Schmetterlingsgeschichten - Chronik IV - Schmoon Lawa (German Edition)
korrigierte er sich selber… wenn er das nicht vergaß.
Da
kannte er sich selber recht gut, und die Gefahr bestand halt.
Aber
jetzt wollte er erstmal dieses Mädchen hier herausführen.
»Du bist der Schmetterling aus meinen Träumen?«
»Ich
denke schon. Weißt du, das kann nur ich. Ich meine, in Träume steigen. Aber wer
weiß schon, was du alles so träumst. Vielleicht hattest du ja einen richtigen
Traum mit einem richtigen Traumschmetterling, dann war das natürlich nicht ich.
Aber wenn du den Traum meinst, in dem ich war, dann bin ich der Schmetterling
aus deinen Träumen. Ja, das ist eine gute Möglichkeit. Wahrscheinlich bin ich der
Schmetterling aus deinen Träumen. Aber sicher kann man sich da nie sein.
Ziemlich viel los in euren Träumen. Aber die Sicherheit, nach der du suchst,
das bin ich. Ich bin dein kleines bisschen Sicherheit, in einer Zeit, in der
nichts sicher scheint.«
»Dann hat Gott meine Gebete erhört. Ich bin ihm doch nicht egal.« Wansul musste
schlucken.
Er
und Religion, das waren zwei unterschiedliche Paar Schuhe, wie sie
unterschiedlicher nicht sein konnten.
Vorsichtig
schaute er sich um, aber die anderen schliefen. Niemand würde ihn sehen können,
hoffte Wansul. Außerdem war er ja klein. Da war das schon schwieriger, ihn hier
zu entdecken, sagte er sich zumindest selber. Selbstberuhigung. Er wollte
gerade noch einen Satz sagen, da ertönte eine Stimme.
»Mit wem unterhältst du dich da?«, wollte Hubba wissen, der gerade am Eingang
vorbeikam.
»Nichts. Mit niemandem. Nur so mit mir. Dann kann ich besser denken.«
»Ah, okay. Aber mach leiser! Die anderen brauchen morgen ihre Kräfte, die sie
aus einem starken Schlaf gewinnen«, flüsterte er jetzt und ging einfach weiter.
»Du bist nicht von Gott gesandt?«
Wansul
war ein wenig nervös dabei. Ihm war die Frage schon mal früher gestellt worden,
als er das verneinte, hatte sich die Frau in eine Schlucht gestürzt. Warum musste
immer er in solche Situationen gebracht werden?
Aber
Wansul konnte auch nicht lügen.
»Dein
Gott ist da und hört dir zu. Da bin ich mir sicher. Vielleicht mischt er ja bei
der ganzen Sache auch mit. Da solltest du vielleicht lieber einen Priester
fragen. Aber wir haben unsere Aufgabe und die ziehen wir durch. Und du wolltest
doch Sicherheit.«
»Dann hat Gott euch geführt. Das würde bedeuten, ich kann Buße tun und erlange Vergebung,
wenn ich mit euch arbeite. Da gibt es keinen Zweifel dran. Das ist meine letzte
Chance, mich vor der Hölle zu retten. Er hätte mich auch schon längst verdammen
können, aber er ist gütig, ein Gott der Barmherzigkeit und gibt mir mit euch
noch einmal diese Möglichkeit. Jeder darf auf seinem Weg umkehren und mit ihm gehen.
Dann war er auch in meinem dunklen Lebensabschnitt da. Das steht jetzt fest.
Ich danke dir, dass du hier bist. Jetzt kann alles nur noch besser werden.
Tiefer als unten gibts nicht… und danach geht es nur nach oben.«
»Äähmm. Ja, ja. Genau. Allerdings weiß ich jetzt nicht mehr, warum ich hier
bin. Warte… gleich hab ichs… äh… Moment… ja, ach nein, das war es nicht… warum
musst du denn auch so was Schweres sagen, bei dem ich immer anfange, drüber
nachzudenken… ja, jetzt, nein, auch nicht….dein Name war doch Jürgen, oder?...
nein… auch nicht… so was wirft mich immer aus der Bahn… mental, mein ich…
Hmmm…«, grübelte er weiter.
Natalia
fand das irgendwie süß und griff nach ihm mit ihrer Hand. »Wow«, war die sanft,
dachte Wansul nur, als sie ihn packte. Jens Hände waren viel rauer und meistens
schlug er nach ihm.
Ach,
das stimmte gar nicht.
DER
hatte noch nie nach ihm geschlagen. Weichei.
Ach
ja, jetzt fiel es ihm wieder ein: Jens war sein Ritter. Ein bisschen blöde vielleicht,
aber unter Kumpels durfte man das denken. Zwar nicht sagen, und so lange er das
nur dachte, so lange sagte er das ja nicht. Da war er sich sicher.
»Ich bin Natalia«, sagte sie und gab ihm einen Kuss auf die Nase. Als er darauf
nichts sagte, merkte sie schon, dass er ein wenig schlaffer in ihrer Hand
geworden war, und führte ihn ein wenig zu dem Licht, das aus der Dachöffnung
hereinströmte.
Jetzt
sah sie auch, warum er nicht antwortete.
Er
hing leblos da – ohnmächtig.
Sie
stupste ihn mit ihrem schlanken Zeigefinger an.
Schnell
schüttelte Wansul den Kopf. Orientierungslos. Dann hatte es den Anschein, dass sein
Köpfchen gerade einen Restart hatte, ein Geistesblitz nach
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