich wusste Lennart, dass er mehr konnte als sein Gegner. Aber
     ob er das auch unter dieser Nervenanspannung zeigen konnte? Er musste den dritten Satz für sich entscheiden! Und dann zwei
     weitere Sätze gewinnen.
    Lennart vermutete, dass der Junge, der ihn unmittelbarvor dem Spiel an die Forderung zu verlieren erinnert hatte, bestimmt wieder auf der Tribüne saß. Auch die anderen Typen, die
     ihn bedroht hatten, wähnte er ganz in seiner Nähe.
    Lennart vermied es, zur Tribüne hochzuschauen. Er hielt seinen Blick auf den Boden gerichtet, sah auf den Tisch, den Schiedsrichter,
     Kevin und den Ball. Aber nicht in den Tribünenbereich. Und stellte sich vor, die Erpresser seien Luft. Einfach nur Luft. So
     ließ er sie zumindest in seiner Fantasie verschwinden.
    Zum Glück hatte er selbst Aufschlag. Lennart legte seine ganze Konzentration, aber auch seine Wut über die Erpressung in diesen
     Aufschlag, schnitt den Ball geschickt an, wie er es schon die ganze Zeit über getan hätte, wenn er frei hätte aufspielen können.
     Der Ball sauste übers Netz, schlug unmittelbar vor Kevin auf die Platte und prallte gegen dessen Körper. So schnell konnte
     Kevin sich gar nicht zur Seite wegbewegen, da war er den ersten von zwei Matchbällen schon los.
    »Ja!«, schrien Ilka, Linh, Jabali und Michael wie aus einem Munde vor Begeisterung und feuerten ihn sofort an.
    »Lennart! Lennart!«
    Kevin warf Lennart den Ball für dessen nächsten Aufschlag zu und sah finster hinüber. Lennart blickte eiskalt zurück. Kevin
     begriff, was Lennart ihm mit diesem Blick verdeutlichen wollte: Verrechnet, mein Junge! Jetzt zeige ich dir, wer ins Finale
     der Stadtmeisterschaft gehört!
    Lennart hörte die Anfeuerungsrufe seiner Freunde,
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