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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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ist zu voll. Und mein anderes Zimmer ist leer. Da ist reichlich Platz. Für Zeug.«
    Â»Du … Du verbringst wirklich viele Wochenenden dort.«
    Â»Plus Feiertage und Sommerferien.« Die Worte purzeln nur so aus ihm heraus und zusammen, und seine Miene verfinstert sich wieder, als schämte er sich für seinen Eifer. Kein Gespräch ist mehr sicher. St. Clair unterbricht ihn zu einem so perfekten Zeitpunkt, dass er zugehört haben muss. »Hey, wusstest ihr, dass Cricket Bell mit Alexander Graham Bell verwandt ist?«
    Â»Jeder, der Cricket kennt, weiß das«, entgegne ich.
    Â»Echt?« Anna scheint aufrichtig interessiert zu sein. »Das ist ja cool.«
    Cricket reibt sich den Nacken. »Ach was, das schert niemanden.«
    Â»Machst du Witze?«, fragt St. Clair. »Er gehört zu den bedeutendsten Erfindern der Weltgeschichte überhaupt! Außerdem …«
    Â»Es ist unwichtig«, unterbricht ihn Cricket.
    Ich bin überrascht, doch dann fällt mir der erste Abend nach Crickets Rückkehr ein, als ich seinen zweiten Vornamen erwähnte und unser Gespräch daraufhin verlegen wurde. Irgendetwas hat sich verändert. Aber was?
    Â»Du musst ihm seinen Enthusiasmus verzeihen.« Anna grinst ihren Freund an. »Er ist ein Geschichtsfreak.«
    Ich kann es mir nicht verkneifen, mit Cricket zu prahlen. »Zufällig ist Cricket selbst ein brillanter Erfinder.«
    Â»Quatsch.« Es ist ihm unangenehm. »Ich bastle nur ein bisschen herum. Nichts Großartiges.«
    St. Clair ist entzückt. »Denk doch nur. Du bist der direkte Nachfahre des Mannes, der«, er zieht sein Handy aus der Tasche, »das hier erfunden hat!«
    Â»Hat er nicht«, entgegnet Cricket trocken.
    Â»Na ja, nicht genau das hier«, sagt St. Clair. »Aber die Idee dahinter. Das erste.«
    Â»Nein.« So deprimiert habe ich Cricket noch nie erlebt. »Ich wollte damit sagen, er hat das Telefon nicht erfunden. Punkt.«
    Wir sehen ihn alle drei verständnislos an.
    Â»Anna verwirrt«, sagt Anna.
    Â»Nicht Alexander Graham Bell hat das Telefon erfunden, sondern ein Mann namens Elisha Gray. Mein Urururgroßvater hat ihm die Idee geklaut. Und auch Gray war nicht der Erste. Es gab schon andere vor ihm, einen sogar noch bevor Alexander überhaupt auf der Welt war. Ihnen war nur nicht die Bedeutung ihrer Erfindung klar.«
    St. Clair ist fasziniert. »Soll das heißen, er hat die Idee gestohlen?«
    Â»Das soll heißen, Alexander hat die Idee gestohlen, den Ruhm dafür eingeheimst und eine unvorstellbare Menge Geld damit verdient, die ihm nicht zustand.« Cricket ist jetzt richtig wütend. »Das gesamte Erbe meiner Familie basiert auf einer Lüge.«
    Okay. Das würde die Veränderung erklären.
    St. Clair scheint ein schlechtes Gewissen zu haben, weil er Cricket unabsichtlich dazu gebracht hat, es uns zu erzählen. Er öffnet den Mund, um etwas zu sagen, doch Cricket schüttelt den Kopf. »Entschuldigung, ich sollte das nicht so an mich heranlassen.«
    Â»Seit wann weißt du das?«, frage ich schnell.
    Â»Seit ein paar Jahren. Hab ich in einem Buch gelesen.«
    Sein Gesichtsausdruck gefällt mir nicht. Andere Erinnerungen daran, wie widerwillig er immer über seine Erfindungen gesprochen hat, kommen mir in den Sinn. »Cricket … Dass er die Idee geklaut hat, heißt doch noch lange nicht, dass das, was du tust …«
    Aber er dreht sich ruckartig zu St. Clair um. »Sehen wir uns jetzt den Film an?«
    Anna und ich mustern ihn besorgt, aber St. Clair nimmt die Sache unbefangen in die Hand. »Ja, wenn die Damen unsere Dienste nicht mehr benötigen, können wir uns aus dem Staub machen, denke ich.« Cricket ist schon auf halbem Weg zur Tür. Mein Herz schreit vor plötzlichem Schmerz.
    Er bleibt stehen. Es ist, als würde er physikalisch von irgen detwas aufgehalten, das wir nicht sehen können. »Bist du nachher noch hier?«, fragt er mich. »Wenn der Film zu Ende ist?«
    Meine Kehle fühlt sich trocken an. »Ich denke schon.«
    Er beißt sich auf die Unterlippe. Und dann sind sie weg.
    Â»Der steht ja voll auf dich«, stellt Anna fest.
    Ich ordne einen Stapel Vierteldollarmünzen und versuche, mein pochendes Herz zu beruhigen. Was ist da gerade passiert? »Cricket ist ein netter Kerl. Er war immer schon so.«
    Â»Dann stand er immer schon auf dich.«
    Ja. Stimmt .
    Anna

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