Schmetterlinge im Gepaeck

Bells Zimmer.« Auch an seiner Tür klebt etwas. Es ist ein kleines Poster, auf dem eine Frau zu sehen ist, die eine Streitaxt gen Himmel stößt und rittlings auf einem weißen Tiger sitzt. Nackt.
    St. Clair grinst.
    Â»Bist du … sicher, dass das sein Zimmer ist?«
    Â»Absolut sicher.«
    Ich starre ungläubig die nackte Tigerfrau an. Sie ist dünn und blond und sieht ganz anders aus als ich. Aber das nur so nebenbei. Nicht dass ich was geben sollte auf die Meinung von jemandem, der sich so was an die Tür hängt. Aber trotzdem. »Und jetzt muss ich meinen Zug erwischen«, sagt St. Clair. »Dann mal viel Glück.« Und er saust nach draußen.
    Wenn er mich reingelegt hat, kann er was erleben.
    Ich atme tief durch. Dann noch mal.
    Und dann klopfe ich.

Kapitel zwanzig
    L o la?« Cricket macht ein erstauntes Gesicht. »Was machst du denn hier?«
    Â»Ich …« Jetzt, da ich vor ihm stehe, kommen mir all meine Vorwände lächerlich vor. Hey, ich war gerade in der Gegend, also dachte ich mir, ich komm mal vorbei und besuche dich. Ach, und ich wollte meinen peinlichen Hefter abholen, den ich dir nur geliehen habe, weil du mir netterweise deine Hilfe bei etwas angeboten hast, das mir ermöglicht, mit einem anderen Typen auf einen Ball zu gehen . »Ich wollte nur mal sehen, ob du irgendwelche Ideen für das Panier hast. Ich … bin etwas in Zeitnot.«
    Zeitnot ? Das Wort habe ich noch nie benutzt.
    Cricket steht immer noch unter Schock.
    Â»Ich meine, ich bin auch gekommen, um dich zu sehen. Natürlich.«
    Â»Tja. Du hast mich gefunden. Hi.«
    Â»Alles in Ordnung?« Ein Mädchen streckt hinter ihm den Kopf hervor. Sie ist größer als ich und schlank. Und sie hat goldblondes, natürlich gewelltes Haar und schimmernde gebräunte Haut, die eher nach Surfen als Solarium aussieht.
    Und sie sieht nicht gerade begeistert aus, mich zu sehen.
    Sie legt besitzergreifend eine Hand auf Crickets Arm. Sein Ärmel ist nach oben geschoben, also berührt ihre nackte Haut seine. Das Herz rutscht mir in die Hose. »T-Tut mir leid. Es war unhöflich von mir, einfach so hier aufzukreuzen. Wir sehen uns später, okay?« Und dann gehe ich mit ganz schnellen Schritten den Flur hinunter.
    Â» LOLA !«
    Ich bleibe stehen und drehe mich langsam um.
    Er sieht verblüfft aus. »Wo willst du hin?«
    Â»Ich wollte nicht stören. Ich war gerade in der Gegend, ähm, beim Shoppen, und … und natürlich hast du zu tun.« Komm wieder runter. Er kann sich treffen, knutschen oder – o nein – schlafen, mit wem er will.
    Â»Regnet es?« Das Mädchen guckt stirnrunzelnd auf meinen Regenmantel und die Gummistiefel.
    Â»Ach so. Nein. Sie passen zu meinem Kleid.« Ich öffne den Mantel, sodass man ein hübsches Kleid im gleichen Gelbton sehen kann. Cricket zuckt zusammen, als hätte er erst jetzt die Hand des Mädchens bemerkt. Er entzieht sich ihr und tritt in den Flur.
    Â»Das ist Jessica, eine Freundin. Wir sitzen gerade an unseren Physik-Hausaufgaben. Jess, das ist Lola. Ich … hab dir von ihr erzählt.«
    Jessica scheint sich über diese Information nicht zu freuen.
    ER HAT IHR VON MIR ERZÄHLT.
    Â»Du bist also gekommen, um am Kleid zu arbeiten?«, fragt er.
    Â»Ist nicht wichtig.« Ich gehe auf ihn zu. »Das können wir auch später machen.«
    Â»Nein! Du bist hier. Du bist nie hier.« Er sieht zu Jessica hinüber. »Wir machen die Aufgaben morgen fertig, okay?«
    Â»Klar.« Sie schießt mir einen tödlichen Blick zu und stürmt dann davon.
    Cricket achtet nicht darauf. Er hält mir die Tür weit auf. »Komm rein. Wie hast du mich gefunden?«
    Â»St. Clai… OH .«
    Â»Was ist?«
    Zwei Betten. Neben dem einen eine Sternenkarte, ein Periodensystem und ein Schreibtisch voller Papiere und Drähte und kleiner Metallteile. Neben dem anderen noch mehr nackte Fantasiefrauen, ein riesiger Fernseher und mehrere Spielkonsolen.
    Â»Du hast einen Mitbewohner.«
    Â»Ja.« Er klingt verwirrt.
    Â»Das, ähm, Bild an deiner Tür hat mich überrascht.«
    Â» NEIN . Nein. Ich bevorzuge Frauen mit … weniger blutrünstigen Raubtieren und weniger Waffen.« Er zögert und lächelt. »Dass sie nackt ist, geht in Ordnung. Aber sie bräuchte einen Golden Retriever und ein Fernrohr. Dann wäre es vielleicht okay für mich.«
    Ich muss