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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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und fest um meine und das Gefühl seiner Haut an meiner ist erstaunlich . Ich habe noch nie so etwas gefühlt.
    Erst als ich seine Stimme höre, wache ich auf. »Wer ist das?«, fragt er müde.
    Manche Leute behaupten, es vorher zu wissen, wenn etwas Schlimmes passiert, kurz bevor es tatsächlich so weit ist. Ich habe eine böse Vorahnung bei seiner Frage, auch wenn ich nicht sagen kann, warum. Eigentlich klingt er ganz arglos. Vielleicht ist es das Schweigen von den Vordersitzen, das so ohrenbetäubend laut ist. Ich öffne die Augen, als das Auto vor unserem Haus hält. Und ich stelle fest, dass das Gefühl tief in meinem Innern richtig war. Das ist es immer.
    Denn auf unserer Veranda liegt ohnmächtig meine leibliche Mutter.

Kapitel vierzehn
    H a ut und Knochen. Ich habe Norah seit Monaten nicht mehr gesehen. Keine Ahnung, wie das möglich ist, aber sie hat noch mehr abgenommen. Solange ich denken kann, war Norah zu dünn. Jetzt – ans Geländer der Veranda gelehnt, einen Pullover zum Kopfkissen zusammengeknüllt – sieht sie aus wie ein Haufen Zweige, umwickelt mit Hippie-Lumpen.
    Schläft sie nur? Oder hat sie wieder getrunken?
    Vor Scham laufe ich rot an. Das ist meine Mutter . Ich möchte nicht, dass Cricket sie erkennt, obwohl er offensichtlich eins und eins zusammenzählt, jetzt, da die Frage im Raum steht. Nathan versteift sich. Er fährt den Wagen in die Einfahrt und macht den Motor aus. Alle bleiben sitzen. Andy flucht leise.
    Â»Wir können sie doch nicht da liegen lassen«, sagt er nach einer Weile.
    Nathan steigt aus und Andy folgt ihm. Ich drehe mich so, dass ich sehen kann, wie die beiden sie anstupsen und sie sofort aufschreckt. Ich atme auf, ohne zu merken, dass ich den Atem angehalten hatte. Ich steige aus und ein strenger Körpergeruch weht mir entgegen. Cricket ist neben mir und sagt etwas, aber seine Worte erreichen meine Ohren nicht.
    Denn das da ist meine Mutter.
    Stinkend.
    Auf unserer Veranda.
    Ich weiche ihm aus und drängle mich an Norah und meinen Eltern vorbei die Treppe hinauf. »Ich bin eingeschlafen, während ich auf euch gewartet habe«, faucht sie die beiden an. »Ich bin nicht betrunken. Man hat mich nur aus meiner Wohnung geworfen.« Aber ich konzentriere mich auf den Schlüssel in meiner Hand, meinen Schlüssel im Schloss, meine Füße auf dem Weg zu meinem Zimmer. Ich lasse mich aufs Bett fallen, doch eine Stimme sagt etwas über einen Vorhang, sie hört nicht auf, von einem Vorhang zu reden, also stehe ich mühsam noch mal auf, schließe ihn und sinke wieder in die Kissen. Ich höre die anderen im Wohnzimmer.
    Â»Achtzehn Monate?«, fragt Nathan. »Du hast mir gesagt, es waren zwölf, seit du das letzte Mal gezahlt hast. Ich dachte, wir hätten das geklärt. Was soll ich deiner Meinung nach …«
    Â» ICH BRAUCHE DEINE HILFE NICHT. ICH BRAUCHE NUR EINEN PLATZ ZUM ÜBERNACHTEN.«
    Die ganze Nachbarschaft kann sie hören . Erst nach neun langen Minuten senkt sie die Stimme. Ich beobachte die Uhr auf meinem Handy.
    Lindsey ruft an. Ich starre auf ihren Namen, gehe aber nicht ran.
    Als ich klein war, dachte ich, meine Eltern wären nur beste Freunde, die zusammenwohnten. Ich wollte später mit Lindsey zusammenleben. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass die Situation etwas komplizierter war, aber als es so weit war, spielte es keine Rolle für mich. Meine Eltern waren meine Eltern. Sie liebten einander und sie liebten mich.
    Aber da war immer etwas im hintersten Winkel meines Bewusstseins, das mir keine Ruhe ließ.
    Ich war okay für Nathan und Andy, so, wie sie okay waren für mich. Warum war ich nicht okay für Norah? Ich weiß, dass sie nicht imstande war, sich um mich zu kümmern, aber warum habe ich nicht ausgereicht, um sie es wenigstens versuchen zu lassen? Und warum reichen wir – wir drei, ihre Familie – nicht aus, damit sie es jetzt versucht? Sie mag vielleicht nicht mehr auf der Straße sein, aber … Doch, jetzt ist sie es. Warum nur ist es ihr nicht möglich, ein normaler Erwachsener zu sein?
    Mein Handy summt. Lindsey hat eine SMS geschickt:
    habs gehört. was kann ich tun? glg
    Mein Mut sinkt wie ein Stein. Sie hat’s gehört? Wie lang war Norah denn draußen? Wie viele Leute haben sie gesehen? Ich male mir schon aus, was meine Klassenkameradinnen sagen werden, wenn sie rausfinden, dass in der einen

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