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Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)

Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)

Titel: Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Ruth
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Filigrantechniker
zurecht. Der junge Rekrut drehte sich wieder um und griff nach dem Ringkissen.
Der goldene Siegelring glänzte stolz und wartete auf seinen nächsten Auftritt.
      Der
Lordprotektor streckte beide Hände nach vorne.
    Erst
jetzt sah der junge Rekrut den neuen Ring an seiner linken Hand. Eine blauschimmernde
Rose. Er wusste zwar, was es mit diesem Ring auf sich hatte, denn jeder Soldat,
jeder Offizier, jeder Nila und gar jede Institution, die die Union beherbergte,
hatte eine Nachricht bekommen mit der Anweisung, dem Träger dieses Ringes jeglichen
Wunsch und Befehl uneingeschränkt und ohne Rücksprache nachzukommen, aber die
niederen Klassen hatte nicht erfahren, wer der Träger des Ringes war.
      »Oh,
wie wundervoll«, rutschte es dem Rekruten heraus. Ein Lächeln entsprang dem
Gesicht des Lordprotektors.
      »Wie
ist dein Name, mein Sohn?«, wollte Kangan Shrump jetzt wissen. Er erinnerte
sich an das, was er sich vorgenommen hatte.   
      »Sulivan
Blue«, sagte der junge Rekrut.
    »Betrachte
dich als befördert.«
    Der
junge Soldat zeigte keine Gefühlsregung in seinem Gesicht. Ganz wie er es gelernt
hatte. Er steckte dem Lordprotektor den Siegelring an seine rechte Hand. Dann
drehte er sich um und reichte ihm die Verfassung.
      »Komm
Junge! Gleich wollen wir einen weiteren Planeten zivilisieren. Und du kommst
mit!«, sagte er und ging zum Ausgang seines Privatgemaches. Er musste noch die
formelle Annektionserklärung zu dem Planeten herunterschicken - ganz nach
Vorschrift.
     
    ******

54.
     
     W ansul hatte sich auf
seine Schulter gesetzt. Stephanus tunkte die Feder in die Tinte ein.
     
»Wie viel hast du in den Geschicken des Universums schon rumgerührt?«, fragte
der Chronist.
     
»Ach, eigentlich überhaupt nicht viel. Fast gar nicht. Das haben die alle schön
alleine gemacht. Außerdem habe ich fast alles schon wieder vergessen. Du weißt
doch, ich bin ziemlich alt«, sagte Wansul und schaute zu, wie der Chronist der
Erde für ein neues Kapitel ausholte und schrieb: Hier! Dort! Und weit entfernt!
     
    ******

55.
     
     L ord Vanduld, der oberste Magistrat der Union auf
Sadasch, saß an seinem Schreibtisch und erledigte seinen Papierkram. Eigentlich
war es ja gar nicht sein Schreibtisch. Es war der Schreibtisch der Abgesandten
Fu Ling Shu. Aber sie brauchte ihn ja jetzt nicht mehr. Ob sie noch am Leben war,
wusste er nicht. Zumindest hatte es keine Gerüchte gegeben, dass dem so wäre.
Lebewesen in der Not klammern sich gerne an einen Hoffnungsträger. Aber für diesen
Planeten gab es halt keine Hoffnung mehr. Das stand fest.
      Die
Union war hier nun mit ihrer vollen Präsenz und daher war es auch egal, ob die
Abgesandte noch am Leben war…oder nicht.
    Wahrscheinlich
befand sie sich unter den Millionen von Toten. Sie hatten ein Exempel
statuiert, das in der Geschichte des Universums seinesgleichen suchte.
Natürlich war er zu Kriegsbeginn etwas angespannt gewesen und das rächte sich
jetzt an seinem Nacken. Lord Vanduld wendete seinen Kopf auf seinen Schultern
und ein leichtes Knacken war zu hören. Das Gebäude, in dem er untergebracht
war, hatte vorher allen Politikern der Planeten gedient. Es war auch zugleich
der Sitz der Vertretung des ganzen Galagha-Systems gewesen. Es war eine Art
Wolkenkratzer mit einer Höhe von knapp 2100 Metern.
      »Architektonisch
eigentlich gar keine Meisterleistung«, dachte sich der Lord.
    Simple
Lebewesen, simpler Planet.
      Nur
mit einem einfachen Gemüt hatte auch die Revolution stattfinden können. Intelligentere
Lebewesen hätten das gar nicht erst gewagt. Aber jeder war seines eigenen
Glückes Schmied… oder seines Unterganges. Hier waren sehr viele untergegangen.
Als er sich so reckte und streckte, stand er auf und ging zu der Panoramafront
seines neuen Büros. Der Planet hatte viele Wälder und Bergketten. Einige waren
sogar schneebedeckt. Viele der Lebewesen hatten sich dorthin retten können.
Irgendwo da draußen irrten sie herum und mussten Hunger und Kälte leiden. Aber
das war ihm egal.
      Ihr
Schicksal, nicht seins.
    Rein
statistisch hatte er die geforderte Totenzahl des Vorsitzenden der Union,
Claudius Brutus Drachus, erreicht. Dafür würde er eine Belohnung bekommen. Da
war er sich sicher. Er ging wieder zu seinem Schreibtisch und nahm sich die
Tasse Tee, die dort stand, und wanderte dann wieder zu der Fensterfront zurück.
Wie weit konnte er von hier oben eigentlich in die Landschaft schauen? Er
konnte es nicht sagen.

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