Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)
unsere komplette Geschichtswissenschaft einem Irrtum
gleicht?«, fragte Kuhte mit geöffneten Mund. Die Basis, das Fundament schien
vor seinen Augen zu zerfallen.
»Nein.
Es ist alles wahr, was geschrieben wurde. Denn die Ritter griffen nicht in die
Entwicklung der Menschheit ein. Sei es in Form von wissenschaftlicher Hilfe,
noch in einer anderen Form. Die Ritter lenkten nur ein wenig, beschleunigten aber
nichts. Nichts ist wichtiger für die Identität, als die eigene Geschichte zu
schreiben.«
»Und
sie können mit einem Raumschiff ins Weltall fliegen? Einfach so mal eben?« »Ja,
das konnten wir. Sagt ihnen die Schlacht an der Milvischen Brücke etwas?«,
wollte der Schmetterling wissen. Die beiden Professoren schnauften jetzt auf.
Aber bitte. »Konstantin der Große. Oktober 312. Nach Christus versteht sich.
Konstantin der Große besiegte seinen Rivalen Maxentius.« »Pffff«, machten die
Professoren. Lächerlich diese Frage. »Gab es da nicht etwas, bei dem im
Nachhinein gesagt wird, es wäre ein Zeichen Gottes gewesen?
Vielleicht
schon der Beginn des Siegeszuges des Christentums?«, fragte Sonja weiter.
»Besser
des Christengottes. Ja. Eine Art Lichtkreuz soll am Himmel gewesen sein. Sehr
selten eigentlich.« »Es war das Triebwerk eines Transporters von uns!«, sagte
Sonja und konnte sich ein Grinsen nur schwer unterdrücken.
»Woher
willst du das denn wissen?«, fragte der Professor jetzt. »Haben sie sich noch
nie gefragt, warum Maxentius seine Soldaten so bescheuert mit dem Rücken zum
Tiber hat aufstellen lassen? Eine militärisch absolut beknackte Anordnung? Er
hätte doch einfach in der Stadt Rom bleiben können. Sie wissen ja, dass Rom als
uneinnehmbar galt?« »Ja, also ganz so genau geklärt ist das ja nicht. Die Geschichtsschreiber
wie Eusebius und Laktanz berichten da eher von der Seite Konstantins. Von der
Seite des Maxentius, also aus seiner Sicht, wird eigentlich kaum was
berichtet«, erklärte Nadel jetzt. »Na, dreimal dürfen sie raten, wer ihm diesen
schwachsinnigen Floh mit dem Auszug der Truppen aus Rom ins Ohr gesetzt hat!«
»Einer von ihren Rittern!« »Rischtisch!«, sagte Sonja. Die Aussprache dieses Wortes
hatte sie aus dem Fernsehen.
»Xamorphus,
Ritter der Blauen Rose und seine Gemahlin Gwendoline waren zu diesem Zeitpunkt in
Rom und gehörten zu den engsten Beratern«, erklärte Sonja. »Und hier sind wir schon
bei der Stelle, bei der sie uns helfen werden. Doch kommen wir noch eben wieder
auf die unterirdische Sternenbasis zurück. Selbstverständlich haben die Ritter
auf ihrem selbst gewählten Heimatplaneten eine der größten dieser Anlagen
gebaut. Und wie nun mal zu jedem Ritter ein Schmetterling gehört, haben auch
damals die Schmetterlinge den Bau und das Geschehen pflichtgetreu dem
Chronisten Stephanus diktiert.
Nun
hat er aber nicht nur in seinen immer fortlaufenden Chroniken den Bau dieser
Basis festgehalten, sondern parallel für sich ein eigenes, mit allen Plänen und
Karten versehenes Extra-Buch angelegt.
Den
Namen kennen wir nicht. Wir wissen nur, dass es existiert und dass es als
letztes von keinem anderen als Galileo Galilei benutzt worden war. Von da ist
es in die Hände eines Mönchs gelangt, der im Namen der Inquisition die
Unterlagen des Galilei fortschaffen sollte. Bevor noch die Kirche dieses Buch in
ihren Besitzverzeichnissen aufgenommen hatte, war es auch schon wieder
verschwunden. Der Mönch muss es irgendwo in Rom versteckt haben, weil allein
der Besitz für ihn schon tödlich gewesen wäre. Das wusste er. Unsere Quelle hat
sich dem Vatikan als Versteck hingehend ein wenig korrigiert. Idiot. Aber egal.
Wir gehen nun deswegen davon aus, dass es nie wieder Rom verlassen hat, und
nach dem Tod des Mönchs vergessen wurde. Jetzt haben wir noch einen letzten
Tipp bekommen. Der Mönch soll es in einem Bauwerk mit eingebettet oder
irgendwie versteckt haben. So genau hat uns das unsere Quelle nicht verraten,
oder sie hatte es einfach vergessen«, sagte Sonja und musste dabei den Kopf
schütteln…so ein Trottel.
»Auf
jeden Fall gibt es einen starken Zusammenhang mit dem Buch und einem Bau- oder
Kunstwerk aus der Zeit von Papst Urban VIII. und dem für die Zensur
verantwortlichen Inquisitor Niccolò Riccardi.
Mehr
wissen wir nicht«, sagte Sonja zu den beiden Professoren. Die beiden hatten dem
ganzen Monolog gebannt gelauscht. Dann drehte sich Kuhte in seinem Sessel zu
Nadel rum.
»Durch
die Klimaanlage
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