Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)
warten. Eigentlich wollte er gerne
wissen, wie es so ist, mal so richtig krank zu sein, doch sein Gefühl sagte
ihm, dass solche Fragen jetzt und hier nicht angebracht waren.
»Nein…«,
antwortete Sebastian, »…ich glaube nicht. Es ist etwas Anderes.« Pharso und
Jens hatte sich die beiden einzigen Stühle in der Kabine genommen und sich zu
ihm ans Bett gesetzt.
»Es
sind nur noch drei Wochen bis Orso«, führte Pharso an.
»Gut,
dass wir drei jetzt hier alleine zusammen sitzen. Eigentlich sah unser Plan so
aus, dass Sebastian auf Tesla erstmal dem Rat vorgeführt wird. Dann sollte er
sich mit den anderen Hütern der Ritter zusammensetzen und ihrem Wissen
lauschen. Wir hoffen, dass er dabei sein eigenes Wissen Stück für Stück wiedererlangt.
Und vielleicht finden wir dann etwas über das Erbe der Ritter heraus, das uns
gegen die Union helfen kann«, sagte Pharso.
»Ihrem
Wissen lauschen, klingt irgendwie komisch«, meinte Jens. Ihm fiel nichts
Anderes ein.
Sebastian
schaute Jens an. Irgendwie war er zu einem großen Bruder für ihn geworden. Jens
übernahm des Öfteren das Wort für Sebastian und sprach das aus, woran er
dachte. Und Sebastian merkte, dass die Worte aus Jens’ Mund anderen Anklang bei
Pharso fanden, als wenn er sie ausgesprochen hätte. Sebastian merkte auch, dass
Pharso, obwohl er höchsten Respekt vor Sebastian hatte, und wahrscheinlich auch
sein Leben für ihn opfern würde, in ihm doch den kleinen Jungen sah… und nicht
den großen Ritter Samis.
Sebastian,
wenn nicht Samis aus ihm sprach, und das war wahrlich nicht oft, fand die
Gegenwart von Jens beruhigend. Er war gerne in seiner Nähe. Er fand ihn auch
irgendwie cool, jetzt, da er ihn näher kennengelernt hatte.
Auf
dem Gymnasium war Jens nur ein Lehrer gewesen, dessen Worte ja ganz nett waren
- aber das war es auch schon. Wirklich seinen Ratschlägen zugehört, vom Lehrer
zum Schüler, hatte er sowieso nicht. Was wusste denn schon ein Lehrer?
Aber
jetzt hatte sich die Situation geändert. Jens sprach auch so anders. Er hätte
nicht gedacht, dass ein Lehrer so fluchen konnte, und was er dabei mochte,
war, dass Jens dabei niemanden beleidigte.
»Ich
soll dir schöne Grüße von zuhause bestellen«, richtete Jens ihm aus. Sebastian
strahlte ein wenig auf.
»Es
geht ihnen allen gut«, sagte er weiter. Lukas lächelte jetzt. Jens schaute
Lukas an und dachte, dass er sich diesen kleinen Schmetterling mal krallen
müsste. Ihm kam gerade der Gedanke, dass Lukas, wenn er abends in seine
Schmetterlingswelt zurückkehrte, ja auch Sonja treffen müsste, Sarahs
Schmetterling.
Jens
guckte Lukas verstohlen an, aber der bemerkte den Blick nicht. Seine Gedanken
kreisten gerade über das Wohl von Sebastian, und er dachte darüber nach, dass
er schnell wieder gesund werden sollte.
Außerdem
hatte er sich gerade fest vorgenommen, auch einmal krank zu werden. Vielleicht
Grippe…oder eine Flügelentzündung. Was Kleines halt. Aber zumindest etwas,
womit man vor den anderen angeben konnte, dass man »das Schlimmste vom
Schlimmsten gehabt hatte« und dass er »gerade noch so dem Tod entkommen war«.
Auch wollte er dann wieder gesund sein, damit er sich freuen konnte, dass er
nicht krank war.
»Irgendwie
habe ich das Gefühl, wir sollten nicht nach Orso fliegen«, kam es jetzt aus
Sebastian heraus. Pharso und Jens schauten ihn überrascht an. »Ich weiß nicht
warum, aber wir sollten irgendwo anders hinfliegen«, fügte er an.
»Wieso?«, fragte Jens. Er wusste ja noch nichts von dem, was sich zuvor
abgespielt hatte.
»Sebastian,
oder Samis, hatte vorhin eine Art Echtzeit-Vision«, erklärte Pharso.
»Wovon?«,
hakte Jens nach. Pharso schaute Jens ernst an.
»Es
ging um das Schicksal von Lebewesen. Von vielen. Und es hatte was mit dem Tod
zu tun«, sagte Pharso. Jens Miene verfinsterte sich. Er merkte gerade, dass
der gemütliche Teil der Reise wohl vorbei war. Es war halt doch ernst, was sie
hier machten. Außerdem war ja
Sebastian
nicht der Einzige gewesen, der über das Universum aufgeklärt worden war.
Die
Berichte über die Union, die Nilas und den Vorsitzenden waren schon besorgniserregend.
Er war ja schließlich auch Geschichtslehrer und da hatte er ja so seine
Erfahrung mit politischen Systemen und ihrer Geschichte. Nazis, Kommunisten,
grausame Monarchen...
Ihn
schüttelte es. Er stand definitiv auf der anderen Seite. In der Geschichte
hatte es immer Menschen und Gruppierungen
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