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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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als würde Norah meine Eltern wegziehen, und dann höre ich Betsys klingelnde Hundemarken den anderen nach unten folgen.
    Im Flur ist es still.
    Ich bin allein. Ich bin tatsächlich allein.
    Ich werfe mich mit Schuhen und allem aufs Bett. Wie konnte Max nur so gemein sein? Wie konnte ich daraufhin so gemein sein? Er hat recht. Ich bin eine Lügnerin und nichts an mir ist echt und … ich bin nichts Besonderes. Es gibt nichts Besonderes an mir . Ich bin nur ein dummes kleines Mädchen, das auf seinem Bett weint. Warum kehrt mein Leben immer wieder zu diesem Moment zurück? Nach Cricket vor zwei Jahren. Nach Norah vor fast zwei Monaten. Und jetzt wieder, nach Max. Ich werde immer das kleine Mädchen sein, das auf seinem Bett weint.
    Bei dem Gedanken muss ich noch heftiger weinen.
    Â»Lola?« Ich bin nicht sicher, wie viel Zeit vergangen ist, als ich die leise Stimme vor meinem Fenster höre. »Lola?« Jetzt lauter. Er probiert es ein drittes Mal, eine Minute später, aber ich stehe nicht auf. Wie passend, dass Cricket ausgerechnet jetzt auftaucht, wo ich ihn zwei Wochen nicht gesehen habe. Wo er mich nicht zurückgerufen hat. Wo meine Seele todtraurig und düster ist.
    Ich bin ein schlechter Mensch.
    Nein, Max ist ein schlechter Mensch. Er ist schwierig, er ist herablassend, er ist eifersüchtig.
    Aber ich bin schlimmer. Ich bin ein Kind, das Verkleiden spielt und sich nicht mal selbst unter dem eigenen Kostüm erkennt.

Kapitel sechsundzwanzig
    D e r Verstand sagt mir, dass ich eine Art Erlösung brauche. Aber ich kann nicht mehr weinen. Ich fühle mich leer. Ausgelaugt. Und ich kann mich nicht bewegen.
    Nicht, dass ich das wollen würde.
    Das ist nämlich das Blöde an der Niedergeschlagenheit. Wenn ich ganz tief drinstecke, will ich sie nicht mehr loslassen. Sie wird ein Trost. Ich möchte mich mit ihrer Schwere zudecken und sie tief einatmen. Ich möchte sie nähren, wachsen lassen, züchten. Sie gehört mir. Ich möchte mit ihr untergehen, in ihren Armen einschlafen und ganz lange nicht aufwachen.
    Ich habe diese Woche viel Zeit im Bett verbracht.
    Wenn man schläft, will niemand was von einem. Niemand erwartet etwas. Und man muss sich seinen Problemen nicht stellen. Also hab ich mich zur Schule geschleppt und zur Arbeit. Und ich habe geschlafen.
    Max ist weg. Und nicht bloß weg im Sinne von »Er ist nicht mehr mein Freund«, sondern richtig weg. Ich habe Lindsey gebeten, ein Schulbuch zu holen, das ich in seiner Wohnung vergessen hatte, und sein Mitbewohner meinte, er habe am Dienstag die Stadt verlassen. Johnny wollte aber nicht verraten, wohin Max gegangen ist.
    Er ist also doch noch abgehauen. Ohne mich.
    Wenn es nur nicht so wehtun würde, an ihn zu denken. Und ich bin nicht deshalb so aufgewühlt, weil ich mit ihm zusammen sein möchte, sondern weil er mir so lange so viel bedeutet hat. Er war meine Zukunft. Und jetzt ist er nichts mehr. Ich habe ihm alles gegeben und jetzt ist er nichts mehr. Er war mein erster Freund, also werde ich ihn nie vergessen, aber ich werde in seiner Erinnerung verblassen. Bald werde ich nichts als eine weitere Kerbe in seinem Bettpfosten sein.
    Ich wusste nicht, dass es möglich ist, jemanden zu hassen und sich gleichzeitig nach ihm zu sehnen. Ich dachte, Max und ich würden für immer zusammen sein. Niemand hat mir geglaubt. Wir wollten allen beweisen, dass sie sich irren, aber jetzt sind wir diejenigen, die sich geirrt haben. Oder vielleicht habe nur ich mich geirrt. Wollte Max für immer mit mir zusammen sein?
    Die Frage ist so oder so zu schmerzhaft, um darüber nachzudenken.
    Meine Eltern machen sich Sorgen, aber sie lassen mich in Ruhe, damit ich mich erholen kann. Als könnte man sich von einem gebrochenen Herzen erholen.
    Es ist ungefähr Mitternacht – nicht mehr ganz Freitag, noch nicht ganz Samstag – und der Mond ist wieder voll. Die Bauern nennen den Vollmond im Dezember traditionellerweise den »Kalten Mond« oder den »Lange-Nächte-Mond«. Beides scheint mir heute passend zu sein. Ich hab mein Fenster geöffnet, um seine Kälte und Länge besser aufnehmen zu können und um damit die Kälte in mir zu nähren, aber das war eine dumme Idee. Ich bin am Erfrieren. Ich hatte wieder eine lange Schicht im Kino, bin total erledigt und kann mich nicht aufraffen, es zu schließen.
    Aber ich kann auch nicht schlafen.
    Der seidige Stoff meines

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