Schmetterlingsgeschichten - Chronik IV - Schmoon Lawa (German Edition)
waren allerdings keine zu sehen. Und Johnny
war eigentlich hier, um ihn zu einer Besprechung mit Jack und Sarah abzuholen.
Nervös wackelte Johnny jetzt mit den Fingern.
»Ääh.
Professor. Ich soll sie ja eigentlich nur zum Meeting holen. Das, wovon ich
schon die letzten beiden Tage gesprochen habe. Es ist absolut wichtig, dass sie
mitkommen.«
Der
Professor schluckte, während sein Gesicht hinter dem Buch vergraben war. Ja,
davon hatte der Schmetterling wirklich die letzten Tage immer wieder
gesprochen. Und wenn Johnny so was nicht vergaß, dann konnte das nur bedeuten,
dass es auch wirklich wichtig war.
Mist,
verdammter. Und wer passte hier auf?
Im
selben Moment als Kuhte hinter seinem Buch hoch schaute, trampelten die beiden
Ziegen in die offene Tür eines Quartiers hinein, das in Sichtweite lag. Johnny
fiel ein Stein vom Herzen.
Kuhte
schaute sich um und sah nur Menschen auf- und abgehen – die Tiere nicht.
»Ich
passe hier auf, bis sie wieder da sind«, bot Johnny an.
Kuhte
war sichtlich verzweifelt. Aber eins hatte er schon mitbekommen: Dass sowohl
die Erwachsenen als auch die Kinder auf das Wort des Rock‚n’Roll-Schmetterlings
hörten. Konnte er? Professor Kuhte kratzte sich am Kopf.
Was
sollte er anderes machen?
Mit
dem ausgestreckten Zeigefinger fuchtelnd sagte er: »Ich bin sofort wieder da.
Und lass wirklich niemanden, aber auch wirklich niemanden hier rein. Keinen
Erwachsenen, kein Kind. Ist das klar?« Schnell nickte Johnny.
»Ja,
ja.«
Der
Professor legte das Buch aufgeschlagen auf den Stuhl. Wo war jetzt der nächste
Launch nochmal?
Ein
wenig orientierungslos stürmte er nach links los. Kaum war der Professor außer
Sichtweite, da kamen die beiden Ziegen um die Ecke und steuerten genau auf den
Stuhl und Johnny zu. Ohoh.
Von
»keinen Zutritt für Tiere« hatte der Professor doch nichts gesagt, oder?
Als
erstes fiel das Buch vom Stuhl, als die beiden Ziegen ihn streiften, während
sie in die Bibliothek marschierten…
******
12.
D er Raum hatte nur gedimmtes Licht. An der Seite liefen
kleine künstliche Feuersäulen mit metallischer rot-goldener Farbe zur Decke.
Direkt
nach dem Knick fingen die einzelnen künstlich brennenden Streifen an, sich zu
verstricken und verwandelten sich dabei in wunderschöne Rosenzweige, die in der
Mitte der Decke in die Blüte einer blauen Rose mündeten. Das war der
Mittelpunkt.
Darunter
zeichneten sich die Konturen eines jungen Mannes ab, der mit einem Schwert in
der Hand einzelne, feine Bewegungen machte.
Ein
Schattenkampf. Sanft und gefühlvoll glitt die Klinge durch den Raum, geführt
von einem Meister. Bis auf die wenigen Momente, in denen der Kämpfer seine
Klinge zischend schnell führte, ging kein einziges Geräusch durch die Luft.
Hier
übten der König der Schwerter und der oberste Ritter des Rosenordens.
Ihre
Bewegungen zeugten von absoluter Präzision, von Einklang und Harmonie. Dorthin,
wo diese beiden gingen, veränderte sich die Atmosphäre. Allein ihre Gegenwart
hatte schon so manch einen Herrscher in die Knie gezwungen… und würde es auch
noch in Zukunft schaffen.
Als
die Übung vorbei zu sein schien, verharrte der junge Mann, zog die Füße
zusammen, nahm das Schwert in beide Hände und hielt sich den Knauf so vor den
Bauch, so dass die Klinge senkrecht in die Höhe zeigte. Als würde ein
beidseitiges »Danke« durch die Luft ziehen, entsprangen in dem Moment aus der
Spitze des Schwertes kleine weiße Lichtpunkte. Erst einer, dann zwei, dann drei
und immer mehr.
Seelenruhig
verharrten Klinge und Fleisch. Immer mehr dieser kleinen schneeflockenartigen Lichterscheinungen
sprudelten wie bei einem Wasserstrahl in die Höhe und verteilten sich. So lange,
bis das menschliche Auge denken konnte, dass sich die beiden in einem weißleuchtenden
Schneesturm befanden. Auf einmal öffneten sich mit einem leichten Knacken Teile
des Mauerwerks des Raums. Dort, wo vorher die Flammen in der Mauer gewesen
waren, hatten sich Fenster aufgefaltet. Es war dunkel draußen. Jetzt durchfuhr die
tanzenden Lichtpunkte ein Impuls, der sie durch die Wandschlitze in die
Freiheit führte.
Als
der Fluss aus der Spitze des Schwertes endete, verbeugte sich der oberste Ritter,
drehte sich um und ging auf einen Tisch zu, der vorher noch nicht sichtbar
gewesen war.
Obwohl
es jetzt wieder dunkler wurde, konnte man einen Schmetterling sitzen sehen,
dessen Füße von der
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