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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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Marie-Antoinette-Kleids liegt auf meinem Nähtisch und schimmert hellblau im Mondschein. Es ist fast fertig. Der Winterball ist erst in anderthalb Monaten, also bleibt noch mehr als genug Zeit.
    Aber das ist nicht mehr wichtig. Ich gehe nicht hin.
    Und es ist mir sogar egal, dass ich keinen Partner ab. Was wehtut, ist die Vorstellung, in einem so lächerlichen Aufzug dort zu erscheinen. Max hatte recht. Der Ball ist blödsinnig. Meine Klassenkameraden wären nicht beeindruckt von meinem Kleid; sie wären gnadenlos. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich schon die Falten des Stoffs anstarre, als vor meinem Fenster ein gelbes Licht anspringt.
    Â»Lola?« Ein Ruf durch die Nacht.
    Ich schließe die Augen. Ich kann nicht sprechen.
    Â»Ich weiß, dass du da bist. Ich komme rüber, okay?«
    Ich versteife mich, als ich das dumpfe Aufschlagen seiner Schrankboden-Brücke an meinem Fenster höre. Letztes Wochenende hat er noch einige Male nach mir gerufen, aber ich habe so getan, als würde ich ihn nicht hören. Ich lausche dem Knarren der Brücke, als sie sein Gewicht halten muss, und kurz darauf springt er lautlos auf meinen Fußboden. »Lola?« Cricket kniet an meiner Bettkante. Ich kann es spüren. »Ich bin hier«, flüstert er. »Du kannst mit mir reden oder es sein lassen, aber ich bin hier.«
    Ich schließe die Augen noch fester.
    Â»St. Clair hat mir erzählt, was passiert ist. Mit Max.« Cricket wartet darauf, dass ich etwas erwidere. Als ich stumm bleibe, fährt er fort. »Es … Es tut mir leid, dass ich dich nicht zurückgerufen habe. Ich war wütend. Ich hab Cal von diesem Abend in deinem Zimmer erzählt und sie ist total ausgerastet. Sie hat gesagt, sie hätte dich gewarnt, dich von mir fernzuhalten, und wir hatten einen Riesenstreit. Ich war sauer auf sie, weil sie hinter meinem Rücken mit dir geredet hat, und auf dich, weil du mir nichts davon erzählt hast. Als … Als dächtest du, dass ich nicht damit fertigwerde.«
    Ich schaudere und rolle mich zusammen wie ein Ball. Warum habe ich ihm nichts davon erzählt? Weil er nicht merken sollte, dass ihre Vorwürfe stimmen? Weil ich Angst hatte, dass er ihr mehr glauben würde als mir? Ich bin so blöd. Ich habe genauso viel Angst vor Calliope wie sie vor mir.
    Â»Aber … ach, das klingt alles falsch.« Ich höre ihn aufgeregt auf den Knien herumrutschen. »Was ich eigentlich sagen wollte – worauf ich hinauswollte –, ist, dass ich viel nachgedacht habe und eigentlich überhaupt nicht sauer auf dich bin. Sondern auf mich selbst. Ich bin schließlich derjenige, der in dein Fenster klettert. Ich bin derjenige, der sich nicht von dir fernhalten kann. Diese ganze verrückte Situation ist meine Schuld.«
    Â»Cricket. Es ist nicht deine Schuld.« Meine Stimme ist ein Krächzen.
    Er sagt nichts. Ich mache die Augen auf und er sieht mich an. Ich sehe ihn an. »Der Mond ist ganz schön hell heute«, sagt er schließlich.
    Â»Aber es ist kalt.« Die Tränen haben mich wieder. Sie kommen.
    Cricket streckt die Hand aus und streicht mir über den Hals. Dann nach oben an meinem Unterkiefer entlang bis zu meiner Wange. Ich schließe die Augen bei dem unerträglichen Gefühl, dass sein Daumen meine Tränen trocknet. Er drückt sie sanft weg. Ich drehe den Kopf und mein Gesicht liegt in seiner Hand. Er hält es mehrere Minuten lang.
    Â»Es tut mir leid, dass ich dir nichts von dem Gespräch mit Calliope erzählt habe«, flüstere ich.
    Er zieht vorsichtig seine Hand weg, und dabei bemerke ich, dass er wieder einen gemalten Stern auf dem Handrücken hat. »Ich ärgere mich nur, dass sie überhaupt mit dir gesprochen hat. Das Ganze geht sie nichts an.«
    Â»Sie hat sich bloß Sorgen um dich gemacht.« Als die Worte herauspurzeln, merke ich, dass ich sie glaube. »Und sie hat sich mit Recht Sorgen gemacht. Ich bin nicht gerade ein guter Mensch.«
    Â»Das stimmt doch nicht«, sagt er. »Warum sagst du so etwas?«
    Â»Ich war eine furchtbare Freundin für Max.«
    Langes Schweigen. »Hast du ihn geliebt?«, fragt er leise.
    Ich schlucke. »Ja.«
    Cricket sieht unglücklich aus. »Und liebst du ihn noch?«, fragt er weiter. Aber bevor ich antworten kann, sagt er im selben Atemzug: »Vergiss es, ich will es nicht wissen.« Und plötzlich ist Cricket Bell in meinem Bett, sein

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