Schmetterlinge im Gepaeck
auf den Fersen. Ich brauche ihn nicht.
Ich brauche ihn nicht, ich brauche ihn nicht, ich brauche ihn nicht .
Bis ich wieder auf dem Bürgersteig stolpere. Diesmal umfasst sein Arm meine Taille, und als ich mich loszureiÃen versuche, hält er mich nur umso fester. Wir kämpfen lautlos, während ich immer noch versuche, mich herauszuwinden. »Dafür, dass du so dünn bist, hast du ganz schön harte Arme«, zische ich.
Cricket muss lachen. Er lockert seinen Griff, ich mache mich los und stolpere davon.
»Ach, komm schon, Lola. Lass mich dir helfen.«
»Ich gehe nie wieder irgendwohin ohne einen alternativen Sehplan.«
»Das hoffe ich doch.«
» Und ich nehme deine Hilfe nur an, weil ich nicht in irgend was reinlaufen und aus Versehen diese wunderbare Polyester-Uniform zerreiÃen möchte.«
»Klar.«
»Und nichts davon ändert irgendwas zwischen uns.« Meine Stimme zittert.
»Ebenfalls klar«, sagt er leise.
Ich hole tief Luft. »Okay.«
Keiner von uns rührt sich. Er überlässt es mir. Ich greife zaghaft nach ihm. Er streckt den Arm aus und ich nehme ihn. Die Geste eines Freundes, der einem anderen hilft. Nicht mehr, denn solange es Max gibt, kann es nicht mehr geben. Und ich liebe Max.
Und damit ist die Sache erledigt.
»Erzähl mir doch mal von diesem berühmten Kleid«, sagt Cricket einen stillen Block später.
»Was für ein Kleid?«
»Das, für das du die Schnürbrust machst. Klingt wichtig.«
Mein Gespräch mit Max fällt mir siedend heià wieder ein und es ist mir peinlich. Bälle sind so ein Mädchen-Ding. Ich könnte nicht auch noch Hohn von Cricket ertragen. »Es ist für meinen Winterball«, antworte ich. »Und es ist nicht wichtig.«
»Erzähl mir davon.«
»Es ist bloà ⦠ein groÃes Kleid.«
»Groà wie ein Fallschirm? Groà wie ein Zirkuszelt?«
Wie immer bringt er mich zum Lächeln, wenn ich fest entschlossen bin, es nicht zu tun. »Groà wie Marie Antoinette.«
Er pfeift. »Das klingt tatsächlich groÃ. Wie nennt man diese Dinger? Reifröcke?«
»So ungefähr. Zu der Zeit nannte man sie Paniers. Sie waren eher breit als richtig rund.«
»Klingt schwierig.«
»Ist es auch.«
»Und auch, als würde es Spaà machen.«
»Das würde es vielleicht, wenn ich eine Ahnung davon hätte, was ich tun muss. Paniers sind riesige, technische Gebilde. Sie herzustellen, hat nichts mit Nähen zu tun, sondern mit Bauen. Ich habe zwar Bilder dazu, aber keine vernünftigen Anleitungen.«
»Möchtest du mir die Bilder mal zeigen?«
Ich lege die Stirn in Falten. »Wieso?«
Er zuckt die Achseln. »Vielleicht komme ich drauf, wie es funktioniert.«
Ich will gerade sagen, dass ich seine Hilfe nicht brauche, als mir klar wird ⦠dass er genau der Richtige dafür ist. »Ãhm, ja. Das wäre super, danke.« Wir haben unsere Treppe erreicht. Ich drücke sanft seinen Arm und lasse los. »Ab hier komme ich klar.«
»Wenn ich dich schon bis hierhin gebracht habe«, sagt er mit zunehmend unsicherer Stimme, »kann ich dich auch das kleine Stückchen weiter bringen.« Und er streckt ein letztes Mal die Hand nach mir aus.
Ich mache mich auf die Berührung gefasst.
»Cricket!«, ruft jemand zwischen unseren Häusern und sein Arm senkt sich wie ein Anker. Wahrscheinlich hat sie den Müll rausgebracht. Calliope umarmt ihn von hinten, und ich kann sie nicht genau erkennen, aber sie klingt, als würde sie gleich zu weinen anfangen. »Das Training war ein Albtraum. Ich kann gar nicht glauben, dass du hier bist, du hast doch gesagt, du kannst nicht kommen. Ach, es tut so gut, dich zu sehen. Ich koch uns einen heiÃen Kakao und erzähle dir alles ⦠Oh. Lola.«
Cricket ist seltsamerweise so erstarrt, dass er nichts sagen kann.
»Dein überaus hilfsbereiter Bruder hat mich von der Arbeit nach Hause gebracht«, erkläre ich. »Meine Brille ist kaputt gegangen und ich bin so gut wie blind.«
Sie hält inne. »Wo arbeitest du noch mal? Im Kino?«
Ich bin überrascht, dass sie das weiÃ. »Ja.«
Calliope wendet sich wieder an Cricket. »Du warst im Kino? Was ist mit deinem riiiesigen Projekt, das morgen fertig sein muss? Ich dachte, deswegen könntest du nicht kommen. Das ist aber seltsam.«
»Cal â¦Â«, beginnt
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