Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)
Doch so schnell er diese Worte gehört hatte, waren sie
auch wieder aus seinem Gedächtnis verschwunden. Hatte gerade jemand mit ihm
gesprochen?
»Ach
ja. Sarah. Sie hatte gesagt, sie liebe ihn«. Stolz erfüllte ihn jetzt. Kräftig
stand er auf und wollte mit geschwollener Brust auf den Gang treten.
»Die
schönste Frau der Welt, ja, die schönste Frau des ganzen Universums hatte ihm,
ihm, Jens Taime, gerade gesagt, dass sie ihn liebte«, dachte er. Doch so
schnell er dieses Hochgefühl hatte, so schnell plumpste es auch wieder in den
Keller.
»Aber
sie ist nicht da. Nicht heute. Nicht morgen. Nicht übermorgen. Nicht heute
Nacht. Das ist nicht fair!!!«
Dunkle
Wolken kreisten um ihn herum. Aber auch diese waren so schnell wieder vorbei,
wie sie gekommen waren, und seine Laune pegelte sich in totaler, unbewusster
Verliebtheit wieder ein. Ein Kribbeln durchzuckte seinen Magen. Dieses
Kribbeln, das er jedes Mal verspürte, wenn er an sie dachte. Schlimmer war
dieses Kribbeln in den drei gemeinsamen Tagen auf der Erde gewesen. Sarah hatte
nur einen Moment von ihm entfernt sein müssen…und es hatte sofort wieder
eingesetzt. Immer wieder in dieser Vorfreude, dass sie jetzt gleich wieder da
war. Eine herzliche Nervosität gemischt mit einer Sicherheit, aber auch
Anspannung und Neugierde, auf das, was als nächstes kommen würde. Wenn er dann
einen Kuss von ihr bekommen hatte, waren seine Sinne explodiert.
Ja,
das waren Schmetterlinge im Bauch.
Jens
stand auf und ging auf den Flur.
»Die
tollste Frau, die es gibt, liebt dich! Nur dich!!«, hallte es in seinem Kopf
nach. »Hehe. Bin doch der Beste«, pushte ihn sein Ego. Apropos Schmetterlinge
im Bauch. Wo war eigentlich seiner?
Jens
verließ gerade die Kabine mit dem Kaffee-Automaten, als ihm Sebastian und
Pharso begegneten. Lukas kreiste besorgt über Sebastian – der Junge sah
irgendwie gar nicht gut aus. Pharso hatte einen besorgten Blick aufgelegt.
»Morgen«,
sagte Jens zu den beiden. »Was ist denn mit dir los? Hat Garth dir wieder was
ins Essen gemischt?«, fragte er und wollte für ein kleines Lächeln in
Sebastians Gesicht sorgen. Garth hatte nämlich vorgestern, wie er selber sagte,
ein klein wenig »Luft-Pulver« in die Pfefferstreuer der Kantine getan. Da aber
in der Kantine fast immer irgendwelche Personen anwesend waren, ein Austausch
der Inhalte also hätte auffallen müssen, hatten sie eine Teilnahme von Schmetterlingen
an der ganzen Garth-Aktion nicht ausschließen können, ja, gar stark vermuten
müssen. Zumindest bekamen die meisten Passagiere an Bord in den folgenden 24
Stunden extreme Blähungen… und Garth hatte sichtlich seine Freude daran gehabt.
Anfänglich waren alle noch recht sauer über diesen Streich gewesen, doch hatten
sie, nachdem das Schlimmste vorüber gewesen war, von strengeren Maßregelungen
abgesehen. Nicht, dass hier an Bord nichts zu tun gewesen wäre. Doch hatten diese
extremen Blähungen nicht wirklich jemand geschadet.
Auffällig
war nur, dass Oskar, Judith und Lukas immer solche Sprüche wie »Hier oben ist
die Luft viel besser« oder » Zum Glück hab ich so einen kleinen Bauch«,
abgelassen hatten.
Aber
Sebastian sah jetzt gerade wirklich nicht gut aus und Jens bemerkte schnell,
dass er wohl keine Blähungen hatte, oder wieder einem von Garths Streichen
aufgesessen war.
»Gut,
dass du da bist«, sagte Pharso. »Wir gehen zu Sebastians Kabine. Willst du
mitkommen? Bitte?«, fragte Pharso Jens bestimmend. »Ja klar«, nickte Jens und
rührte in seinem Kaffee. Sebastian hatte kein einziges Wort gesagt. Abgesehen
von den Blähungen ging es ihm zum ersten Mal an Bord nicht gut, eher wirklich
schlecht. Ihm war übel. Als sie die Kabine von Garth und Sebastian erreichten,
war der Bander verschwunden. Mit ihm aber auch alle Bettdecken und Kopfkissen.
Sebastian legte sich auf sein Bett, streckte die Beine aus und ließ ein
entspannendes »Aaaah«, wie ein alter, sorgenvoller Mann, heraus.
»Warte«,
sagte Jens sofort. Schnell zog er seinen Pullover aus und legte ihn unter
Sebastians Kopf.
»Schau.
So ist es besser«, erklärte er. Sebastian lächelte gequält.
»Was
ist los? Bist du krank?«, fragte Jens, eher an beide gerichtet. Lukas war auf
Sebastians Bauch gelandet, hatte sich im Schneidersitz hingesetzt und den Kopf
in die Arme gelegt.
Schmetterlinge
wurden nicht krank. Zumindest hatte er noch nie was davon gehört. Er kannte
diese Situation nicht. Also konnte er nur
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